München, 15. März 2025. Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising fordert die „politische Priorisierung einer sozialökologischen Transformation“ in Deutschland. Auf seiner Frühjahrsvollversammlung am Samstag, 15. März, in Ismaning verabschiedete das Laiengremium die Stellungnahme „Sorge um das gemeinsame Haus“ zur politischen und kirchlichen Verantwortung für Biodiversität. „Eine biodiversitätsfreundliche Politik ist ein Gebot der Vorsorge, denn gesunde Ökosysteme binden unter anderem auch erhebliche Mengen an Treibhausgasen“, heißt es darin. Es brauche „politisch tragfähige und verbindliche Konzepte zu einer grundsätzlich biodiversitätsfreundlichen Flächenpolitik“.
In der einstimmig verabschiedeten Stellungnahme erklärt der Diözesanrat, das zehnjährige Jubiläum der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus zum Anlass zu nehmen, die Schöpfungsverantwortung – „das heißt Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und Biodiversität“ – in diesem Jahr besonders in den Vordergrund zu rücken. Zugleich kritisiert er, dass diese Themen im zurückliegenden Wahlkampf zum 21. Deutschen Bundestag „trotz hoher Dringlichkeit kaum eine Rolle“ spielten. Der Diözesanrat appelliert an die politischen Verantwortungsträger, „insbesondere die Koalitionärinnen und Koalitionäre, die derzeit um tragfähige Kompromisse für eine zukünftige Bundesregierung verhandeln“, Agrarpolitik unter dem Vorzeichen der Wertschätzung von Artenvielfalt und Natur einerseits sowie einer im Hinblick auf die Ernährungssicherheit zukunftsfähigen Landwirtschaft andererseits zu gestalten. „Insbesondere bäuerliche Familienbetriebe sowie jene Landwirtinnen und Landwirte, die biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungsformen anwenden, müssen daher gezielt und langfristig gefördert werden.“ Der Diözesanrat betont, dass die von den Landwirtinnen und Landwirten bereits jetzt erbrachten Leistungen für Natur, Artenvielfalt, Kulturlandschaften und Umweltschutz Anerkennung verdienten. Die Politik müsse gemeinsam mit der Landwirtschaft daran arbeiten, „eine reine Produktionsmaximierung zu überwinden und eine stärkere Wertschätzung und Honorierung von Biodiversitätsmaßnahmen sowie ökologischer und biologischer Produktion zu fördern“.
An die Leitung des Erzbistums München und Freising appelliert der Diözesanrat, bei der Neuverpachtung von landwirtschaftlichen Flächen, „wo eine entsprechende Eignung gegeben ist“, das Prinzip einer Förderung der Bewahrung von Biodiversität als Vergabekriterium zu implementieren und „sich auf einen biodiversitätsfreundlichen Betrieb von Liegenschaften, umliegenden Flächen und Friedhöfen zu verpflichten“. Neben dem Einsatz für die Renaturierung von Mooren und Feuchtgebieten und dem Vorantreiben des Bodenschutzes, die auch dem Hochwasserschutz zugutekomme, solle eine erhöhte Nachfrage nach biodiversitätsfreundlich produzierten Lebensmitteln generiert werden, zum Beispiel durch den gezielten Einkauf solcher Produkte für Kantinen und Küchen in kirchlichen Einrichtungen. Zugleich soll die kirchliche Leitung im Rahmen ihres gesellschaftlichen und politischen Engagements Schöpfungsverantwortung kontinuierlich ansprechen und sich für den Schutz der Biodiversität einsetzen.
Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ist die höchste Vertretung der Laien in der Erzdiözese und über die Pfarrgemeinde- und Dekanatsräte sowie die Verbände demokratisch gewählt. Die mehr als 200 Mitglieder des Diözesanrates treffen sich jeweils im Frühjahr und im Herbst zu ihren Vollversammlungen. (hor)Die Stellungnahme können Sie
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