Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Berichte von Kardinal und Generalvikar

Kardinal Reinhard Marx hat bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising davor gewarnt, nach dem Ende der Vollversammlungen auf dem Synodalen Weg wieder in alte Denkmuster zurückzufallen. „Es geht nicht darum, jetzt wieder das alte Schema anzuwenden, der Bischof soll entscheiden“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 18. März, in der Loisachhalle in Wolfratshausen.
 
Die Entscheidung, im Anschluss an die bisherigen Beratungen einen Synodalen Ausschuss zu gründen, sei eine „vernünftige Lösung“. Gleichzeitig müsse überlegt werden, wie Beratungen und Entscheidungen auch in den einzelnen Bistümern aussehen könnten. Wichtig sei, die Gremien miteinander zu vernetzen. Es dürfe nicht der Fall eintreten, dass die Themen „hier und da besprochen werden, ohne dass diese Gremien miteinander reden“.
 
Zurückblickend auf die vergangenen drei Jahre des Synodalen Weges sagte Marx: „Eine Etappe ist zu Ende gegangen.“ Dass sich die Diskussion nun hin zu einer universalkirchlichen Ebene öffne, sei „wunderbar“. Gleichzeitig bekannte der Kardinal: „Synodalität ist schwierig und anstrengend und mühevoll. Wir sind da noch lange nicht am Punkt zu sagen, wir sind eine synodale Kirche.“
 
Die Perspektiven für zwei Beschlüsse des Diözesanrats vom vergangenen Herbst zeigte Marx positiv auf. Zu der Forderung der katholischen Laien, auch nicht geweihte Seelsorgerinnen und Seelsorger mit dem Predigtdienst in Eucharistiefeiern zu beauftragen, sagte Marx, es gebe „große Einigkeit“, eine Lösung zu finden für etwas, das ohnehin schon häufig praktiziert werde. Auch Spielraum für die Spendung der Taufe durch nicht geweihte Seelsorgerinnen und Seelsorger sieht der Erzbischof, allerdings müsse es dafür klare Regeln geben.
 
Die rund 160 Delegierten der Frühjahrsvollversammlung in Wolfratshausen beschäftigten sich zu Beginn in einem Studienteil unter dem Motto „Gerechter Krieg – Ungerechter Friede?“ mit dem Thema Friedensethik und dem Krieg in der Ukraine. Neben Kardinal Marx berichteten im Rahmen der Versammlung auch der Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk sowie Generalvikar Christoph Klingan und tauschten sich mit den Teilnehmenden aus. (uq)

Generalvikar Klingan: „Gemeinsam müssen wir noch mehr die Räume in den Blick nehmen, in denen sich Menschen heute bewegen und zusammenkommen“, so Christoph Klingan, Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese am Samstag, 18. März. Mit Blick auf die aktuellen „rasanten Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft“ wolle die Erzdiözese in der Seelsorge zu einer stärkeren „Orientierung an Sozialräumen“ kommen, um weiterhin gut wahrnehmbar präsent zu bleiben. „Das geht nur, wenn wir über den eigenen Kirchturm hinausblicken“, sagte Klingan. Der Generalvikar berichtete im Rahmen der Versammlung in Wolfratshausen von den laufenden Projekten zur Umsetzung einer künftigen Gesamtstrategie der Erzdiözese und gab einen Zwischenstand zu einer geplanten Neuordnung der Dekanate in der Erzdiözese. „Dazu wollen wir nun ganz konkret in die Umsetzung und ins Tun kommen und die Überlegungen mit Leben füllen“, ergänzte er und tauschte sich mit den rund 160 Delegierten aus.
 
Die Erzdiözese hatte im Herbst 2020 unter Leitung des Generalvikars einen Gesamtstrategieprozess gestartet, um das Handeln der Erzdiözese insgesamt wirkungsvoller auszurichten und trotz zurückgehender Ressourcen auch künftig bestmöglich für die Menschen da zu sein. Der Prozess wurde im Dezember 2021 abgeschlossen und von Erzbischof Kardinal Reinhard Marx ein entsprechendes Zielbild in Kraft gesetzt. Eine erste konkrete Umsetzung findet dieses Zielbild in verschiedenen Projekten: etwa zur Wirksamkeit in der Pastoral, zu einer aus dem pastoralen Bedarf heraus entwickelten Immobilienstrategie, zum Engagement der Erzdiözese für Ehrenamtliche und zu einer wirkungsorientierten Haushaltsplanung. (uq)
 
Generalvikar Klingan berichtete, dass die Erzdiözese im Projekt zum Ehrenamtsengagement eng mit dem Diözesanrat und Vertretern der kirchlichen Verbände zusammenarbeite. In ersten gemeinsamen Workshops seien zwei Themen identifiziert worden, die nun weiter ausgearbeitet und diskutiert würden: Eine zentrale Anlaufstelle für Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte in der Erzdiözese solle eingerichtet werden und neue Kommunikationsmöglichkeiten und Angebote für die Ehrenamtlichen geschaffen werden.
 
Zur Immobilienstrategie verdeutlichte Klingan, dass neben einer Ausrichtung des Immobilienbestands an den pastoralen Schwerpunkten das Ziel sei, die Immobilienlast deutlich zu reduzieren, damit die genutzten Gebäude langfristig und nachhaltig unterhalten werden könnten. „Wir stehen in einer Zeit, in der wir weniger Mittel zur Verfügung haben werden, dies wird zu Veränderungen führen, deshalb müssen wir unsere Gebäude überprüfen: Mit welchen können und wollen wir kirchliches Leben gestalten, welche werden wir anders oder zusammen mit anderen Kooperationspartnern nutzen und welche werden nicht mehr genutzt.“ Die Überlegungen würden dabei auf Dekanatsebene stattfinden. Laut Klingan hätten sich die Dekanate Berchtesgaden und Forstenried bereiterklärt, im Rahmen von zweijährigen Pilotprojekten eine Immobilienstrategie zu erarbeiten. In den Projekten seien die Kirchenstiftungen im Dekanat mit eingebunden, die für die Immobilien der Pfarreien verantwortlich sind. 
 
Pastorales Handeln stärker vernetzen
Generell will die Erzdiözese die Dekanate als mittlere Ebene im Bereich der Seelsorge stärken, um eine Vernetzung im pastoralen Handeln zu fördern und bessere Rahmenbedingungen für die Kooperation auf überörtlicher Ebene zu schaffen. Dazu sollen die 40 Dekanate neu strukturiert werden. Ein Vorschlag für die geplante Neuordnung sieht eine signifikante Vergrößerung des territorialen Zuschnitts und damit Reduzierung der Zahl der Dekanate vor. „Das ist nicht die Vorstufe zu XXL-Pfarreien“, stellte der Generalvikar klar, „das Rückgrat bleiben weiterhin die Pfarrei und der Pfarrverband, aber sie sollen stärker vernetzt zusammenarbeiten.“
 
Klingan betonte, dass die Überlegungen der Erzdiözese derzeit in einem Informations- und Konsultationsprozess mit Hauptamtlichen- und Laiengremien im Erzbistum diskutiert würden. Auch mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Vorstand des Diözesanrates sei die Erzdiözese dazu in regelmäßigem Austausch. „Nicht alle Impulse können aufgenommen werden, aber wir haben alle gelesen und in die Abwägung einbezogen“, erläuterte der Generalvikar.
 
Konkret sieht der Vorschlag in den stärker ländlich geprägten Seelsorgsregionen Nord und Süd der Erzdiözese vor, die Dekanatseinheiten mehr an den Landkreisgrenzen zu orientieren. An diesen richten sich bereits auch andere kirchliche und nicht-kirchliche Kooperationspartner für die Seelsorge wie etwa die Caritaszentren oder die Kreisbildungswerke, aber auch den Kommunen. In der Seelsorgsregion München hingegen werde der künftige territoriale Zuschnitt stärker an geografischen Gegebenheiten oder der Infrastruktur orientiert sein.
 
Diskutiert wird laut Klingan zudem die Einrichtung von Dekanatsteams, in denen Priester, Diakone, pastorale Mitarbeitende und Ehrenamtliche „gemeinsam Verantwortung für die Pastoral übernehmen, gemeinsam Schwerpunkte definieren und Entwicklungskonzepte im Sozialraum denken“. Der Vorsitz des Dekanatsteams solle beim Dekan liegen, der künftig Personalverantwortung für die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Dekanat übernehmen soll und daher nicht mehr wie bisher gewählt, sondern vom Erzbischof ernannt werde.
 
Der Diözesanrat der Katholiken ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese. In die Vollversammlung werden Vertreterinnen und Vertreter der Dekanatsräte, die sich wiederum aus Vertretenden der Pfarrgemeinderäte zusammensetzen, sowie Vertreter der katholischen Verbände und Organisationen entsandt. Die rund 160 Delegierten der Frühjahrsvollversammlung in Wolfratshausen beschäftigten sich zu Beginn in einem Studienteil unter dem Motto „Gerechter Krieg – Ungerechter Friede?“ mit dem Thema Friedensethik und dem Krieg in der Ukraine. Neben Generalvikar Klingan berichteten im Rahmen der Versammlung auch der Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk sowie Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und tauschten sich mit den Teilnehmenden aus. (kbr)