Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis
Sonntag des Wortes Gottes – Ökumenischer Bibelsonntag

31. Januar 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Synagoge

Evangelium
vom 4. Sonntag im Jahreskreis

In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.

In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!

Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.

Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.
Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Mk 1, 21-28

Judith Seipel

IMPULS
von Judith Seipel

Liebe Christen und Christinnen im Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus,
mit diesem Wochenende verabschiede ich mich als Pastoralreferentin bei Ihnen. In den letzten beiden Wochen haben sich viele auch persönlich mit einer Karte, einer Mail, im Gottesdienst oder auch am Telefon verabschiedet. Vielen Dank für das herzliche Miteinander.

Das Evangelium vom Sonntag, den 24.1.2021 begleitet mich in dieser Situation. „Jesus verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Das ist der erste Satz, den Jesus selbst im Markusevangelium spricht: Das Reich Gottes, das nahe ist. Die Zeit Gottes (der kairos), die gekommen ist. Der Gedanke zieht sich bis heute durch unsere Gemeinschaft.

Die letzten Jahre durfte ich im Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus diese Gemeinschaft mit leben.

Mit ganz unterschiedlichen Menschen und ihren Anliegen, aber gemeinsam auf der Suche nach Gott und danach, wie wir im Auftrag Jesu leben können. Es war für die Pfarreien – wie auch die Jahre davor – immer wieder eine Situation der Umbrüche. Mit der Pfarrverbandsgründung, der Visitation, mehreren Priestern und pastoralen Mitarbeiter*innen. Und trotz dieser Umstände habe ich die Pfarreien und den Pfarrverband als lebendig und stabil erlebt.

In den letzten Jahren treiben uns in der Kirche auch viele Themen (wieder) um: Macht, Umgang mit den Ergebnissen zum sexuellen Missbrauch, Klerikalismus, Finanzthemen, Seelsorger*innen Mangel, Fragen nach Umweltschutz oder einer erneuten Ehe von Geschiedenen.

Alle diese Themen waren und sind auch im Pfarrverband präsent. Die Finanzthemen spüren wir beim Ringen um den Pfarrheimbau in Feldkirchen, weltkirchliche Themen wurden in vielen Gruppen diskutiert, unseren Pfarreien sind vakant und der Pfarrverband bekommt (auch auf absehbare Zeit) keinen Pfarrer mehr, aber sie war nie Seelsorger*innen-los und nie Leitungs-los. Das Leitungsteam ist ein Versuch der Diözese auf die Frage der Zeit dazu einzugehen.

Ja bei all diesen Themen habt ihr / haben Sie mir in den letzten Jahren Mut gemacht, diese anzugehen. Es hilft nicht sie auf die Seite zu schieben, nur als Gemeinschaft von Christen können wir diese angehen.

Jesus kündigt im Evangelium das Reich Gottes an, und schließt noch den Satz „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ an.

Umkehren ist keine Abkehr von bisherigen, sondern ein genaues Anschauen und Reflektieren über das was war, um dann neu mit Gott weiterzugehen. Wir kennen diesen Satz von Aschermittwoch.

Anschauen, was war und weitergehen, heißt auch etwas loslassen. Das fällt uns oft schwer und doch konnte ich hier mit dem Pfarrverband dies immer wieder erleben. Ein Loslassen und weitergehen auf die Frohbotschaft Gottes zu. Da betrifft diese Umkehr uns als Gemeinschaft. Die Pfarrei darf kein Museum werden, sondern muss den Glauben an das Evangelium immer wieder in den Mittelpunkt stellen. Da braucht es manchmal neues, wie die „Offene Kirche“ oder neue Wege in der Firmvorbereitung und der Erstkommunion. Bei vielen Abschlussgesprächen der Firmlinge durfte ich dieses Wissen und den Glauben der Firmlinge teilen. Die Frage nach ihrem Weg mit der Kirche und der Gemeinschaft blieb selten unbeantwortet. Die Jugendlichen der Pfarreien machen sich viele Gedanken um ihren Glauben und wie sie ihn heute leben können und wollen.

Und es ist auch eine ganz persönliche Anfrage an mich selbst und mein Verhalten. Kehr um! Gilt mir genauso. Sicher war in den letzten Jahren nicht alles was ich gemacht habe perfekt, manchem/mancher bin ich sprichwörtlich „auf den Schlips getreten“, den einen oder die andere habe ich vielleicht mit Worten, Haltungen oder Entscheidungen verletzt oder vor den Kopf gestoßen, als Kirchenverwaltungsvorstand und Trägervertreterin im Kindergarten haben mich manche hart und vielleicht ungerecht erlebt. Dafür möchte ich heute und hier „Entschuldigung“ sagen. All diese Dinge kann ich nicht ungeschehen machen und möchte mich nicht von ihnen abkehren, sondern mit diesen Dingen weitergehen.

Jesus bleibt bei seiner Umkehr und Glaubensaufforderung aber nicht stehen.

Er wendet sich den Fischer zu. Simon und Andreas ruft er, um sie zu Menschenfischern zu machen.

Das, was Jesus mit ihnen vorhat, dass sollen sie nicht alleine, sondern zu zweit oder mehreren machen. Alleine, das Evangelium zu verkünden überfordert Menschen, wir brauchen Halt, Ermutigung und ein Korrektiv durch Gleichgesinnte. Wie sie im Beruf zusammen gearbeitet haben, so sollen sie auch als Menschenfischer zusammen arbeiten. Das, was Jesus von ihnen will, können Fischer tun. Jesus motiviert und überzeugt sie davon, dass Fischer das entsprechende Handwerkszeug und die nötigen Kompetenzen haben.

Sich mit dem einbringen, was jede und jeder kann. Hier im Pfarrverband bin ich nie alleine dagestanden, wenn ich etwas zu tun war und wenn Kompetenz gebraucht war. Dieser Ruf Jesus, „Bring das für das Evangelium ein, was du kannst“ und lern dazu, ihr und Sie haben mir oft in den letzten Jahren gezeigt, dass das funktioniert. Menschen, die sich mit ihren Talenten und ihrem Wissen, ihren beruflichen Erfahren und auch ihrem Equipment und ihren persönlichen Begabungen, Fähigkeiten und Interessen einbringen gibt es hier viele. Meine Erfahrung hier ist, dass – wenn nach Hilfe und Kompetenz gefragt wird – dann ist diese Hilfe und Kompetenz in der Gemeinde da.

Mit dem was ich im Herbst 2015 als Pastoralreferentin mit wenig Erfahrung konnte und mitbrachte, bin ich hier gestartet. Und in den letzten Jahren habe ich viel dazu gelernt und konnte dieses ausbauen. Menschenfischerin werden und dem Ruf Jesu folgen ist eine Lebensaufgabe, ich bin froh und dankbar für die Erfahrungen hier im Pfarrverband, die mich auf diesem Weg weiter gebracht haben. Als Pastoralreferentin bin ich sicher nun berufserfahren, für meine neue Tätigkeit am Münchner Dom nehme ich jetzt auch das mit, was ich in den letzten Jahren hier dazu gelernt habe.

Wenn wir noch einmal auf das Evangelium schauen, dass zieht sich ein Wort durch den ganzen Text, ein Wort auf das die Jünger vertrauen, und ein Wort zu dem wir aufgefordert sind. Glaubt! – Vertraut! Wie das Wort eigentlich meint.

Nur mit dem Vertrauen in Gott und seine angebrochene Zeit folgt der Ruf „Kehrt um“ und folgt die Berufung der ersten Jünger.

Vertrauen ist für mich das Wort mit dem ich an den Münchner Dom gehe und Vertrauen auf Gott, ist das, was ich euch und Ihnen im Pfarrverband wünsche. Vertrauen in die Zeit Gottes und in die Gemeinschaft, in der sein Evangelium gelebt wird.

Mein Vertrauen auf Gott und seine Zeit ist mit Sicherheit in den Jahren im Pfarrverband gewachsen. Danke für die gemeinsame Zeit und die Erfahrungen. In diesem Sinn lasst ihr mich nicht mit leeren Händen gehen.
 
Ihre Judith Seipel, Pastoralreferentin