Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

„Demokratiefibel“ ermutigt zu Engagement gegen Rechts

Erstes Exemplar an Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes Heßler überreicht

München, 28. Mai 2024
. Anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland hat der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising eine „Demokratiefibel“ herausgegeben, die aufzeigt, warum und wie Kirche sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen muss. Unter dem Titel „Christ:in sein heißt politisch sein“ enthält die Publikation neben zahlreichen Beiträgen zum gesellschaftspolitischen Auftrag aller Gläubigen, zum christlichen Bezug des Grundgesetzes oder zu Migration auch konkrete Anregungen und Argumentationshilfen, um demokratiefeindlichen Parolen entgegenzutreten. Die Fibel wird am gemeinsamen Stand der Erzdiözese München und Freising und des Diözesanrats beim Katholikentag von 29. Mai bis 2. Juni auf dem Domplatz in Erfurt vorgestellt. Die Publikation ist ab sofort in der Gesamtausgabe wie auch in einer handlichen „to-go-Version“ für den Praxisgebrauch sowohl digital als auch in Print verfügbar.
 
Angesichts einer „ernsthaften und zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung“, schreibt Diözesanratsvorsitzender Armin Schalk in seiner Einleitung für die Fibel, dürfe es für die Katholische Kirche in Deutschland „keine Frage sein, ob wir uns in laufende Diskussionen über unsere Demokratie einmischen sollen. Es stellt sich vielmehr die Aufgabe, wie wir auf Basis der Prinzipien der katholischen Soziallehre jetzt ganz konkret zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen können“. Die Publikation wolle aufzeigen, „dass rechtspopulistische Positionen in eindeutigem Wiederspruch zur christlichen Botschaft stehen“ und insbesondere die katholischen Laien ermutigen, „menschenverachtende Äußerungen zu entlarven und den Schutz der Menschwürde auf Basis des Evangeliums zu wahren“.
 
Am Montag, 27. Mai, hat Diözesanratsvorsitzender Schalk ein erstes Exemplar der Fibel an Hans-Joachim Heßler überreicht, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts, der für das Heft einen Aufsatz zum Gottesbezug des Grundgesetzes verfasst hat. „Wachsender Zulauf für populistische und extremistische Strömungen, Angriffe auf demokratische Politiker, sinkende Hemmschwellen für menschenfeindliche Äußerungen – solche schlimmen Entwicklungen führen uns leider vor Augen, dass Demokratie und Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeit sind“, sagte Heßler bei der Übergabe. Bei der Verteidigung dieser Errungenschaften sei nicht nur der Staat gefragt, sondern auch und gerade jeder Einzelne. „Die Demokratiefibel ermuntert zum Einstehen für demokratische Werte und vermittelt dafür hilfreiches Wissen und konkrete Hilfestellungen“, so Heßler. Er wünsche der Fibel, „dass sie viele Bürgerinnen und Bürger erreicht und dazu motiviert, aktiv für unsere Demokratie und den Rechtsstaat einzutreten“.
 
An Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags, überreicht der Diözesanrat die Fibel am Dienstag, 4. Juni, im Landtag, am Montag, 3. Juni, an Landtags-Fraktionsvorsitzenden Florian Streibl (FW) sowie am Mittwoch, 5. Juni, im Münchner Rathaus an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Weitere Übergaben an hochrangige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind geplant. Exemplare der Fibel werden auch an alle Pfarrgemeinderatsvorsitzenden der Erzdiözese verschickt.
 
Klare Positionierung, Praxisanregungen und Postkartenserie

Die Fibel enthält ein Grußwort von Kardinal Reinhard Marx. Darin betont der Erzbischof von München und Freising angelehnt an den Titel der Publikation: „Christ sein heißt: politisch sein! Spiritualität und Weltverantwortung gehören unbedingt zusammen!“ Marx erinnert an die klare Positionierung der deutschen Bischöfe, dass rechtsextreme Parteien für Christen kein Ort der politischen Betätigung sein könnten und nicht wählbar seien. „Mit der Stellungnahme allein ist es aber nicht getan“, ergänzt der Kardinal, „Rechtsextremismus und -populismus entgegenzutreten und für Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Frieden einzutreten, ist uns als Kirche in allen Bereichen aufgegeben.“ Dies werde besonders auch durch das Engagement von Ehrenamtlichen, der Gremien und Räte wirksam. „Ich bin dankbar, dass sich der Diözesanrat dieser Fragestellung annimmt“, würdigt der Kardinal speziell auch den pastoral-praktischen Fokus der Publikation.
 
„Die Menschenwürde als Kompass – Antisemitismus und Rechtspopulismus entgegentreten“ ist beispielsweise Titel des Beitrags von Ludwig Spaenle, Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, für die Fibel. Kai Kallbach und Martin Stammler vom Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde der Katholischen Kirche Bayern geben Anregungen, wie sich die Erklärung der deutschen Bischöfe „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ in die Praxis übersetzen lässt. Andreas Lob-Hüdepohl, Professor an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und Mitglied des Deutschen Ethikrates, erörtert den Zusammenhang von Glauben und Menschenwürde. Richard Mathieu, Theologischer Grundsatzreferent des Diözesanrats und Verantwortlicher für die Redaktion der Fibel, hat eine praxisorientierte Argumentationshilfe zum Thema „Rechten Parolen begegnen“ verfasst.
 
Mit einer Postkartenserie will der Diözesanrat zusätzlich für die Publikation werben und für das Thema sensibilisieren. Die fünf Motive der Serie tragen auf der Vorderseite jeweils den Slogan „Rechts außen …“ und führen diesen auf der Rückseite mit überraschenden Aussagen fort, wie zum Beispiel „spielt bei uns immer unser Flankengott Manni“ oder „hängt im Münchner Dom die Bennoglocke“. Am diözesanen Stand beim Katholikentag in Erfurt sind die Besucherinnen und Besucher zudem eingeladen, ihre Gedanken zu den Themen Demokratie, Freiheit und Heimat zu formulieren. Damit wird vor Ort eine Pinnwand gestaltet. (kbr)
 
 
Hinweise:
Die Demokratiefibel steht in der 76 Seiten starken Gesamtausgabe sowie in der 20-seitigen „to-go-Version“ im Kleinformat zusammen mit den begleitenden Postkarten digital unter www.erzbistum-muenchen.de/dioezesanrat/publikationen zur Verfügung. Dort können Fibel und Postkarten über ein Bestellformular auch kostenlos als Druckexemplare angefordert werden. Eine Bestellung ist per E-Mail an dioezesanrat@erzbistum-muenchen.de möglich.
 
Ein Foto von der Übergabe der Fibel an Hans-Joachim Heßler, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, in dessen Büro in München ist unter www.erzbistum-muenchen.de/presse zu finden. Unter diesem Link werden im Nachgang auch Fotos von den Terminen mit Ilse Aigner, Florian Streibl und Dieter Reiter zur Verfügung gestellt.

Foto: Diözesanrat/Richard Mathieu

Bildunterschrift:
Armin Schalk (links), Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, hat ein Exemplar der Demokratiefibel an Hans-Joachim Heßler überreicht, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts, der für die Publikation einen Beitrag verfasst hat. Die Übergabe fand am Montag, 27. Mai 2024, im Büro des Präsidenten in München statt.