Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

„In allem geht es um Haltungsveränderungen“

Kardinal Reinhard Marx wirbt bei Vollversammlung des Diözesanrats um Reformen in der Kirche
Moosburg, 12. März 2022. Bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken am Samstag, 12. März, in Moosburg hat Kardinal Reinhard Marx für Reformen und eine Haltungsänderung in der Kirche geworben. „In allem geht es um Einstellungs- und Haltungsveränderungen gegenüber den Menschen“, sagte der Erzbischof von München und Freising. Das gelte auch gegenüber Betroffenen sexuellen Missbrauchs: „Nicht nur der Bischof ist aufgefordert, sich von den Betroffenen in Frage stellen zu lassen, sondern auch die anderen, die Priester, die Verantwortlichen, die Gremien. Dem müssen wir uns stellen und sehen, was das bedeutet.“ Das im Januar vorgestellte Gutachten zu Missbrauch in der Erzdiözese sei ein „wichtiger Baustein der Aufarbeitung“ und in seiner Konkretheit „heilsam“. Es habe unter anderem deutlich gemacht, „dass wir ganz anders auf die Betroffenen zugehen müssen“.
 
Kardinal Marx forderte auch, Kirche müsse sich den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen stellen: „Wahre Kirche kann man nicht erkennen an schöner Liturgie, sondern daran, Zeichen des Reiches Gottes zu sein.“ Die Situation in der Welt „im Kleinen und im Großen muss der Ausgangspunkt sein“. Als Beispiele nannte der Erzbischof den Krieg in der Ukraine sowie die Klimakrise und die Corona-Pandemie. „In dieser Situation wird noch sichtbarer, wofür wir als Kirche da sind, in einer Welt, die Zusammenhalt, Frieden, Hoffnung braucht. Die Kirche ist nicht für sich selbst da. Wenn sie die Aufmerksamkeit für das verliert, was in der Welt geschieht, ist sie sinnlos geworden.“ Das gelinge jedoch nur, wenn die Kirche offen für Reformen sei: „Hörbar bleiben geht nur mit einer erneuerten Kirche.“
 
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg würdigte der Erzbischof die große Solidarität in der Gesellschaft. Er sehe, dass die Hilfsbereitschaft „geradezu explodiert“, und danke allen „für das, was schon getan wird und was noch lange unsere Verpflichtung sein wird“. Kardinal Marx ermutigte alle Gläubigen dazu, „in Zusammenarbeit mit der Caritas, mit den Kommunen wirklich hinzuschauen: Was können wir tun?“. Auch daran werde deutlich, „was es bedeutet, Zeichen des Reiches Gottes zu sein“.
 
Kardinal Marx würdigte zudem den deutschlandweiten Synodalen Weg und betonte, er sei „Teil des gesamten Aufarbeitungsprozesses“ und mache es möglich, „einen Aufbruch zu wagen in eine Veränderung der Haltung von Kirche“. In der Erzdiözese solle zeitnah eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die sich mit den bereits beschlossenen Texten des Synodalen Weges und ihrer Umsetzung in der Erzdiözese befassen solle, unter anderem mit einem Beschluss für mehr Gewaltenteilung in der Kirche. Es solle deutlich werden: „Der Synodale Weg hat jetzt schon Entscheidungen gefällt, die umgesetzt werden können.“
 
Zuvor hatten sich die Delegierten mit dem Schwerpunktthema „Armut – Gerechtigkeit statt Almosen! Recht auf ein Leben in Würde für alle“ befasst. missio-Präsident Wolfgang Huber sprach über globale Armut und die Vorständin des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising, Gabriele Stark-Angermeier, über Armut hierzulande, bevor sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Ansätzen zur Armutsbekämpfung befassten und Anstöße für politisches und kirchliches Handeln diskutierten. Auch der Generalvikar der Erzdiözese, Christoph Klingan, tauschte sich bei der Vollversammlung mit den Delegierten aus. Zum Abschluss feierten sie mit Kardinal Reinhard Marx einen Gottesdienst in der Kirche St. Kastulus. Der Diözesanrat der Katholiken ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese. Die mehr als 200 Mitglieder des Diözesanrates treffen sich jeweils im Frühjahr und im Herbst zu ihren Vollversammlungen. (uq/bs)