Die Baufortschritte am neuen Grabenstätter Pfarrheim sind unübersehbar und so war es höchst Zeit im Beisein zahlreicher Ehrengäste die Grundsteinlegung vorzunehmen. Da sich der Bau des Dachstuhls kurzfristig um rund drei Wochen verzögerte, konnte man es nicht als Richtfest titulieren. Der guten Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, die Feierlichkeiten konnten im ersten Stock unter blauem Himmel und bei Sonnenschein stattfinden. Während sich die katholische Kirche andernorts aus Kostengründen von ihren Gebäuden trenne oder ihre Räumlichkeiten weitervermiete, gehe man in der Pfarrei Grabenstätt einen anderen Weg - „wir bauen für die Gemeinschaft ein neues Pfarrheim“, freute sich Pfarrverbandsleiter Pater Vasile Dior. Laut Max Wimmer, der als Bauherrnvertreter mit dem Bauprojekt beauftragt worden ist, sei es der Weitsicht und der Entschlossenheit der Kirchenverwaltung und des Pfarrgemeinderats zu verdanken, dass man voraussichtlich schon Ende März 2024 ein neues Pfarrheim habe. „Zum Glück haben wir den Antrag auf Abriss und Neubau bereits im Februar 2014 gestellt, denn heute hätte man damit überhaupt keine Chance mehr“, betonte Wimmer und erinnerte daran, dass man erst 2021, also ganze sieben Jahre nach der Antragsstellung von der Diözese grünes Licht bekommen habe.
Um keine weitere Zeit zu verlieren, hat man sich mit dem Planungsbüro Romstätter, mit dem man schon seit 2018 zusammenarbeitet, umgehend an die Umsetzung gemacht. Angesichts der klaren Vorgaben des Ordinariats hinsichtlich der Größe und Kubatur des Gebäudes - entscheidend ist hier die Katholikenzahl vor Ort - habe man die ambitionierten Planungen deutlich zurückfahren müssen, räumte Wimmer ein. Auch ohne Keller könne man damit nun aber gut leben. „Eine sehr gute Lösung“ sei der bewusst im ersten Stock geplante Pfarrsaal, ein großer, nach Süden ausgerichteter und lichtdurchfluteter Raum, der für andere Zwecke abtrennbar sei. Planer und Architekt Johannes Romstätter verriet, dass eigentlich nur ein Pfarrsaal von 35 ca. 60 Quadratmetern erlaubt gewesen sei, „doch durch die Hartnäckigkeit von Herrn Wimmer und der Zusammenlegung von Funktionen können wir heute im Rohbau des zirka 100 Quadratmetern großen Pfarrsaals stehen“. Im weiträumigen Erdgeschoss kommt die Pfarrverwaltung unter, die sich aktuell beengt im benachbarten Pfarrhaus befindet. Das Obergeschoß soll mit einer großen, von außen begehbaren Küche ausgestattet werden sowie mit einem weiteren Verwaltungsraum und einem Behinderten-WC. Wimmer lobte das Planungsbüro Romstätter und alle Fachplanern, die Projektsteuerung, die Baufirma Kaindl und die anderen beteiligten Firmen für die „tolle Zusammenarbeit“. Der Gemeinde um Bürgermeister Gerhard Wirnshofer, der Verwaltung und dem Gemeinderat dankte er für die „schnelle Baugenehmigung“. Obwohl die Preise während der Corona- und Energiekrise „teilweise massiv angestiegen“ seien, liege man mit Blick auf die einstige Kostenschätzung von drei Millionen Euro „gut im Rennen“. Mit Blick auf die Kosten meinte Romstätter, dass das nachhaltigste und klimafreundlichste Gebäude immer das sei, das am besten mehrere Jahrhunderte stehe und genutzt werde und deshalb setzte man auf robuste und langlebige Materialien. Der Bau könne sich schon jetzt „mehr als sehen lassen“, freute sich Romstätter.
Auch Kirchenpfleger Josef Austermayer bedankte sich vor Ort bei allen Beteiligten, insbesondere bei Max Wimmer, der das ganze Bauprojekt „hervorragend steuert und koordiniert“. Im Anschluss stellte er die Zeitkapsel vor, die ihren Platz in einer Wand im Eingangsbereich bekommt, wo sie hinter einer Glasplatte gut zu sehen sein wird. „In die Kapsel kommen ein kleines Kreuz, ein kleines Tau als Zeichen der Pfarrverbandes Hl. Franz von Assisi sowie ein paar Fotos und die Namen der derzeitigen Kirchenverwaltungsmitglieder, der Pfarrgemeinderäte, des Pastoralteams, der beteiligten Architekten und Baufirmen sowie eine aktuelle Tageszeitung und eine Euro-Münze“, verriet Austermayer. Eine Besonderheit sind die Jahrhunderte alten Grabplatten, die er mit Herrn Peter Sigl aus der Wand des alten Pfarrheims mühsam herausgemeißelt hat und die nun übereinander im neuen Treppenhaus verbaut sind.
Begonnen hatte alles bereits 2010/2011, als beim mittlerweile abgerissenen Pfarrheim (Vorgängerbau) das Thema Radonbelastung aufgekommen ist. Damals befand sich im ersten Stock noch der Pfarrkindergarten, während der Pfarrsaal im Erdgeschoss noch bis vor rund zwei Jahren von den Vereinen beispielsweise für Versammlungen und Feierlichkeiten genutzt worden ist. „Die Radondebatte hat dann in kurzer Zeit so eine Dynamik bekommen, dass sich die Kirchenverwaltung 2009 für einen Neubau des Kindergartens entschied, auf einem passenden Grundstück südlich des Kreisaltenheims“, erinnerte Projektleiter Wimmer und sprach von einer „sehr guten Entscheidung“. Eine Sanierung hätte angesichts der alten Bausubstanz und der Radonbelastung keinen Sinn gemacht. Während der neue Pfarrkindergarten schon im September 2011 eingeweiht worden war, standen die Räumlichkeiten im ersten Stock des alten Pfarrheims vorerst jahrelang leer, bis im Zuge der Flüchtlingskrise 2016 dort dann syrische und pakistanische Asylbewerber einzogen. mmü
Foto von links: Projektleiter Max Wimmer, Kirchenpfleger Josef Austermayer, Pfarrverbandsleiter Pater Vasile Dior, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Aurelia Böttcher