... geschafft von ganz viel Nächstenliebe ...
Ich bin’s wieder, Eure Fanny.
In den vergangenen Wochen und Tagen las und hörte man in den Medien und bei vielen anderen Gelegenheiten immer wieder diesen einen Satz: „Wir schaffen das“. Im gleichen Atemzug wurde dann erklärt, dass dieses Zitat sich nunmehr zum zehnten Mal jähren würde. „Wir schaffen das“ sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 31. August 2015 auf einer Bundespressekonferenz. Wenige Tage später entschied sie, Tausende am Budapester Bahnhof gestrandete Flüchtlinge vor allem aus Syrien ins Land zu lassen. Insgesamt reisten in den folgenden Monaten rund eine Millionen Asylbewerber nach Deutschland ein.
Erinnern Sie sich noch an diese Zeit vor zehn Jahren und an die Bilder, auch hier aus München? Als am damaligen Starnberger Bahnhof die Züge mit den Kriegsflüchtlingen - Frauen, Männer und Kinder - ankamen und viele freiwillige Helferinnen und Helfer sie willkommen hießen, Wasser, Essen und Kleider ausgaben, Notunterkünfte und Betten wurden bereitgestellt. Viele kamen zum Hauptbahnhof, wollten mithelfen. Eine spontane und großartige Solidarität damals. Es wurde geklatscht und auch die damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kardinal Reinhard Marx sowie Heinrich Bedford-Strohm waren mit dabei. Marx betonte damals: „Ausländerfeindlich und katholisch zu sein geht nicht zusammen.“
Papst Franziskus rief schließlich alle kirchlichen Einrichtungen in Europa auf, je eine Familie aufzunehmen. Angesichts des Leids zehntausender Menschen, die Krieg und Hunger zu entkommen versuchten, reiche es nicht, Mut und Geduld zu predigen. Und er zitierte einen Satz aus dem Matthäus-Evangelium. Dort sagt beim Weltgericht Jesus als wiederkehrender Menschensohn zu den Gerechten: „Was ihr einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. „Barmherzigkeit erkennt man an unseren Werken“, mahnte Franziskus.
Das damalige AfD-Vorstandsmitglied Alexander Gauland sagte hingegen schon im Oktober 2015: „Wir wollen das gar nicht schaffen“ - und kehrte damit Merkels Satz in sein Gegenteil um. Jauuul.
Die Folgen sind bekannt und immer noch wird trefflich drüber gestritten, ob und inwiefern man es „geschafft hat“ oder nicht. Merkels berühmter Satz spaltet bis heute die Nation, derweil die neue Bundesregierung eifrig an der Migrationswende arbeitet.
Vielleicht wäre es besser, wenn man sich stärker darum bemühen würde, die Migrationsursachen vor Ort zu bekämpfen, also Kriege, Terror von Despoten, menschenverachtende Systeme und katastrophale Lebensumstände in Armut und Elend. Niemand verlässt schließlich gern seine Heimat. Doch in Europa und der Weltgemeinschaft fragen aus meiner Sicht immer noch zu wenige viel zu selten nach den vielschichtigen Flucht-Gründen.
In einem Beitrag der Katholischen Nachrichtenagentur drückt es Stefan Keßler, Direktor des Jesuiten Flüchtlingsdienstes, so aus: „Wir dürfen nicht länger über Flüchtlinge reden, sondern gemeinsam mit ihnen für ihre Rechte und eine gerechtere Gesellschaft eintreten. Dann schaffen wir es.“
Herzlichst, Eure Fanny!