Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 1. Fastensonntag

21. Februar 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Person

Evangelium

In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste.

Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
 
Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa;
er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Mk 1, 12-15

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
es ist mir tatsächlich wieder einmal passiert. Etwas, dass nicht allzu oft, aber doch, Gott sei Dank, immer mal wieder vorkommt.
 
Ich lese einen Text aus der Bibel, den ich schon hundertmal gelesen und gehört habe. Worte, die ich glaube zu kennen und von denen ich, um ehrlich zu sein, wenig Neues und Überraschendes erwarte. Und dann geschieht es doch und ein Satz trifft mich mitten ins Herz.
 
Genauso ist es mir an diesem ersten Fastensonntag und mit folgender Textzeile gegangen:
 
„… das Reich Gottes ist nahe.“

 
Diese fünf Wörter haben mich in einem Moment vieles gleichzeitig denken und fühlen lassen und sie haben mich dadurch auch ordentlich durcheinandergebracht.
 
Da war auf einmal die ganze Last der vergangenen 12 Monate. Die Verantwortung, die Unsicherheit und vor allem das Warten. Das Warten auf immer neue Verordnungen und Anweisungen; warten auf Lockerungen; warten auf die Entwicklung eines Impfstoffes und seine Lieferung; warten auf ein Ende des Lockdowns und darauf zu wissen wie es an Ostern sein wird; warten auf das Ende der Pandemie.
 
Obwohl ich mich als geduldigen Menschen beschreiben würde, scheint sich mittlerweile auch für mich die Zeit unendlich langsam dahinzuziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie langsam die Zeit für Menschen vergehen muss, die in diesen Tagen tatsächlich um ihre wirtschaftliche und soziale Existenz bangen müssen
 
Ich vermute, den meisten von uns ist über diesen Winter klar geworden, dass es noch eine ganze Zeitlang dauern wird, bis einer kommt und sagt: „Die Zeit ist erfüllt …“
 
Und mir ist noch etwas aufgefallen, nämlich, dass sich für mich das Warten auf das Reich Gottes manchmal ganz ähnlich anfühlt, wie die Corona-Zeit. Wie die Lockerungen, die Impfung und das Ende der Pandemie fühlt sich auch das Reich Gottes an, wie etwas, dass schon lange angekündigt, wieder verschoben und vertröstet und irgendwie immer erst morgen, nächste Woche oder in der Ewigkeit stattfinden wird.
 
… das Reich Gottes ist nahe.“
 
Nur Jesus scheint da ganz anderer Meinung zu sein. Für ihn ist das Reich Gottes nichts Fernes oder Zukünftiges. Für ihn ist es keine Prophezeiung mehr, wie noch für die alttestamentlichen Propheten. Das Reich Gottes ist auch keine Utopie, also etwas, dass nur in der Vorstellung von Menschen existiert, aber noch nicht Wirklichkeit geworden ist.
 
Für Jesus ist das Reich Gottes höchst aktuell und es ist nahe – zum Greifen nahe! Warum? Weil ich es selbst in Hand habe, wann es Wirklichkeit wird.
 
Das Reich Gottes ist nur ein gutes Wort, eine helfende Tat, ein Lächeln, einen Anruf, ein Ich-verzeihe-dir, ein Zeichen der Wiedergutmachung und eine Umkehr entfernt.
 
„… das Reich Gottes ist nahe.“
 
Mittlerweile ist dieser Satz für mich Balsam auf meiner corona-gereizten Herzhaut. Er kann nicht alles heilen, aber lindern. Er stillt meine Ungeduld und innere Unruhe, er lässt mich aus der Passivität des Wartens, des Starrens auf Zahlen und Entwicklungen und der Angewiesenheit auf die Entscheidungen anderer heraustreten. Er aktiviert und motiviert mich. Er stärkt Kopf, Herz und Hand und schenkt mir, wie Paul Zulehner es ausdrückt, eine bange Zuversicht.
 
„… das Reich Gottes ist nahe.“
 
nicht erst morgen, nicht am erst am 8. Marz, an Ostern, im Sommer oder in der Ewigkeit, sondern hier und heute!
 
Und darum muss ich jetzt auch dringend Schluss machen mit diesem Impuls. Ich kenn da wen, der schon lange auf einen Anruf wartet …

Ihr Harald Petersen