Tag 4

1.9. Etappe Orto dell Olmo - Fiesole - Florenz

Der dritte Tag unserer Wanderung bricht an. Ein leises Rauschen vor dem Fenster zeigt einen kleinen Regenguss an, eine willkommene Abkühlung der Luft, und Labsal für die Natur, denn man sieht überall Zeichen der großen Trockenheit hier in der Toskana.
Das Frühstück ist immer wieder ein schöner Anlass, auch mal mit Pilgern außerhalb der eigenen Gruppe ins Gespräch zu kommen.

Heute ist Hotelwechsel und bereits um halb acht stehen schon die ersten Pilger am Bus zum Koffer einladen. Pünktlich um acht brechen wir mit dem Bus auf zu unserem gestrigen Ankunfts- und heutigen Abfahrtsort.
Herr Pfarrer Schlosser macht im Bus einige organisatorische und informative Ansagen über den heutigen Tag.
In der Morgenandacht auf einer Wiese geht es um die Vorfreude: Hier in Italien freuen wir uns jeden Tag auf die neue Wegstrecke, die uns erwartet. Es wäre aber auch schön, wenn wir zu Hause jeden Tag etwas finden würden, auf das wir uns freuen können.

Nach der Andacht starten wir, wie jeden Tag, gruppenweise: Gruppe 1 bis 5, jeweils mit ein paar Minuten Abstand. Wir wandern heute nach Florenz, und unser Weg dorthin führt uns über Fiesole, ein kleiner hübscher Ort, auf einem Hügel gelegen. Hier gibt es manches Interessante zu besichtigen. Da die Strecke heute nur 14 km lang ist, wird jede Gruppe dort sicher etwas Zeit verbringen können.

Unser Weg beginnt wunderbar: Bei angenehmer Morgen-Kühle und frischer Luft wandern wir auf kleinen, mit Wurzeln durchsetzten Pfaden durch den Wald. Es ist bedeckt, doch zwischendurch blitzt gelegentlich die Sonne durch die Kiefern und Eichen.
Nach einer Stunde haben wir den Bergrücken erreicht, von dem aus wir einen wunderbaren Blick auf Florenz haben. Weiter geht es rauf und runter auf kleinen Pfaden. Die Sonne hat inzwischen alle Wolken geschluckt, und brennt erbarmungslos auf uns herab.
Der Gipfel des kleinen Hügels, den wir erklommen haben, wird markiert durch eine schöne Kiefer auf großer freier Fläche. Darunter liegen mangels Gipfel Buch etliche Steine, die von Wanderern beschriftet wurden. Nach einer kurzen Rast dort geht es für uns weiter, nun wieder bergab.
Der Abstieg vom Berg ist erfreulicherweise wieder etwas schattiger, und verläuft auf breitem, steinigen Weg. Über Teerstraßen, vorbei an Olivenheinen, hohen Pinien und Granatäpfel Bäumen steigen wir kurz vor Fiesole wieder bergan auf den Monte Patrone und genießen von oben den Ausblick bei einer kurzen Essensrast. Von diesem Berg aus soll Michelangelo sein Flugobjekt ausprobiert haben.

Über einen Panoramaweg mit traumhaftem Blick auf Florenz und herrliche Gartenanlagen gelangen wir auf den Hauptplatz von Fiesole.
Hier gehen die einen auf kulturelle, andere auf kulinarische Erkundungen: Es locken Ausgrabungen, eine schöne Kathedrale sowie ein mittelalterliches Kloster auf einer kleinen Anhöhe mit angeschlossenem Museum zur Besichtigung, sowie Eis, Kaffee oder Aperol Spritz zum Genuss.
Nach etwa 1 Stunde brechen wir wieder auf. Es sind noch circa 3 km zum Hotel, zu dem es eine schmale Teerstraße bergab geht. Wir laufen vorbei an prächtigen Villen, riesengroßen Pinien, alten Gemäuern - und haben immer wieder prächtige Ausblicke.

Gegen 15.30 Uhr sind wir an unserer Unterkunft, einem wunderbaren altehrwürdigem Gebäude am Hang, das einen klösterlichen Hintergrund hat und in dem auch noch einige Mönche leben.
Der Bus kann nicht unmittelbar vor das Haus fahren, aber viele helfende Hände hatten schnell die Koffer ausgeladen und zum Hotel hochgebracht.
Unsere Abendandacht feiern wir in der hauseigenen Kapelle.
Nach einem Abendessen lassen wir den Abend auf unterschiedliche Weise noch ausklingen. Es war ein sehr erfüllender Wandertag!

Cordelia B.