Pfarrverband München West

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Der Kreuzweg von Werner Persy

Einen bunten, farbigen Kreuzweg auf der leeren Südwand der Kirche zu haben war ein lang gehegter Wunsch von Herrn Pfarrer Ludwig Radlmair. Bei der Adventsfeier im Dezember 1977 ließ er erstmals die Katze aus dem Sack: Eine Gestaltungsmöglichkeit, die Herr Pfarrer Radlmair nach langem Suchen und Umschauen für überzeugend hielt, führte Herr Alfons Böck in einer Diaschau vor. Alle waren von den Bildern angetan.
Kreuzweg 1, St. Konrad
Immer wieder kam das Thema Kreuzweg zur Sprache. Zur Osterzeit 1979 haben unsere Kinder bei einem Kindernachmittag einen wunderschönen Kreuzweg gestaltet. Die Bilder wurden vorübergehend in der Kirche angebracht. Nach der Renovierung des Kirchenraums in 1982 kam wieder zum Ausdruck, dass die Kirche „schon ganz schön ist, aber ein bisschen farbiger hätt´s schon sein dürfen". „Arg nackert ist die Kirch´ halt" meinte eine Kirchgängerin damals. Und ein Ehepaar ergänzte: „Es ist schade, dass die Wände so nackt und kahl sind; ein bisschen Bilderschmuck wär´ schon schön."
Kreuzweg 2, St. Konrad
Herr Pfarrer Radlmair hatte wohl 1981 privat ein Bild des Künstlers Werner Persy privat erstanden und war davon so angetan, dass er nach mehreren Gesprächen mit dem Pfarrgemeinderat dahingehend Einigkeit erzielt wurde, dass mit dem Künstler wegen der Gestaltung eines Kreuzweges Kontakt aufgenommen werden sollte. Wohl im Frühjahr 1983 erhielt Herr Persy den Auftrag. Bereits im Oktober 1983 am Fest Kreuzerhöhung konnte der Kreuzweg eingeweiht werden. Weihe und Errichtung neuer Kreuzwege sind in der Kirche seit jeher den Bischöfen und Franziskanern vorbehalten. So nahm P. Claus Scheifele OFM, Superior des Franziskanerklosters Grafrath Obb. die Weihe vor.
Kreuzweg 3, St. Konrad
Der Künstler Werner Persy beschreibt sein Werk selbst wie folgt:

„Der Gestalter des Kreuzweges geht davon aus, dass es der Situation des Kirchenraumes nicht dienlich wäre, die Stationen des Kreuzwegs als Einzelbilder an die Wand zu hängen. Sie wären gegenüber der großen Wand zu kleinformatig und würden daher Unruhe verursachen. Deshalb wurde die Gestaltung eines Bildfrieses als Lösung gewählt; ein Fries fügt sich in die Fläche ruhiger ein. Die Senkrecht-Stützen der Architektur bringen eine willkommene Unterbrechung der Bilderreihe. Um die optische Angleichung an die geputzte Wandfläche zu gewährleisten, wurde bei der Ausführung eine Freskotechnik bevorzugt; die mit einem Keim-Spezialputz versehenen Platten wurden mit Keim-Mineralfarben bemalt. Die aufgetragenen Farben versintern mit dem Putz, sind also unlöslicher Bestandteil des Putzes: eine seit vielen Jahrzehnten bewährte Maltechnik. Die Farbgebung des Kreuzwegs orientiert sich an den Farben, die schon vorhanden sind, vor allem an den starkfarbigen Fenstern.
Kreuzweg 4, St. Konrad
Nun zum Inhalt des Kreuzwegs: Da die Wirklichkeit des Kreuzweggeschehens für die Betrachter ohnehin nur schwer nachvollziehbar ist, wurde das Geschehen auf wenige Einzelpersonen reduziert, um das, was wesentlich ist, fast symbolhaft auszusagen. – Der Wechsel der Farben rot, gelbocker und blau begrenzt jeweils eine Station, markiert aber in seiner fortlaufenden Wiederkehr den Verlauf der Stationen, und zwar von rechts nach links. Diese Richtung des Ablaufs wurde gewählt, um den Kreuzweg beim Begehen im Altarraum enden zu lassen. Es wurde größter Wert auf die Verständlichkeit der Figuren gelegt, soweit die Flächigkeit der Darstellung das erlaubt. Die Gestik der Figuren ist stark ausgeprägt, um trotz der Beschränkung auf das Wesentliche eine umso stärkere Aussage zu erzielen. Symbolhaft zieht sich das Kreuz in roter Farbigkeit durch alle Stationen des Geschehens, das in Altarnähe mit der Auferstehung endet und seinen Höhepunkt findet: Triumphierend aus dem Farbbogen aufsteigend lässt die Figur des Auferstehenden alle irdischen Mächte, durch Soldaten symbolisiert, hinter sich. Werner Persy" (Quelle: Pfarrbrief Oktober 1983)

Über den Künstler schreibt die Zeitung der „Trierische Volksfreund" zu dessen 75. Geburtstag im März 1999: „Mag sein, dass Persy nicht zeittypisch ist, auch deshalb, weil er – wie wenige – seine Mitte gefunden hat. Ihr versucht er sich mittels unterschiedlicher Techniken und Ausdrucksformen soweit als möglich zu nähern. Der Mensch ist das Zentrum, um das Persy künstlerisch unerbittlich kreist. Ihn will er bildnerisch erschließen in all seinen Bezügen zu Gott, zur Landschaft, in seiner Liebesfähigkeit. Die Liebe ist überhaupt das Größte für ihn." Im Pfarrbrief vom Mai 1983 sagt Persy über sein Menschenbild: „Die Menschen finde ich besonders glaubwürdig widergespiegelt im Alten Testament. Da ist unverblümt und durch großen zeitlichen Abstand abgeklärt das dargestellt, was den Menschen ausmacht. Im Spiegelbild unserer Zeit können wir das nicht erkennen, weil wir zu nahe dran sind. Aber die Abgeklärtheit des Alten Testaments im Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zu seiner Umwelt und zu Gott kann für uns Maß-Stab sein. Hier liegt der Grund, warum ich auf das Alte Testament zurückgreife, warum ich den Menschen zum Mittelpunkt meiner Arbeit mache; aber von daher ist meine ganze Arbeit im Kirchenraum beeinflusst."

Finanziert wurde der Kreuzweg aus Spenden an das Pfarrhilfswerk.

Helmut Leybrand