Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Tremmel: Kontakt zu Wählern am rechten Rand suchen

Diözesanratsvorsitzender fordert gleichzeitig klare Abgrenzung von bestimmten Standpunkten
Herbstvollversammlung der Laienvertretung in München-Haidhausen
München, 14. Oktober 2017. Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, hat dazu aufgerufen, „Menschen am rechten Rand des Wählerspektrums bewusst aufzusuchen“. Gleichzeitig warnte er indessen davor, „selber fremdenfeindliche und rassistische Parolen zu plärren“. Die Kunst werde sein, „Wähler nicht einfach auszugrenzen, sich allerdings ganz klar von bestimmten Standpunkten abzusetzen“, sagte Tremmel bei der Vollversammlung des höchsten Laiengremiums der Erzdiözese am Samstag, 14. Oktober, im Salesianum in München-Haidhausen.

Der Aufruf von Papst Franziskus, an die Ränder zu gehen, könne angesichts der Wahlergebnisse auch bedeuten, den Dialog mit Wählern am rechten Rand zu suchen und „ihre Sorgen, ihre Abstiegs- und Verlustängste, ihre Interessen und Bedürfnisse, ihre Nöte und ihre Wut, ihre Perspektivlosigkeit, ihre vermisste Wertschätzung und ihre vermeintliche Missachtung anzuhören, auszuhalten und ihnen echte und ehrliche Lösungen anzubieten“, erklärte Tremmel. Insbesondere Politiker warnte er aber vor einer Übernahme entsprechender Positionen: „Wer den Rechtspopulisten und den frustrierten Protestwählern nach dem Mund redet, wird noch mehr Wähler an rechte Parteien verlieren.“
 
Stattdessen brauche es „eine transparente, sinnvolle Politik für eine möglichst breite Mitte, aber ohne dabei die Menschen an den Rändern zu vergessen“. An die Meinungsführer bei den Koalitionsverhandlungen appellierte der Vorsitzende: „Weg mit ideologischen Hürden, die niemand überspringen kann! Das Schmieden eines vernünftigen Koalitionsvertrages zum Wohle unseres Landes, seiner Bürgerinnen und Bürger und in großer Verantwortung angesichts der enormen globalen Herausforderungen ist ihr klarer Wählerauftrag.“ Dabei gehe es nicht „um das Verteilen von Pfründen, das egoistische Geschachere um Posten und auch nicht um kleinkarierte, parteipolitische Vorteilssuche im Hinblick auf anstehende Landtagswahlen“.
 
Zum Auftrag des Laienapostolats gehöre es in der gegenwärtig aufgeheizten Situation, „mäßigend zu wirken und eine wertschätzende Debattenkultur zu pflegen“, betonte Tremmel. „Den demokratisch gesinnten Kandidaten in Bayern verspreche ich, dass wir ihren Wahlkampf konstruktiv kritisch begleiten werden. Allen aber, die meinen, uns auf die Barmherzigkeit, das fromme Gebet und das Seelenheil reduzieren zu können, darf ich schon jetzt ankündigen, dass wir uns auch künftig für gerechte Strukturen in Deutschland und weltweit einsetzen werden.“
 
Die rund 180 Teilnehmer der Vollversammlung befassten sich insbesondere mit der Zukunft des Ehrenamts. Auf dem Programm stand neben dem Arbeitsbericht des Diözesanratsvorsitzenden auch eine Ansprache des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Zum Abschluss feierten die Teilnehmer gemeinsam mit Kardinal Marx Gottesdienst in der benachbarten Pfarrkirche St. Wolfgang. Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ist die höchste Vertretung der Laien in der Erzdiözese und über die Pfarrgemeinde- und Dekanatsräte sowie die Verbände demokratisch gewählt. Die mehr als 200 Mitglieder des Diözesanrates treffen sich jeweils im Frühjahr und im Herbst zu ihren Vollversammlungen. (gob)