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PFARRVERBAND TITTMONING

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Klosterkirche Allerheiligen Tittmoning

Klosterkirche
Blick auf die Klosterkirche vom Westen
Westlich des Stadtplatzes, inmitten einer Häuserzeile der Augustinerstraße, liegt die ehemalige Klosterkirche Allerheiligen. Auf den relativ niedrigen quadratischen Turm wurde eine Zwiebelhaube mit Laterne aufgesetzt.Die Kirche ist der einzige noch erhaltene Sakralbau der Augustiner-Eremiten in Oberbayern. Dieser Orden ließ sich 1680 in der salzburgisch-tirolischen Provinz nieder und gründete das Tittmoninger Kloster zur Unterstützung der Seelsorge.Treibende Kräfte des Baus waren der Fürsterzbischof Kuenburg und der Provinzial Maralt. Mit der Leitung des 1681 begonnenen Kirchenbaus wurde Bartholomäus van Opstal aus Salzburg betraut, der zunächst als Bildhauer und später als Hofbaumeister tätig war; nach sehr kurzer Bauzeit konnte das Gotteshaus bereits 1683 eingeweiht werden. Ein Klostertrakt für die Mönche schloss sich an.1806 wurden das Kloster aufgehoben und der Westtrakt nach wechselnder zweckentfremdeter Nutzung abgerissen. Der Osttrakt gelangte in den Besitz der Stadt.Er wird derzeit als Kindergarten und „Haus des Gastes“ genutzt. Am Innenraum der Kirche wurde im Lauf der Zeit nur wenig verändert, die ursprüngliche Einrichtung ist noch vorhanden. 1979 bis 1985 wurden umfassende Außen-und Innenrenovierungsarbeiten durchgeführt, wobei die ursprüngliche Raumfassung wiederhergestellt wurde.Der Bau gliedert sich in einen Saalraum mit einem rechteckigen Chor. Kräftige Wandpfeiler mit einem hohen umlaufenden Gesims führen zum Tonnengewölbe. Die weißen Decken und Wände werden von Perlstabreihen in geometrische Elemente gegliedert. An die ionischen Kapitelle fügen sich Fruchtgehänge. Die Decke der Sakristei weist einen reichen Stuckdekor in Kreis- und Rechtseckformen auf. Der Baumeister dieses zurückhaltend und doch abwechslungsreich gestalteten Raumes ist unbekannt, er stammte jedoch sicherlich aus dem Salzburger Raum.Die Altäre in prunkvoller Schwarzgoldfassung heben sich wirkungsvoll von der weißen Wandschale ab. Entworfen hat sie vermutlich van Opstal. Beeindruckend ist der Hochaltar, der die gesamte Chorwand ausfüllt. Er entstand in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Das meterhohe Altargemälde des Salzburger Hofmalers Lederwasch stellt die Chöre der Engel und Heiligen dar. Die seitlichen Figuren des Augustinus und der Monika werden dem Salzburger Hofbildhauer Simon Friess zugeschrieben. Darüber halten Putti vergoldete Fruchtkränze. Ein drehbarer Tabernakel von 1760 stellt verschiedene Szenen zum liturgischen Jahr dar.Beeindruckend ist das Chorbogenkreuz von 1683. Das Lendentuch mit den vergoldeten Säumen schwingt weit aus, das leidende Haupt senkt sich auf die Schulter.Das Gnadenstuhlkreuz an der Westwand stellt ebenfalls eine qualitätsvolle Schnitzleistung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar. Ungewöhnlich ist das dunkelbraune Inkarnat, das von zahlreichen Wunden durchsetzt ist. Das Gesicht drückt die unmittelbare Todesnähe aus. Erwähnenswert ist noch die Kanzel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die vom Salzburger Benedikt Zöpf stuckiert wurde. Sie ist farbig zurückhaltend mit Putti und Rocaillen verziert. Aus der gleichen Zeit stammt die Orgelbrüstung und darunter das überaus fein und detailreich geschmiedete Abschlussgitter. In der Klosterkirche präsentiert sich ein Sakralraum mit einheitlicher Ausstattung aus der Barockzeit, der in seiner Farbgestaltung charakteristisch für salzburgische Einflüsse ist. Die große Ausstrahlung dieser Kunststadt auf Tittmoning wird hier besonders deutlich.

Text: Rainer Zimmermann, Mesner
Quelle: Pfarrarchiv