PV Logo

PFARRVERBAND TITTMONING

Papst-Benedikt XVI.-Weg 1, 84529 Tittmoning, Telefon: 08683-263, Email: pv-tittmoning@ebmuc.de

Pfarr- und Stiftskirche St. Laurentius Tittmoning

Stiftskirche
Blick aus der Au auf die Stiftskirche
Die Pfarrkirche liegt nordwestlich, abseits des Stadtplatzes auf ansteigendem Gelände und ist von Häuserzeilen umgeben. An dieser Stelle bestanden schon mehrere Vorgängerbauten. Der gotische Bau wurde 1410 mit dem Chor begonnen, den vermutlich Hans Krumenauer entworfen und Hans Weylheimer ausgeführt hat. Wegen einer Pestepidemie und fehlender finanzieller Mittel konnte der Kirchenbau erst 1539 mit dem Turm endgültig vollendet werden.Beim großen Stadtbrand von 1571 wurde die komplette Inneneinrichtung zerstört.1671 errichtete der Salzburger Hofbaumeister Antonio Dario den Turm, und1697 fügte man im Norden die Kreuzkapelle an, die als einziges Bauelement,neben der alten und der neuen Sakristei, den Brand von 1815 unversehrt überstanden hat.Die Kirche wurde aus Tuffsteinquadern errichtet. In ihrer Größe dominiert sie das Ortsbild. Der 1820 aufgestockte Turm wirkt von weitem bestimmend.Das Hauptschiff ist ungewöhnlich breit und hoch, daran fügen sich sehr schmale Seitenkapellen an. Nach der Erhebung zum Kollegiatsstift im Jahre 1633 wurdedie Kirche reich ausgestattet (Werke von Rottmayr, Guggenbichler, Itzlfeldner und Troger). Von der gotischen und barocken Ausstattung blieb nach dem Brandkaum etwas erhalten. Die jetzige Ausstattung wurde später teils neu zusammen gestellt, teils von auswärts beschafft. Hier seien lediglich die wichtigsten Werke in chronologischer Reihenfolge genannt.Im Inneren der Kirche birgt die Kreuzkapelle die früheste Skulptur. Es handelt sich dabei um das Kruzifix im Altar, das aus dem Salzburger Dom stammt. Es ist um 1500 entstanden. Das ausdrucksstarke Gesicht und die anatomisch korrekt wiedergegebene Gestalt Christi beeindrucken den Betrachter.Gegenüber dem Haupteingang befindet sich eine Kreuzigungsgruppe, die um1520 entstanden und dem Leinbergerkreis zuzuordnen ist. Der Schnitzer verwendete große Sorgfalt auf die Gewandgestaltung, die Falten bilden tiefe Furchen, die vergoldeten Säume verdeutlichen die Linienführung. Bei den Gesichtern wurden klagendes Leid und fragendes Erstaunen wirkungsvoll umgesetzt.Aus dem Barockzeitalter stammen die bedeutendsten Werke. Ein harmonisches Ensemble bietet die Kreuzkapelle. An dem schlichten Altar sind seitlich je zwei Evangelisten angeordnet, die unteren stehend, die oberen auf dem Gesims sitzend.Zwischen dem Altar und dem rechteckigen Fenster vermittelt ein schwebender Engel; das Fenster ist farbig stuckiert, teilweise vergoldet und bildet in seiner Pracht und Fülle den Blickpunkt der Kapelle. Ein unbekannter Meister schuf diesen Stuck um 1720. Zahlreiche Putti beleben auf Wolken und Vorhängen den himmlischen Raum. Einen weiteren Höhepunkt bieten zwei Ölgemälde, die der berühmte Freskant und Maler Cosmas Damian Asam um 1720 geschaffen hat. Sie befinden sich seitlich an der Chorwand. Die Bilder gelangten auf Umwegen von Weihenstephan nach Tittmoning. Links sieht man den Schutzengel auf Wolken, der einen Pilgerknaben zum Himmel führt, und rechts erscheint die Maria Immaculata in einem Sternenkranz. Die Gemälde sind in der üblichen barocken Diagonalkomposition geschaffen. Der Einsatz von Farbe und Licht verstärkt die Sogwirkung zum Himmel. Erst 1982 erfolgte die Entdeckung und Zuschreibung an Asam nach einer Restaurierung.Für Besucher leider nicht zugänglich ist die sogenannte Weihnachtsmonstranz in der Sakristei. Der Titmoninger Goldschmied Wolfgang Lackner hat darin Jesus in der Krippe dargestellt. Es ist ein Meisterwek der Goldschmiedekunst.Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen die Heiligenfiguren von Wolfgang und Bonifatius im Chor. Sie befanden sich zuvor in Laufen und werdendem Salzburger Bildhauer Pfaffinger zugeschrieben. Anfang des 19.Jahrhunderts kamen Altäre in die Kirche, die sich stilistisch am Klassizismus orientieren. Die Kanzel wurde 1823 vom Itzlfeldner Schüler Hörmann gefertigt,ein Posaunenengel des Weltgerichts überragt den Schalldeckel.Bei einem Rundgang um die Außenseite der Kirche sind ebenfalls interessante Werke zu besichtigen. An der Südwand ist der Grabstein der Familie Schleindl hervorzuheben. In dem Marmorrelief von 1631 thront Maria in der Mitte,umgeben von den Rosenkranzgeheimnissen. Des weiteren begegnet man am Choreiner ausdrucksstarken Kreuzabnahme, die um 1720 als Grabkapelle für Familie Wilhelmseder geschaffen worden ist.Die Familie Wägner wählte für ihre Grabkapelle als Thema Christus am Ölberg.Itzlfeldner schnitzte um 1760 die Figurengruppe. Mit diesen Figuren hat er erneut seine Meisterschaft in der Wiedergabe von Mimik und Gestik bewiesen.Neben den ahnungslosen schlafenden Jüngern sinkt Christus erschöpft in die Knie, er wird von einem Engel gestützt. Die Anordnung der ausgreifenden Arme und Flügel ist in ihrer räumlichen Wirkung und Schwerkraft durchdacht komponiert.St. Laurentius ist als Pfarrkirche heute der Mittelpunkt des Pfarrverbands Tittmoning und gehört wie alle übrigen Kirchen des Gemeindegebiets zum Dekanat Baumburg. Die Klosterkirche, die Wallfahrtskirche Maria Brunn, die Filialkirche Kirchheim und Burg- und Friedhofskirche sind Nebenkirchen der Pfarrei Tittmoning, die noch heute von einem Stiftsdekan betreut wird.

Text: Rainer Zimmermann, Mesner
Hochaltar Stiftskirche
Hochalter der Stiftskirche
Hl. Laurentius, Stadt- und Pfarrpatron von Tittmoning, geboren um 230 in Spanien, gestorben am 10. August 258 in Rom. „Das Feuer, dass in ihm brannte, half ihm, das äußere Feuer des Martyriums zu bestehen.“ Diese Worte von Papst Leo, gesprochen zwei Jahrhunderte nach dem Tod von Laurentius drücken aus, was die Größe des Martyriums ausmachte: Leidenschaftliche Liebe zu Jesus Christus bis in den Tod. Laurentius gehörte und gehört zu den meist verehrtesten Heiligen in aller Welt. In Rom folgte er gleich auf Petrus und Paulus, was die Stärke seiner Verehrung angeht. Über die Herkunft von Laurentius weiß man so gut wie nichts. Wahrscheinlich kam er aus Spanien nach Rom, um dort Papst Sixtus II. in seiner Arbeit zu unterstützen. Papst Sixtus II. war nicht nur der Vorgesetzte von Laurentius, sondern auch Vorbild und ein väterlicher Freund. Laurentius wurde einer der sieben Diakone der Christengemeinde in der Stadt Rom. Er war somit also für die Sozialarbeit und die Finanzen der Kirche von Rom zuständig. Als Papst Sixtus II. unter dem Christenverfolger Valerian festgenommen und enthauptet werden sollte, war sein Diakon Laurentius der Überlieferung nach verzweifelt. Laurentius begleitete ihn auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte. Er wollte ebenfalls nicht mehr leben und rief: „Wo gehst du hin Vater, ohne deinen Sohn?“ Sixtus tröstete ihn mit der Verheißung, dass er ihm in drei Tagen nachfolgen werde, und erteilte ihm den Auftrag, den Kirchenschatz den Leidenden und Armen auszuteilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze; um Laurentius zur Herausgabe zu zwingen, wurde er mehrfach gegeißelt und gemartert. Laurentius bewirkte drei Tage Bedenkzeit, verteilte während dieser Frist die Güter unter den Armen und Kranken von Rom. Schließlich präsentierte er dann die beschenkten und christlich gewordenen Armen dem Kaiser Valerian als „die wahren Schätze der Kirche”. Diese Szene ist auch auf dem Hochaltarbild in unserer Stiftskirche dargestellt. Da kannte Valerian keine Gnade mehr. Er ließ den Diakon festnehmen und zum Tode verurteilen. Laurentius wurde mit Bleiklötzen geschlagen und zwischen glühende Platten gelegt. Kaiser Valerian versuchte vergeblich ihn zum heidnischen Opferdienst zu zwingen und befahl schließlich, den Unerschütterlichen über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Doch der Christ blieb standhaft. Keine Klage kam über seine Lippen. Selbst in diesen Qualen bewahrte er sich seinen Humor und neckte den Henker, er solle ihn auf dem Feuer wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Sein Kerkermeister Hippolytus, durch die Standhaftigkeit des Laurentius überwältigt und dadurch bekehrt, begrub den heiligen Mann. Laurentius ist einer der meistverehrten Heiligen der katholischen Kirche. Über seinem Grab in Rom wurde 330 durch Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le Mura errichtet; in der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus in einem antiken Sarkophag; die beiden gelten als die „Protomärtyrer”, die besonders vorbildlichen oder Erzmärtyrer. Weitere 30 Kirchen in Rom sind nach Laurentius benannt. Nach dem Sieg von Kaiser Otto I. über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg am Laurentiustag 955 verbreitete sich sein Kult noch stärker. In Deutschland mehrten sich vom 13. Jahrhundert an die Darstellungen des besonders beliebten Märtyrers. Das Haupt von Laurentius gilt als eine der kostbarsten Reliquien überhaupt; es lag bis zum Ausgang des Mittelalters in Mönchengladbach, nun ruht es im „Tesoro della Reliquie“ im Vatikan; eine weitere Kopfreliquie ist in der Schatzkammer der Kathedrale in Dubrovnik. Laurentius ist für Bauern der erste „Herbstbruder” zum Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes. „Laurentiustränen” sind Sternschnuppen in den August-Nächten. „Laurentiusbrot” wurde früher gesegnet und dann an Arme verteilt. Der „Laurentiussegen” schützt bei Feuer und bei brennenden seelischen Qualen. Dargestellt wird Laurentius immer als junger Diakon, meist mit einem Rost und Märtyrerpalme. Auch Geldbeutel oder Brote hat er bei sich, als Sinnbild für die Verteilung der Kirchengüter an die Bedürftigen.

Text: Rainer Zimmermann, Mesner
Quellen: Pfarrarchiv, Ökumenisches Heiligenlexikon