Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum Ostersonntag

4. April 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Leeres Grab

Evangelium vom Ostersonntag

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.

Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein.

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.

Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du?

Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du?

Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria!

Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.

Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Joh 20,1-18

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

Der Herr ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!
 
wie schon seit vielen Jahren, werde ich auch in diesem Jahr nicht müde, für diesen alten Ostergruß Werbung zu machen.
 
Der Herr ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!
 
So haben sich in der Antike Christinnen und Christen an den Ostertagen und bis zum Pfingstfest begrüßt. Das galt nicht nur im Gottesdienst, sondern auch, wenn sie sich Zuhause, auf der Straße oder am Markplatz trafen.
 
Manchmal frage ich mich, woher die Menschen der ersten christlichen Gemeinden, die in einem durch und durch heidnisch geprägten Umfeld lebten, dieses Selbstvertrauen und diese Gewissheit nahmen.
 
Was machte sie so zuversichtlich, dass sie im alltäglichen Leben und sogar unter mancherlei Gefahr als Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung ihren Mann und ihre Frau standen?
 
Das, was sie an stichhaltigen Beweisen für die Auferstehung in Händen hielten war damals wie heute objektiv betrachtet nicht viel. Was sie aber hatten, das war das Zeugnis derer, die vor ihnen zum Glauben kamen: Eltern und Geschwister, Freunde und ältere Gemeindemitglieder.
Verfolgen wir diese Zeugenreihen von den frühen Christen in der Zeit zurück, gelangen wir zu den Menschen, die Jesus noch selbst erlebt hatten, seine Weggefährten, Freunde, Jüngerinnen und Jünger und allen voran die Apostel.
 
Auf ihren Namen, auf ihrem Zeugnis ruht unser Glaube bis heute…
 
Zumindest denken wir das. Und es ist sicher auch nicht falsch. Es ist aber nur die halbe Geschichte. Allzu oft vergessen wir nämlich, dass die Reihe der Glaubenszeugen bei den Aposteln noch nicht an ihren Ursprung gelangt ist.
 
Die apostolische Sukzession, wie wir Theologen diese kontinuierliche Weitergabe des Glaubens nennen, beginnt nicht bei Petrus oder Johannes, ganz gleich, wer von ihnen den Wettlauf gewann. Sie beginnt nicht bei den Emmaus-Jüngern oder bei einem anderen Apostel. Die ersten Augenzeugen des Osterereignisses sind nämlich keine Zeugen, sondern Zeuginnen.
 
In allen vier Evangelien sind es Frauen, die am Ostermorgen das leere Grab entdecken und den Aposteln davon berichten:
 
„Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen“.
 
Unter ihnen Maria von Mágdala, die nicht nur das leere grab bezeugt, sondern auch die Auferstehung verkündet:
 
“Maria von Mágdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen“.
 
So gesehen beruht unser Glaube vom leeren Grab und an die Auferstehung Jesu also auf ihrem Zeugnis!
 
Der jungen Kirche war das noch deutlich bewusst. Viele Jahrzehnte lange wurde sie die „Apostelgleiche“ genannt. Haben sie das in unseren Tagen schon einmal gehört?
 
Der Kirchenvater Hippolyt von Rom gab ihr, ganz im Einklang mit dem biblischen Zeugnis, sogar den Ehrentitel: Apostola apostolorum – „Apostelin der Apostel“.
 

 
Leider ging in der weiteren, meist von Männern geschriebenen, Kirchengeschichte nicht nur ihre Titel verloren. Auch ihr Ansehen und ihr guter Ruf wurde stark beschädigt. Zuerst wurde sie zur Sünderin und dann sogar zur Prostituierten gemacht. Beides Annahmen, die jedes biblischen Beleges entbehren.  
 
Und ausgerechnet diese Maria von Mágdala soll nun die Gewährsfrau für den Glauben und den Mut der frühen Christen sein?
 
Wenn dem so ist, können dann auch wir heute noch ihrem Zeugnis trauen?
 
Ich meine ja. Und nicht nur das, ich wüsste keine bessere als sie. Für mich steht Maria von Mágdala für Treue und Liebe zu Jesus und für Kontinuität.
 
Sie hatte als eine der wenigen den Mut Jesus bis ans Ende seines Lebensweges und darüber hinaus zu folgen. Sie ist Augenzeugin der Kreuzigung. Sie hat gesehen wie Jesus starb. Sie ist Zeugin des leeren Grabes und die erste, die dem Auferstandenen begegnet.
 
Was darüber hinaus Maria von Mágdala für mich und auch für viele weitaus klügere Exegeten so glaubwürdig macht, ist paradoxer Weise die gleiche Tatsache, die sie über viele Jahrhunderte so verdächtig gemacht hat.
 
Hätte sich die Erzählung vom leeren Grab und der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen jemand nur ausgedacht, dann würde die Geschichte mit großer Sicherheit anders lauten.
 
Als theologische Parabel komponiert, so wie das Wettrennen zum Grab, hätte es doch Petrus sein müssen, dem die Ehre der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen gebührt. Auch Johannes wäre noch vorstellbar, aber sicher niemand außerhalb des Zwölferkreises und ganz sicher keine Frau.
 
Wahrscheinlicher ist, dass die Berichte der Apostel, der Zeit- und Augenzeugen so eindeutig und übereinstimmend davon berichteten, dass die Botschaft vom leeren Grab und von der Auferstehung Christi von Maria von Mágdala und den Frauen im Freundeskreis ausging, dass selbst die Evangelisten nicht anders konnten, als es zähneknirschend nieder zu schreiben.
 
Nicht nur die Art wie die Bibel über Maria von Mágdala berichtet, sondern die Tatsache, dass sie von ihr berichtet, macht sie in meinen Augen zu einer glaub-würdigen Zeugin.
 
Mit Blick auf die Diskussionen in unserer Kirche der letzten Wochen und Monate könnte es durchaus hilfreich sein, Maria von Mágdala, gerade an Ostern, dem Fest der Auferstehung und des Neubeginns, wieder mehr Ansehen zu geben.
 
Es ist das Zeugnis der Apostelin der Apostel, das wir durch die Jahrhunderte hindurch bis heute verkünden:
 
Der Herr ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!

Ihr Harald Petersen