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1700 Jahre Konzil von Nicäa

Dieses Jahr feiern alle christlichen Kirchen ein gemeinsames Jubiläum.

Vor 1700 Jahren, im Jahre 325 rief der römische Kaiser Konstantin alle Bischöfe in der Stadt Nicäa (heute Iznik, Türkei) zum ersten allgemeinen (=ökumenischen) Konzil zusammen, um einige Streitfragen des Glaubens zu klären. Über 300 Bischöfe kamen und haben gemeinsam ein Glaubensbekenntnis formuliert.

Beim zweiten ökumenischen Konzil in Konstantinopel im Jahre 381 wurde dieses Bekenntnis noch erweitert und gehört bis heute in fast allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften zu den Grundtexten des Glaubens. Bei uns findet man es im Gotteslob Nr. 586 als „Großes Glaubensbekenntnis“. Trotz aller Streitigkeiten und Kirchenspaltungen haben sich die verschiedenen christlichen Kirchen mit dem Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel in den fundamentalen Glaubensfragen das Band der Einheit bewahrt. Gerade in unserer von Spaltung und Zerwürfnissen geprägten Zeit ist das Jubiläum von Nicäa ein ganz wichtiges Zeichen der Einheit.

Theologisch ging es in Nicäa um die Frage: „Wer ist Jesus Christus?“ Der alexandrinische Priester Arius hatte ein Denkmodel entworfen, das sich gut in die damals vorherrschende Philosophie des Neuplatonismus einfügte. Im Neuplatonismus ist die sichtbare Welt strikt getrennt von der eigentlichen, von der geistigen Welt. Über allem steht „das Eine“ aus dem der Geist ausfließt, und über verschiedene Zwischenstufen kommt es schließlich zur schlechten materiellen Welt. Arius hat dieses System auf Jesus übertragen. Der „logos“ (dt: das Wort) als Bezeichnung für Jesus nach dem Anfangshymnus im Johannesevangelium ist in diesem die erste Zwischenstufe.

Gott als „das Eine“ bleibt damit von der (bösen) Welt unangetastet und Jesus ist nicht Teil der göttlichen Sphäre. Arius wollte damit einen strengen Monotheismus bewahren. Die Konzilsväter von Nicäa haben dieses Denkmodell verworfen. In Jesus hat sich tatsächlich Gott selbst offenbart, Jesus ist nicht eines von vielen Geschöpfen Gottes. Unsere Erlösung kommt davon, dass Gott selbst einer von uns, dass er wirklich Mensch geworden ist.

Deshalb heißt es im Glaubensbekenntnis „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“. Für uns „Heutige“ klingt das vielleicht nach weltfremder theologischer Spekulation. Aber es berührt gerade die zentrale Frage, wer Gott ist und wer Gott für mich ist.

Für uns Christen ist Gott nicht nur irgendein höheres Wesen in einem philosophischen Denksystem. Gott ist Liebe. Zur Liebe gehört Beziehung, Austausch und Interesse. In Jesus ist Gott selbst uns Menschen mit einem sichtbaren, erlebbaren Gesicht und offenen Herzen entgegen gekommen.

Gott ist Mensch geworden, weil wir ihm wichtig sind, weil er uns liebt und uns in seiner Gemeinschaft haben will. Mit dem Glaubensbekenntnis von Nicäa bekennen sich die Christen gemeinsam zum Gott, der die Liebe ist.

Pfarrer Martin Joseph