St. Martin

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St. Martin Zorneding

Kirche St. Martin Zorneding
Der erste Holzbau einer Kirche, welcher nach Ausweis des Martins-Patroziniums und nach lokaler kirchlicher Hinwendung, die sich in den Stiftungen zweier Adeliger an das Bistum Freising aus den Jahren 813 und 821 äußert, schon im frühen 9. Jahrhundert bestanden haben dürfte, wurde zu unbekanntem Zeitpunkt durch einen gotischen Steinbau ersetzt. Aus diesem sind heute noch einige Inventarien erhalten (insbesondere die Madonna, ein großes Wandkreuz, der Taufstein aus Rotmarmor, einige Grabplatten). 
Dieser erste Steinbau musste jedoch wegen Baufälligkeit abgebrochen werden und wurde 1719-21 durch einen barocken Neubau ersetzt. Baumeister war nach bislang vorherrschender kunsthistorischer Annahme wohl der Münchner Hofbaumeister Joh. Georg Ettenhofer, nachdem der Zornedinger Pfarrkirche besondere Stilbezüge zu einem seiner Werke, der nach Plänen von Giovanni Antonio Viscardi gebauten Klosterkirche zu Fürstenfeldbruck, zugeschrieben werden. Gleichzeitig ergeben sich aber weitere markante Stilbezüge zur Grafinger Stadtpfarrkirche, einem Werk des Baumeisters Thomas Mayr aus Grafing, der ursprünglich mit dem Bauplan und dem Kostenvoranschlag für die Zornedinger Kirche beauftragt war. Bemerkenswert ist auch der Stuck, ausgeführt im Wechsel zwischen Arkanthusranken, geometrisch angeordnetem floralem Bandwerkund Muscheldekor. Er zeigt bemerkenswerte Stilbezüge zum Werk Johann Baptist Zimmermanns in der Grafinger Marktkirche und vor allem zum Chorraum von Weißenfeld, möglicherweise einem Werk aus der Schule des Meisters. Sehr enge Stilbezüge ergeben sich aber zur Werkstadt Zwerger aus dem Schliersee-Miesbacher Raum, womit der Stuck wohl in diesem Werkstadtkreis oder -umfeld, vielleicht auch von zwei Künstlern, ausgeführt wurde. Weitere Stilbezüge lassen einen einheimischen Stukkator aus diesem Werkstattumfeld denken. 
Der Hochaltar, ein Werk höfischer Bildhauerkunst, zeigt den Titelheiligen in der eher ungewohnten Darstellung, dem nicht sichtbaren Bettler ein Geldstück reichend. Der im Wesentlichen einheitliche Altarblock mit guten Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus und des Erzengels Michael lässt stilistische Bezüge zur Münchner Bildhauerwerkstadt Ableithner erkennen. Anmutig wirkt die gotische, überarbeitete Madonna anstelle des rechten Seitenaltars, ein beachtenswertes Werk aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Weitere ältere Inventarien, Wandkreuze, Bildstöcke der Apostel, der hl. Katharina und Barbara, u.a., wären noch zu nennen. Die Deckengemälde, nur z.T. Ende des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich aber vom Jahr 1923, stellen in ihrem zentralen Thema die Himmelfahrt Mariens und den hl. Christophorus, zusammen mit den Hll. Barbara, Katharina und Margaretha aus dem Kreis der 14 Nothelfer dar. Durch die Erhaltung der originalen Empore und der Kanzel aus der Erbauungszeit, die Arkanthusranken der Betstühle und weitere Inventarien entsteht insgesamt ein bemerkenswert einheitlicher Raumeindruck. Ein gutes Ensemble bilden die angrenzenden Gebäude, insbesondere auch des Pfarrhofes mit dem kleinen Park und dem vor einigen Jahren in modernem Stil, aber passend neu erbauten Martinsstadl, der auch für außerkirchliche Veranstaltungen genutzt wird (Kulturverein). 
Als eine Besonderheit wäre abschließend noch die Reliquie des Hl. Placidus in der Pfarrkirche zu nennen. Die in der Nordwand hinter Glas eingemauerte Vollreliquie des römischen Katakomben-Heiligen aus frühchristlicher Zeit wurde 1982 von zwei Frauen aus der Pfarrgemeinde im Rahmen kirchengeschichtlicher Bemühungen um einen engeren Kontakt entfernter Kirchenglieder zu Rom von dort nach Zorneding gebracht.
Ein kleiner Kirchenführer als Faltblatt liegt kostenlos in der Kirche auf. 
 
Anmerkung der Internetredaktion: Reliquien eines Katakomben-Heiligen namens Placidus liegen auch in der Dominikanerkirche in Retz/ Österreich  
Gedenktag des Hl. Placidus (Name von placidus, lat.: sanft, ruhig, still, friedsam) ist der 15. Januar.