Pfarrverband Zolling

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Praemonstratenser in Zolling

„Ad omne opus bonum paratus,“ „zu jedem guten Werk bereit sein,“ das ist das Motto, das der heilige Norbert seinen Gefolgsleuten mit auf den Weg gab. Jederzeit dem Ruf des Herrn zu folgen, das war sein Leitgedanke. Norbert von Xanten prägte ihn in einer Zeit, in der es mit der Kirche nicht zum besten stand. Ämter waren käuflich, Priester handelten mit Sakramenten, der Klerus war ungebildet und sittenlos, die Kirche unglaubwürdig. Dagegen stand Norbert. Barfuß zog er durchs Land, ohne Besitz, dem Ideal der Urkirche verpflichtet. Er blieb nicht allein, sein Beispiel zog Gleichgesinnte an. Im Jahre 1120 kam es zur Ordensgründung im französischen Prémontré. Das Wort „Prämonstratenser“ leitet sich von diesem Namen ab. Sechs Jahre später wurde der Wanderprediger Erzbischof von Magdeburg, eine wichtige Stellung, denn Magdeburg lag an der Grenze zum heidnischen Osten. Durch seine gewissenhafte Amtsführung konnte Norbert die Menschen dort überzeugen, die Kirche reformieren. Der junge Prämonstratenserorden wurde jetzt in der Ostmission tätig. Er machte das Land urbar, brachte den Menschen das Christentum.

Nach seiner Blüte im Mittelalter, erlosch das Ordensleben in den Klöstern und Abteien mit der Reformation und der Säkularisation im Jahre 1803. Erst nach dem 1. Weltkrieg kam es vereinzelt zu Neuanfängen. Im deutschsprachigen Raum gibt es heute acht Prämonstratenser-Klöster mit etwa 190 Mitgliedern. Fünf Klöster liegen in Bayern, die Abteien Windberg in Niederbayern und Speinshart in der Oberpfalz, dazu das Kloster Roggenburg in Schwaben und jeweils eine indische Niederlassung in Freising/Neustift mit vier und in Ettringen mit 19 Patres, die in Süddeutschland als Kapläne oder Pfarrer im Einsatz sind. Jetzt ist Zolling dazugekommen. Im alten Pfarrhaus an der Roiderstraße leben ab Herbst 2018 wenigstens drei Ordenspriester aus Indien.

Praemonstratenser sind Ordensleute, aber keine Mönche. Sie bilden Priestergemeinschaften, die nach der Regel des heiligen Augustinus leben. Der hatte die Seelsorgspriester seiner Stadt im Bischofshaus wohnen lassen. Dort nahmen sie gemeinsam ihre Mahlzeiten ein, verrichteten gemeinsam ihre Gebete und gingen von dort aus - möglichst gemeinsam - ihren jeweiligen Seelsorgsaufgaben nach. Augustinus und seine Wertschätzung der Gemeinschaft wurden zum Leitbild für Norbert, dessen Regel zur Richtschnur seiner Arbeit. Waren die Mönchsorden des Mittelalters aus einer Abkehr von der Welt entstanden, bei den Praemonstratensern war es genau umgekehrt. Sie verstanden sich von Anfang an als Seelsorgeorden. Ihr Zentrum ist die jeweilige Gemeinschaft in der sie zusammenleben, beten, sich erholen, ihre Erfahrungen austauschen. Von diesen Gemeinschaften gehen sie aus in die Pfarreien und Pfarrverbände, bilden geistliche Zentren, kümmern sich um die Pastoral. Sie wirken in der Caritas, als Prediger, sie unterrichten, arbeiten mit Jugendlichen, besuchen Kranke, sind Ansprechpartner für die Gemeinden vor Ort. Ihre Gemeinschaft ist ihr Zuhause. In ihr erfahren sie Geborgenheit. Aus ihr schöpfen sie die Kraft, „ad omne opus bonum paratus“, zu jedem guten Werk bereit zu sein.