Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.
Glossar
Zeitzeugen Vatikanum

Communio

Eine Leitidee des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die Communio, Gemeinschaft. Für die Kirche des ersten Jahrtausends war er von großer Bedeutung gewesen. Sie hatte sich als Gemeinschaft der Gläubigen verstanden, die in der Gemeinschaft der Eucharistie gründet und sich als Gemeinschaft von Ortskirchen strukturiert.
Der Communio-Begriff legt es nahe, die Kirche als eine Gemeinschaft zu verstehen, die in der Gemeinschaft des dreipersonalen Gottes gründet. Die Konzilsväter griffen diesen Gedanken auf und verbanden mit ihm das Anliegen, die einseitig zentralistische Struktur der Kirche zu überwinden. Kirche sollte wieder als eine Gemeinschaft der Ortskirchen begriffen werden, von denen jede Kirche darstellt und verwirklicht (vgl. Lumen Gentium Nr. 21). Weder ist die Ortskirche eine Außenstelle der Universalkirche noch die Universalkirche ein nachträglicher organisatorischer Zusammenschluss von Ortskirchen. Kirche existiert am Ort, dort, wo jeweils Gottesdienst gefeiert wird.
Die Konzeption von Kirche als Communio wurde vom Konzil auch für die Verhältnisbestimmung von Klerus und Laien herangezogen. Beide sind aufeinander angewiesen und verwiesen, im brüderlichen Zusammenwirken bilden sie die Kirche (vgl. Lumen Gentium Nr. 37). Der konziliare Grundgedanke, Kirche als Communio zu verstehen, hat daher nichts mit Uniformität zu tun. Es ist zunächst ein Aufruf zur Vielfalt. Jede und jeder ist berufen, an ihrem Platz und mit ihren Möglichkeiten die Hoffnung, die von Christus ausgeht, zu bezeugen. Die Communio entsteht aus der wechselseitigen Verwiesenheit der unterschiedlichen Dienste und Charismen. Die wechselseitige Verwiesenheit von Laien und Klerikern bedeutet daher, dass beide ihre jeweiligen Fähigkeiten für den Aufbau der Gemeinschaft einsetzen, wobei die Kleriker besondere Sorge dafür tragen, dass im Miteinander das Zeugnis Jesu lebendig erhalten bleibt (Dienst an der Einheit). Ähnliches gilt für die wechselseitige Verwiesenheit von Ortskirchen und Universalkirche.
Der Communio-Begriff gewann vor allem seit der Außerordentlichen Bischofssynode von 1985 an Bedeutung. Papst Johannes Paul II. hatte diese einberufen, um eine Bilanz der bisherigen Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse zu ziehen. Das Schlussdokument der Synode spricht von drei Dimensionen, die die Kirche als Communio aufweist: (1) Communio verweist zunächst auf die Quelle, aus der die Dienste und Sendungen in der Kirche leben. Die Kirche ist zunächst und fundamental Communio oder Gemeinschaft der Getauften mit Gott und in Christus oder Leib Christi, der vom Heiligen Geist und seinen Gaben belebt wird. (2) Die zweite Dimension ist die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander. Ihr Charakter als Gemeinschaft soll sich ausdrücken in den Institutionen und Strukturen der Kirche und in der Form der Kommunikation und Partizipation. (3) Die dritte Dimension ist die anzustrebende Gemeinschaft mit allen Menschen guten Willens, die Gott zum eschatologischen Gottesvolk sammeln will, und nicht zuletzt die Zuwendung zu den Armen und Bedrängten.

(aus: Erinnerungen an des Zweite Vatikanische Konzil, hg. v. Diözesanrat der Katholiken, München 2012)