Pfarrverband München West

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St. Konrad in Neuaubing

Geht oder fährt man die Limesstraße entlang, so schwenkt der Blick auf Höhe der Plankenfelser Straße unweigerlich nach Westen zum Kirchturm der Pfarrkirche St. Konrad. Der schlanke Turm mit seinem charakteristischen Spitzdach ist ein markanter Blickfang. Gleich darauf bleibt das Auge an der eindrucksvollen, wuchtigen Apsis mit ihrem mit großen, durch Betonsäulen durchsetzten Fenster hängen. Ja, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Hier steht ein selbstbewusstes, klares Zeichen christlichen Glaubens. Die Pfarrkirche St. Konrad in Neuaubing versteckt sich nicht zwischen Häuserblocks oder geht im Straßengewirr unter - sie steht frei einsehbar und markant an der Stelle, wo sie hingehört: Zwischen Wohnbebauung und Schule, mitten in der Gemeinschaft der Gläubigen.

Dies war nicht immer so. Erst seit einem halben Jahrhundert besitzt die Kirchengemeinde von Neuaubing diesen repräsentativen und eindrucksvollen Bau. Zuvor musste sie sich mit einer eher bescheidenen Notkirche begnügen. Ausmaß und Gestalt der heutigen Pfarrkirche erschließt sich dem Betrachter erst, wenn man ihre Geschichte kennt: Die eingangs erwähnte Limesstraße, die heutige Hauptverkehrsader von Neuaubing, warum die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein bloßer Feldweg, der zwischen Wiesen und Äckern von Aubing nach Lochham führte. Dies änderte sich schlagartig, als nach der Eröffnung der Bahnstrecke München - Herrsching die Staatsbahnverwaltung in den Jahren 1902 bis 1096 das Ausbesserungswerk und mehrere Arbeiter- und Beamtenhäuser auf dem Gebiet des heutigen Neuaubing erbauen ließ. Die Limesstraße, damals nach Lochhamer Straße genannt, wurde ausgebaut, als in den folgenden Jahren die Siedlung der „Genossenschaft" dazu kam.

1921 hatte Neuaubing bereits 1.200 Einwohner. Um den Gläubigen den sonntäglichen Gottesdienst zu ermöglichen wurde für den Siedlungsbezirk eine hölzerne Notkirche errichtet, die Kardinal Faulhaber am 29. Mai 1921 benedizierte. Aufgrund der wirtschaftlichen Notlage des Landes - es war die Zeit der Großen Inflation - reichten die Mittel nicht für eine Steinkirche. Als Kirchenpatron wurde St. Joachim bestimmt. Bereits ein Jahr später wurde St. Joachim selbständige Pfarrei. 1926 wurde das Pfarrhaus gebaut. In den zwanziger und dreißiger Jahren nahm die Bevölkerung von Neuaubing stetig zu; am 1. Juli 1929 zählte die Pfarrgemeinde bereits 2.000 Seelen. Schon acht Jahre später hatte sich die Anzahl der Gläubigen verdoppelt, was den damaligen Pfarrer Martin Seitz sogleich nach seiner Einsetzung in Aubing veranlasste, energisch einen Kirchenneubau zu fordern. Der Diözesan-Steuerverband beauftragte den Architekt Georg Maria Kronenbitter mit dem Entwurf einer neuen Kirche für Neuaubing.
Kirchengrundriss St. Konrad
Im Frühjahr 1938 reichte dieser die Pläne bei den Baugenehmigungsbehörden ein. Wegen angeblichen Rohstoffmangels - in Wirklichkeit rüstete sich der Staat bereits für den Zweiten Weltkrieg - zog sich das Genehmigungsverfahren hin. Der Ausbruch des Kriegs und das damit einhergehende Chaos während und in der Zeit unmittelbar nach dem Kriegsende verhinderte eine zeitnahe Genehmigung der Baupläne.Nach der Eingemeindung Neuaubings in die Landeshauptstadt im Jahre 1942 musste überdies ein neuer Patron für die Kirche gefunden werden, da seit 1926 in Obersendling bereits eine Pfarrkirche St. Joachim bestand. Kardinal Wendel wählte „St. Konrad von Parzham" für sie aus.

Erst im Jahr 1955 wurde das Projekt des Kirchenneubaus wieder aufgegriffen. Nach städtebaulichen Differenzen mit der Stadt München und damit verbundenen Umplanungen wurden die Kirchenbaupläne endlich genehmigt, so dass am 6. Juni 1955, acht Tage nach der Pfingstwoche, zwei Bagger mit dem Erdaushub beginnen konnten. Zunächst wurde die Unterkirche errichtet; auf der darüber errichteten Betondecke stiegen nach und nach die Mauern des Kirchenschiffs empor. Am 18. August 1955 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung durch Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler - unter reger Anteilnahme der Gläubigen. Bereits am 11. November 1955 feierte man Richtfest. Stadtpfarrer Seitz freute sich in seiner Richtfestrede, dass nun die Verwirklichung der Pläne erfolge, die im Dritten Reich verhindert worden waren.
Kirchenbau St. Konrad
Nach einem strengen Winter konnten im Frühjahr 1956 die Arbeiten fortgesetzt werden, bis endlich der 4. November 1956 als Tag der Kirchweihe festgesetzt werden konnte. Kardinal Wendel weihte die Kirche in einer festlichen Messe ein. Der Bau war damit vollendet; die Kirche wurde dem liturgischen Gebrauch übergeben.

Der Kirchenraum selbst ist 40 Meter lang und 22 Meter breit. Er hat eine lichte Höhe von 11,35 m und umfasst 600 Sitz- und 250 Stehplätze. 1.067,4m² Grund wurden für Kirche und Sakristei überbaut. 14.239,2 m² enthält der umbaute Raum.

Der Architekt, Georg Maria Kronenbitter, zur inneren Ausgestaltung des Kirchenschiffs: „Die Gestaltungsidee für dieses Gotteshaus entsprang nüchterner Überlegung einerseits und einem freudigen Herzen andererseits. Modische Experimente als des Heiligen unwürdig ablehnend, sollte die Kirche doch dem Bestreben der neuen Liturgie gerecht werden: Der Gläubige soll teilhaben an dem Geschehen am Altar. So entstand der große breite Raum, die Hallenkirche; der Chor sollte zum Zusammenwirken mit dem Priester nahe dem Altar sein - so kam die Orgel und die Sängerempore nach vorne.

Keine Säulen beeinträchtigen den Blick nach vorne zum Altar. Die Anwendung aller Erkenntnisse der Akustik sorgt dafür, dass bei der Größe des Kirchenschiffs der Kontakt mit den Gläubigen nicht leidet.

Ein Meisterwerk von einer frei gespannten Holzdecke schließt den Raum und ermöglicht es, Farbe in die Kirche zu bringen. Fehlen in unserer Zeit auch die wirtschaftlichen Mittel, dieser Empfehlung ganz gerecht zu werden, so haben wir doch im Rahmen des möglichen dem Ausdruck zu geben versucht. So ist im Presbyterium nur edles Material verwendet: Bodenbelag, Stufen, Altäre sind alle aus Naturstein; die Altarplatte vor allem und die Apostelleuchter aus wunderschönem Marmor, und in den leuchtenden Farben der Glasbilder trägt eine Kunst, die schon immer vorzüglich im Dienst der Kirche stand, zur Verherrlichung Gottes bei."
Der schlanke Kirchturm ist bis zum Hauptgesims 20,5 Meter hoch, die Spitze mit dem Zwiebel 20 Meter hoch und das Turmkreuz allein misst 4,50 Meter, so dass eine Gesamthöhe von 45 Meter erreicht wurde.

In der Zwischenzeit wurde St. Konrad immer wieder einmal ausgebessert, geringfügig umgebaut, dem Bedarf angepasst, verändert. So wurde beispielsweise im Jahre 1980 die gesamte Kirchendecke neu isoliert und die „älteste Kirchenheizung im Münchner Westen" von Öl auf Gas umgestellt. 1983 wurde eine komplette Außenrenovierung der Kirche vorgenommen. Alle Außenwände mussten mit einem Sandstrahlgebläse abgestrahlt und neu verputzt werden. Das große Rundfenster in der Westwand der Kirche musste komplett zerlegt und neu gefasst werden, die Apsis-Fenster wurden repariert, die Turmuhr überholt, und, und, und ... Und auch jetzt, im Jahre 2006, stehen wieder Gerüste. Diesmal rund um den sanierungsbedürftigen Kirchturm. Aber so ist das halt: Kirche ist immer „im Bau". Genauso wie ihre Kirchengemeinde, die ständig unfertig oder in ihrem Glauben „renovierungsbedürftig" ist.

Wilfried Schober (aus der Festschrift "50 Jahre St. Konrad-Neuaubing", 2006)