Einführung zum Kreuzweg
Der Künstler Franz Hämmerle und Weihbischof Siebler
(Foto Christoph Schröder, MKZ)

Der Kreuzweg in St. Stefan Gräfelfing

Es war durchaus ein Wagnis, an einen Kreuzweg für die Pfarrkirche St. Stefan zu denken. Zu lange hatte man sich an die großformatigen farbenprächtigen Bilder gewöhnt, die als Ersatz für einen "richtigen" Kreuzweg vor ca. 30 Jahren von Jugendlichen aus unserer Pfarrei gemalt wurden. In all den langen Jahren schmückten sie die Südwand unserer Kirche. Dabei waren sie immer als Provisorium gedacht.
Im Frühjahr 2008 waren dann die Überlegungen in der Kirchenverwaltung so weit gediehen, dass es zu einem Entschluss kam: Ein neuer Kreuzweg soll auf den Weg gebracht werden. Auch der Pfarrgemeinderat stellte sich entschieden hinter das Vorhaben. Im Nachhinein ist dem Kunstreferenten der Erzdiözese Herrn Dr. Peter Jocher großer Dank auszusprechen, dass er uns – nachdem die ursprüngliche Idee eines Wettbewerbs wieder verworfen wurde – mit dem Künstler Franz Hämmerle in Verbindung brachte, dem diese Aufgabe zuzutrauen wäre.
Nach einer längeren Phase des Kennenlernens und Vertrautwerdens, nach Besuchen im Atelier des Künstlers, nach einer Vorstellung des Konzepts in der Pfarrgemeinde und einer gemeinsamen Sitzung von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung wurde am 11. März 2009 der Auftrag an Franz Hämmerle vergeben.

Jetzt nach Vollendung des Werkes gilt es allen zu danken, die sich auf diesen "Kreuzweg" eingelassen haben und mitgegangen sind: den pfarrlichen Gremien, vor allem unserem Kirchenpfleger Horst Juppe, der sich sehr persönlich und engagiert um diese Aufgabe und ihre Verwirklichung annahm. Großer Dank und ein herzliches Vergelt's Gott sei allen gesagt, die durch kleinere und größere (und ganz große) Spenden beigetragen haben, dass wir uns nun über einen neuen Kreuzweg freuen dürfen. Manche haben schon dafür gespendet, als noch gar kein Drandenken war, dass es eines Tages noch dazu kommen würde. Eine aus unseren diesjährigen Erstkommunionfamilien hat sogar die gesamten Kosten für eines der acht Reliefs übernommen. Allen, die gespendet haben, sei wirklich von Herzen gedankt.
Zum Schluss Danke an den Schöpfer des Kreuzwegs, den Bildhauer Franz Hämmerle, der auch die Texte verfasste, die in einem wunderschönen Heft zum neuen Kreuzweg in St. Stefan Gräfelfing erschienen sind (erhältlich im Pfarrbüro). Mögen viele Generationen von Christen in der Betrachtung des Leidenswegs Jesu Ermutigung und Kraft, Trost und Hoffnung für ihren eigenen Lebensweg empfangen.

Anton Schönauer (Pfarrer in Gräfelfing 1995-2015)
    



Station 1
Erste Tafel
Petrus
Station 2
Zweite Tafel
Jesus nimmt das Kreuz auf sich.
Station 3
Dritte Tafel
Jesus fällt unter dem Kreuz.
Station 4
Vierte Tafel
Simon von Cyrene
Station 5
Fünfte Tafel
Jesus begegnet den Frauen.
Station 6
Sechste Tafel
Jesus wird seiner Kleider beraubt.
Station 7
Siebte Tafel
Kreuzigung
Station 8
Achte Tafel
Grablegung
Station 9
Neunte Tafel
Stephanus
Fußwaschung
Seit der Erweiterung im März 2012 beginnt der Kreuzweg nun schon vor der Kirche an der Südmauer des Kirchenvorplatzes. Alle drei Tafeln stehen unter dem Motto des gesamten Zyklus: Die Nachfolge.

Die erste Szene, die Fußwaschung, sprengt die Formen. Im Wortsinn aus dem Lot gerät sie, wo sich die Ränder verschieben. Anstelle Machtgerangels tätige Zuwendung durch Jesus. Vertreter des Systems, „Amts- und Bedenkenträger“, wie der Künstler Anton Hämmerle sagt, gesichtslos, lassen in der Haltung der Hände Ablehnung, Gleichgültigkeit und belehrende Kritik erkennen.
Am Ölberg
Von Einsamkeit in Todesangst, aber auch von Wachsamkeit und Hingabe spricht das Mitteltableau. Eine Diagonale dominiert das Bild. Links unten kauern schlafende Jünger auf dem Erdboden, rechts oben strahlt eine Sonne. Ein Kreis, wiederkehrendes Motiv in Hämmerles Werk, Symbol der göttlichen Welt. Dazwischen die Gestalt Jesu. Die Patina ist hier dramatisch eingesetzt.
Gefangennahme
Auf der dritten Tafel die Gefangennahme.
Im Mittelpunkt des waffenstarrenden Kreises Jesus mit geöffneten Armen. „Ganz wichtig ist mir hier die Gewaltlosigkeit“, sagt Hämmerle, „die Überwindung der Aggression durch Liebe.“