Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Mutig auf Gottes Geist vertrauen: Tolle Diskussion mit Sr. Birgit Weiler über die Amazonassynode

Birgit Weiler
Sr. Birgit Weiler strahlt eine beeindruckende innere Stärke aus, wenn sie von der Amazonas-Synode erzählt, die vom 6. bis zum 27. Oktober 2019 im Vatikan stattfand. Als eine von 35 Frauen nahm sie daran teil. Seit fast drei Jahrzehnten lebt sie in Peru und kämpft gemeinsam mit Indigenen für deren Rechte. Auf einer Veranstaltung der Stiftung Bildungszentrum, von Misereor Bayern, der Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat und des Diözesanrats der Katholiken schilderte die Ordensfrau die Hintergründe der Synode. Um zwei Themen kreisen ihre Ausführungen: die extreme ökologische Bedrohung des Amazonasgebiets und der pastorale Notstand. Die meisten Christen bekommen einen Priester nur drei Mal im Jahr zu Gesicht. Deshalb sollen verheiratete Geistliche erlaubt sein und Frauen mehr Leitungsrechte in den Pfarreien erhalten. So steht es im Abschlussdokument der Synode. 
Eindrücklich geht Sr. Weiler auf den „Geist“ der Amazonassynode ein. Sie ist zwar immer noch entsetzt über den teilweise entwürdigenden Umgang mit den indigenen Kulturen. Von einer geistvollen Erfahrung kann sie aber sprechen, weil die Teilnehmer*innen sich aufeinander einließen. Konflikte wurden nicht unter den Tisch gekehrt. Immer noch ist Sr. Weiler davon begeistert, dass mit viel Freimut gesprochen wurde, auch über die brisanten Themen.
Den Geist der Synode beschreibt Sr. Weiler sehr anschaulich am Beispiel des Eröffnungsgottesdienstes im Petersdom. Für den Auszug sei  angekündigt gewesen, dass die Reihung gemäß der liturgischen strikt hierarchischen Ordnung im Petersdom zu erfolgen habe, mit den Synodenvätern je nach Rang an der Spitze. Verschiedene Bischöfe hätten aber deutliche Signale gegeben, dass alle Synodenväter und -mütter miteinander und nicht nach Rängen geordnet den Weg gehen und in die Synodenaula einziehen sollten. Was später von einigen Bischöfen als „Chaos“ bezeichnet wurde, war ein wichtiger symbolischer Akt des „Gemeinsam auf dem Weg Seins“, so Sr. Weiler.
Im Blick auf den synodalen Weg der Kirche in Deutschland sind es oft die innerkirchlichen Themen, warum viele Christ*innen hierzulande interessiert auf die Amazonassynode zu schauen. Das ist in den Augen von Sr. Weiler nachvollziehbar, wäre aber eine verkürzte Rezeption. Das zentrale Thema der Amazonassynode war die Gefährdung des Amazonasraumes. Die Kirche hat sich im Schlussdokument darauf verpflichtet und anerkannt, dass viel von den indigenen Völkern im Hinblick auf eine ganzheitliche Ökologie und eine ökologisch verantwortliche Beziehung zum Lebensraum gelernt werden kann. Sr. Weiler verwies in diesem Zusammenhang auf das Konzept des „buen vivir“ (gutes Leben). Daraus erwachse der Auftrag, sich gemeinsam mit den indigenen Völkern für solidarische und nachhaltige Modelle des Wirtschaftens und Konsumierens einzusetzen. Dies betrifft auch uns – und hoffentlich auch den synodalen Weg der Kirche in Deutschland.

Das Abschlussdokument der Amazonassynode liegt seit kurzem in deutscher Sprache vor. Es kann hier heruntergeladen oder beim Diözesanrat der Katholiken kostenlos bestellt werden: bkleiner@eomuc.de