Ein Wahlaufruf
Von Armin Schalk, Vorsitzender des Diözesanrates der Erzdiözese München und Freising
Es gehört zur Identität des christlichen Glaubens, gerade in Zeiten der Herausforderung und Bedrängnis Hoffnung zu haben. Wir Christen glauben an einen „Gott der Hoffnung“ (Röm 15,13). Es ist dieser Gott der Hoffnung, der den Menschen seine Schöpfung anvertraut hat und sie zur Übernahme von Verantwortung füreinander ruft: Hungrigen zu essen geben, Fremde und Obdachlose aufnehmen, sich Kranken und Gefangenen zuwenden (Mt 25,35-45). An den menschenfreundlichen Gott zu glauben heißt, sich für eine menschenfreundliche Welt einzusetzen.
Am 23.02.2025 werden in unserem Land durch die Bundestagswahlen die Weichen für die Weiterentwicklung unseres Landes gestellt. Sich einsetzen heißt jetzt konkret: Mitgestalten und Mitbestimmen unter welchen Bedingungen und Vorzeichen Politik stattfindet. Genau dies ist der Sinn und Zweck des Wahlrechts. Christen sind daher in der Pflicht, von Ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und können sich dabei von der Hoffnung auf eine gute Zukunft tragen zu lassen. Dies gilt für viele drängende Herausforderungen unserer Zeit: Generationengerechtigkeit, Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und der Umgang mit Migration und Flucht. Für uns Katholiken sind der Glaube und die Grundüberzeugungen, die sich aus ihm ergeben, Orientierungsgrößen auch im Hinblick auf die Gestaltung von Politik.
Die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenhaltes, allen voran die unabdingbare Würde des Menschen sowie die Fundamente unseres demokratischen Miteinanders haben ihre Wurzeln auch in der christlichen Tradition. Nicht umsonst beginnt unser Grundgesetz in seiner Präambel mit dem Bewusstsein unserer Verantwortung „vor Gott und den Menschen“. Der Gottesbezug ist eine Absage an die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus und damit selbstredend auch eine Zurückweisung aller Wiederbelebungsversuche dieser menschenverachtenden Ideologie, also des Rassismus, des Antisemitismus, des Totalitarismus, der Willkür, der Herrschaft des Ressentiments.
Solidarität mit dem Fremden, Zuwendung zu den Armen, Mitgefühl mit Leidenden – all dies ist Christen aus den Erzählungen der Evangelien über das Wirken Jesu bestens bekannt.
Wo auch immer die Wählerinnen und Wähler am 23. Februar 2025 ihr Kreuz machen – es kommt darauf an, sich bei dieser Entscheidung auf die Werte zu besinnen, die das Fundament unseres demokratischen Miteinanders bilden. Und das sind eben genau die Werte, die wir Christen aus dem Evangelium kennen. Zum „Gott der Hoffnung“ und seiner Zuwendung im Menschen Jesus Christus gibt es für uns Christen keine Alternative – auch nicht für Deutschland.