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Pfarrverband Peiting-Hohenpeißenberg

Pfarrweg 1, 86971 Peiting, Telefon: 08861-93091-0, E-Mail: St-Michael.Peiting@ebmuc.de

Peter und Paul (29. Juni)

Peter und Paul ist die Bezeichnung des Festes
der Apostel Petrus und Paulus.
Das Fest wird bei der römisch-katholischen Kirche 
und der griechisch-orthodoxen Kirche am 29. Juni begangen.
Petrus
Hl. Petrus in St.Michael Peiting im linken Seitenaltar
Hl. Petrus

Nach Mt 16,18 beantwortete Jesus
Simons Christusbekenntnis mit einer besonderen Zusage:


„Ich aber sage dir:
Du bist Petrus der Fels
und auf diesen Felsen
werde ich meine Kirche bauen
und die Tore der Unterwelt  
werden sie nicht überwältigen.“

Paulus
Hl. Paulus in St.Michael Peiting im rechten Seitenaltar
Hl. Paulus
Apg 9,3

Die Bekehrung des Saulus
Unterwegs aber, als er sich
bereits Damaskus näherte, geschah es,
dass ihn plötzlich
ein Licht vom Himmel umstrahlte.
Er stürzte zu Boden und hörte,
wie eine Stimme zu ihm sagte:

 Saul, Saul,
 warum verfolgst du mich?

Er antwortete:
 Wer bist du, Herr?

Dieser sagte:
 Ich bin Jesus, den du verfolgst.

Petrus und Paulus,
zwei Säulen,
auf denen unsere Kirche ruht.
 
Petrus, der Sprecher der Apostel,
der vor allem die Einheit nach innen suchte,
Paulus, der Völkerapostel,
der für die Öffnung nach außen steht.
 
Petrus und Paulus:
verschieden und doch verbunden
durch das Vertrauen auf Gott,
durch das gemeinsame Ziel,
durch den gemeinsamen Glauben
an den einen Christus.
 
Petrus und Paulus:

Verkörperung völlig verschiedener Wege
in der Nachfolge Christi.
Verkörperung der Größe und Weite unserer Kirche,
ihrer Vielfalt und Offenheit.
 
Sie fordern uns heraus,
den guten Kampf zu kämpfen,
und in Hoffnung und Treue,
in Geduld und Entschlossenheit
neue Wege mit unserer Kirche zu gehen:
ihre Einheit zu suchen,
ihre Vielfalt zu fördern
und ihre Größe und Weite und Offenheit
neu zu entdecken.
 
© Gisela Baltes

„Ich widerstand ihm ins Angesicht!“ (Gal 2,11)

Was uns das Fest Peter und Paul zeigen kann

Am 29. Juni feiern wir die beiden „Superapostel“ Petrus und Paulus,
zwei  grundverschiedene Charaktere und dennoch vereint in der
gemeinsamen Leidenschaft für Jesus, den Christus.
Mit den Namen der beiden verbindet sich anfänglich ein bestimmter Konflikt.
Die „Jerusalemer Seite“, insbesondere die Gemeindemitglieder um
Jakobus herum, verlangten von den so genannten „Heidenchristen“
bedingungslos die Einhaltung jüdischer Bräuche und Gesetzesvorschriften,
während Paulus immer wieder darauf bestand, dass eben nicht das Gesetz
und dessen konsequente Erfüllung,
sondern die Gnade Gottes, der Glaube an die Liebe Jesu Christi
dem Menschen Heil und Erfüllung schenke.
Petrus – ein sehr glaubensstarker Mensch, von dem wir allerdings auch
wissen, dass er sich früher schon einmal aus Mutlosigkeit und menschlicher
Schwachheit heraus feige verhielt,
Jesus dreimal verleugnete –, er hat zwar diese „Jerusalemer“ Lehre
selber so nicht vertreten, hatte sich allerdings in einem gemeinsamen Treffen
in Antiochien in der Praxis brüderlicher und schwesterlicher Tischgemeinschaft
inkonsequent, opportunistisch und „heuchlerisch“ verhalten,
sodass ihn Paulus damit vor der ganzen Gemeinde hart konfrontierte
: „… ich widerstand ihm ins Angesicht, denn er hatte sich ins Unrecht gesetzt.“
(Gal 2,11).

Nur beide zusammen

Ohne diese ernste, kompromisslose, allerdings nach einer Einigung suchende
Auseinandersetzung zwischen Paulus und Petrus wäre das Christentum
vielleicht nur eine inzwischen ausgestorbene jüdische „Sekte“ geworden.
Nur im Zusammenwirken des stets einenden und bewahrenden Petrus und
dem charismatischen, zeitoffenen Paulus wurde die Kirche zur weltweiten
Kirche Jesu Christi.
Nur beide zusammen in ihrem je eigenen Charisma wurden so die wahren
„Säulen“ der christlichen Kirche: sowohl im Dienst der einigenden Leitung
durch Petrus als auch in der überzeugenden Kraft des Paulus.
In letzter Zeit sind im Zuge der Aufarbeitung des schrecklichen sexuellen
Missbrauchsskandals gerade bei uns in Deutschland gewaltige
Anstrengungen unter dem Leitthema „Synodaler Weg“ seitens der Kirche
unternommen worden, um Antworten auf viele brennende Fragen und
Probleme zu finden, die bereits seit vielen Jahren debattiert werden.
In Rom werden diese Themen aber immer wieder abgeblockt, wie
z.B. die Hinterfragung eines klerikalen Machtgebarens,
Geschlechtergerechtigkeit in der Frage der Priesterweihe, „Laienpredigt“,
Abschaffung des Zwangszölibates oder die Reform der Sexuallehre.
Hier ist ganz besonders die Reformbereitschaft der päpstlichen Kurie gefragt
und erwünscht, dort aber zur Zeit leider wenig ausgeprägt oder konsequent
unterstützt.

Auch heute wäre ein leidenschaftlicher Paulus nötig

Am Fest der beiden Apostel Petrus und Paulus könnte vielleicht eine
Vorstellung sehr heilsam sein:
Es würde heute wieder zu einem solch spektakulären Auftritt zwischen Petrus
und Paulus wie damals in Antiochien kommen.
Offensichtlich hätte die Kirche von heute wieder so einen
leidenschaftlichen Paulus, vielleicht in Gestalt einer weltumspannenden
Reformbewegung nötig, die bereit wäre, nicht aus Gründen eigener
Rechthaberei heraus, sondern um des überzeugenden Evangeliums willen
der päpstlich/kurialen Kirchenleitung „Aug in Auge“ entgegenzutreten
und ihr ins Angesicht zu widerstehen.

Von Petrus wissen wir jedenfalls, dass ihm die damalige leidenschaftliche
Konfrontation mit Paulus sehr geholfen hat, das Evangelium unverfälscht
weiterzugeben, denn unmittelbar nach diesem spektakulären Auftritt in
Antiochien übernimmt er seine Leitungsverantwortung,
stellt sich im „Jerusalemer Rat“ klar hinter seinen Apostelbruder Paulus und
stärkt ihm den Rücken. In der Kraft seiner Kritikfähigkeit,
seiner Umkehrbereitschaft und der festen Überzeugung, dass die Kirche im
Dienst jedes Menschen stehen muss, gleich welchen Geschlechts,
welcher Nation, Kultur, Religion und sexuellen Orientierung er sein mag,
kann die Kirche hier in Zukunft ein fester Garant dafür sein,
für die Würde jedes Menschen einzutreten, jedwede Not lindern zu helfen,
Frieden zu stiften und Hoffnung zu schenken.
Der Hl. Petrus und der Hl. Paulus werden ihr ganz sicher dabei helfen.
Text: Stanislaus Klemm,
Dipl. Psychologe und Theologe
In: Pfarrbriefservice.de