Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Tremmel kritisiert Polarisierung in Kirche

Tremmel: „Die Kirche gehört nicht den Progressiven und nicht den Konservativen“
München, 12. Oktober 2019. Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, kritisiert mit Blick auf den „Synodalen Weg“ und die Amazonien-Synode die zunehmende Polarisierung in der Kirche. „Die einen fordern zu schnell zu viel und gefährden deshalb leichtfertig die Einheit. Die anderen aber steuern durch ideologische Nichtbewegung oder besser durch ihre No-Deal-Strategie auf eine faktische Trennung von vielen Gläubigen zu. Ich halte beides für falsch“, betonte Tremmel bei der Vollversammlung des Diözesanrats am Samstag, 12. Oktober, im Salesianum in München. Bei den anstehenden Diskussionen dürfe die Messlatte nicht übertrieben hoch gehängt, andererseits dürften die damit verbundenen Chancen und Hoffnungen auch nicht „im vorauseilenden Gehorsam“ kleingeredet werden. „Wir sollten ruhig, konsequent und ergebnisoffen dranbleiben, bewusst an der Seite unseres Erzbischofs“, rief Tremmel die katholischen Laien auf.
 
In diesem Zusammenhang erinnerte der Diözesanratsvorsitzende daran, dass die Kirche Jesus Christus gehöre und nicht den Klerikern oder den Laien, nicht den Progressiven oder den Konservativen. Orientiert an Christi Botschaft sei es damit Aufgabe der Kirche und aller Gläubigen, Einheit zu stiften und nicht Zwietracht zu säen. Nur im Miteinander aller könne die Kirche sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Dazu lobte Tremmel den Einsatz von Papst Franziskus in diesen Bereichen, auch wenn es nicht allen gefalle, wie politisch dieser Papst sei. „Aber Kirche muss politisch sein. Das gehört zu ihrem Wesen“, unterstrich Tremmel.
 
Bei den innerkirchlichen Fragen und Prozessen forderte Tremmel eine echte Einbindung der Laien: „Wir Laien sind keine Kinder, die mitgenommen werden wollen. Es sollte doch inzwischen jeder begriffen haben, dass wir nicht nur Objekte der Seelsorge sind, sondern Subjekte.“ Deshalb wollten die Laien „mitbestimmen, wo wir hinfahren, und von Anfang an dabei sein, wenn wir das Fahrzeug, die Mittel und die Wege aussuchen“.
 
Abschließend bedankte sich Tremmel bei Peter Beer, dem scheidenden Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising. Der Diözesanrat habe den vertrauensvollen und kritischen Austausch „auf Augenhöhe“ mit ihm geschätzt: „Gemeinsam Kirche sein haben wir tatsächlich praktiziert und die Menschen in unserem Umkreis haben wir dabei möglichst verantwortungsvoll eingebunden.“ Zuversichtlich stimme Tremmel, dass der Diözesanrat mit Beers designiertem Nachfolger und aktuellem Stellvertreter, Christoph Klingan, „den Weg der vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit sehr gut weitergehen“ könne.
 
Schwerpunkt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats unter dem Titel „Menschenwürdiges Wohnen – die neue soziale Frage“, zu der rund 150 Teilnehmer aus den Pfarrgemeinderäten und Verbänden in München zusammenkamen, war Frage, wie bezahlbarer Wohnraum gefördert werden kann. Tremmel berichtete über aktuelle Entwicklungen, daneben sprachen Peter Beer, der scheidende Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, und der künftige Generalvikar Christoph Klingan. Zum Abschluss feierte Generalvikar Beer in der Pfarrkirche St. Wolfgang einen Gottesdienst mit den Vollversammlungsteilnehmern sowie der Pfarrgemeinde. (kbr)