Geschichte der Pfarrei St. Otto

6. Der Kampf um den Kirchenbau

Der Kirchenbauverein hatte wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage keine Aussicht auf einen baldigen Bau der ersehnten Kirche, obwohl der miserable Zustand der Barackenkirche dies immer dringlicher werden ließ. Die ihr zugedachte Lebensdauer von höchstens zehn Jahren war längst überschritten. Die geschrumpften Wände ließen im Winter Wind und Kälte in dem Maße ins Innere, dass dort jeweils nur 2 bis 3 Grad über der Außentemperatur herrschten.

Das Ordinariat entwickelte angesichts der wirtschaftlichen Situation den Plantyp einer billigen, stabilisierten Notkirche und stellte 20.000 Mark zur Verfügung. Die Herren der Kirchenverwaltung und des Kirchenbauvereins waren sich einig: „Lieber noch länger warten und die Aufnahme in die Gesamtkirchengemeinde München betreiben“.

Alle Anträge auf Eingliederung in die Gesamtkirchengemeinde schlugen fehl, weil Ottobrunn nicht zu München gehörte. Zu einem sehr eindringlich verfassten Bittgesuch um Aufnahme vom 29. Januar 1933 schrieb Pfarrer Zotz von Perlach in einem Begleitschreiben: “Ottobrunn ist der ärmste Seelsorgsbezirk in der Bannmeile München“. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt. Der Erfolg kam 1935.

Bis dahin ereignete sich im Gemeindeleben noch Folgendes:
Am 7. Februar 1933 rief Expositus O. Mayer den kath. Männerverein Ottobrunn ins Leben mit der Begründung, dass es „in der Zeit der allgemeinen Zusammenschlüsse der Organisationen auch eine Front der kath. Männer geben müsse“. Den Vorstand bildeten die Herren Georg Danzer, Alfred Schickaneder, Josef Kammerer und Franz Schuier. Herr Schickaneder betätigte sich als Fotograf und brachte für die Chronik von St. Otto viele Bilder. Nach wenigen Jahren geriet dieser Verein mehr in die Kontrolle der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei.

Am 1. Januar 1935 wurde die Expositur Ottobrunn rechtlich aus dem Pfarrbezirk Perlach abgetrennt und zur Pfarrkuratie erhoben. Damit war sie, von wenigen Klauseln abgesehen, einer Pfarrei gleichgestellt. Die neuen Mitglieder der Kirchenverwaltung waren die Herren Matthias Oexler, Jakob Argauer, Johann Bächmann, Alfons Pielmaier und Ernst Roth. Später rückten die Herren Kilian Uhlein und Nikolaus Rammelmaier nach, der auch Vorstand des Kirchenbauvereins war. Für die Wahlperiode 1934/39 wurden die Herren Georg Bauer, Georg Firsching, Michael Plapperer, Nikolaus Rammelmaier und Alfred Schickaneder gewählt. Seit dem 1. Juli 1935 gehörte Ottobrunn durch die Vermittlung von Kardinal v. Faulhaber endlich zur Gesamtkirchengemeinde München.