Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Demokratie als Chance - und ihre Gefährdung

Das Primat einer gemeinwohlorientierten Politik ist wichtig, um wirtschaftliche Exzesse und den Ausschluss von Menschen zu vermeiden (siehe Beitrag Gemeinwohl). Offen ist aber - zumindest theoretisch - wie ein solches Politiksystem gestaltet sein soll. Fraglos nehmen neben demokratischen Regierungssystemen auch viele autoritäre und diktatorische Regime für sich in Anspruch, dem Gemeinwohl zu dienen. Und gerade populistische Strömungen in Demokratien – egal ob aktuell, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika, im Europa der 1930er Jahre oder in den antiken griechischen Stadtstaaten - zeigen, dass sich viele Menschen in Krisensituationen auch in einem demokratischen Umfeld nach einer starken Person sehnen, die scheinbar näher am Volk ist als die gewählten Repräsentanten, die verspricht energischer durchzuregieren und Entscheidungen zu treffen als dies in langwierigen parlamentarischen Verfahren möglich ist.

iStock-585601320_baona
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Wenn dann auf das Instrument der Volksentscheide gedrängt wird, mit denen das Volk scheinbar direkt an den Repräsentanten vorbei Einfluss nehmen kann, wird zugleich das Manko jeder autoritären Verfassung und der Vorteil einer repräsentativen Demokratie bei dem Streben nach dem Gemeinwohl sichtbar: Diktatoren, autoritäre Herrscher und Populisten (die Übergänge sind fließend) sind immer an die Interessen der sie unterstützenden Gesellschaftsgruppen rückgebunden. Andere Teile der Bevölkerung fallen entweder durchs Raster der Wahrnehmung, werden mundtot gemacht oder gar aktiv verfolgt – der so genannte Rechtsstaat wird rückgebaut oder existiert erst gar nicht.

Nur eine funktionierende Demokratie schafft es bislang eine starke Zivilgesellschaft zu garantieren, in der sich alle gesellschaftlichen Gruppen dauerhaft in eine freie und öffentliche Diskussion einbringen können, wo immer wieder neu um die Erfordernisse des Gemeinwohls gerungen werden kann. Die gewählten Repräsentanten sind direkt in diesem Diskurs involviert, sind sie doch qua Verfassung nicht ihren Wählern verpflichtet, sondern eben einem umfassenden Gemeinwohl; die Notwendigkeit der parlamentarischen Mehrheitsentscheidung wird flankiert von umfassenden Minderheitenrechten.

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Umsonst ist eine solche Demokratie leider nicht zu haben. Soll die demokratische „Herrschaft des (ganzen) Volkes“ funktionieren, muss die Möglichkeit zum Engagement begleitet werden vom Willen dies auch zu tun. Das ist Aufgabe für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft, die durch Rahmenbedingungen in Bildungswesen, Arbeitswelt usw. dafür Sorge tragen muss, die Chancen und die Motivation für gesellschaftliches Engagement immer wieder zu erneuern.

Ein zukunftsfähiger Lebensstil für alle auf diesem Planeten umfasst also entscheidend nicht nur die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks, sondern auch die Vergrößerung des Handabdrucks des gesellschaftlichen Engagements. Ein Engagement für eine starke Zivilgesellschaft in stabilen Demokratien im Allgemeinen; ein Engagement für die Gestaltung von Politik, Wirtschaft und den Umgang mit unserer Umwelt, der anderen einen nachhaltigeren Lebensstil nahelegt und leichter macht – also für eine grundsätzliche Transformation unserer Gesellschaft – im Besonderen.