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PFARRVERBAND TITTMONING

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Burgkirche St. Michael Burg, Tittmoning

Die Burgkapelle wurde 1693 unter Fürsterzbischof Thun errichtet. Die Fassade im Burghof präsentiert sich mit einem barocken Volutengiebel. Über dem seitlichen Treppenaufgang zum Getreidekasten ist ein schlanker Turm mit Laterne angefügt. Bemerkenswert ist der Hochaltar und vor allem das Altargemälde, worauf der Patron der heilige Erzengel Michael dargestellt ist.In den Nischen des Marmor-Altars stehen einander zugewandt die Skulpturen der Engel Gabriel und Raphael aus weißen Marmor, die vom Salzburger Bildhauer Mandel geschaffen worden sind. Die Körperhaltung und die bewegten Gewandfalten sind einander symmetrisch zugeordnet. Sie lenken den Blick auf das große Altargemälde , welches Johann Michael Rottmayr 1697 geschaffen hat. Es stell in ungeheuerlicher Dramatik den Engelsturz da. Nach der Offb. 12,7 nach Johannes, besiegt der Erzengel Michael den Teufel in Gestalt eines Drachen und stößt ihn hinab auf die Erde: „Im Himmel entbrannte ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satanas heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinab geworfen.“ Leuchtende Farben, starke Licht- und Schattenkontraste sowie ausdrucksstarke Gesichter beweisen die Qualität dieses Meisterwerkes.

Glocken der Burgkirche St. Michael
Über Jahrzehnte waren die Glocken der Burgkirche verstummt. Schweigend mussten sie im Turm der Michaelskirche ausharren, bis sie schließlich kurz nach Ostern 2014 vom Turm herunter geholt und nach Innsbruck zur Restauration gebracht wurden. Die Glockengießerfirma Grasmayer führte diese Arbeiten aus. Es mussten neue Klöppel angefertigt werden, die Aufhängung wurde überholt und neue Lager eingebaut. Am Mittwoch, den 04. Juni 2015, erhielten die Glocken bei einer Andacht in der Burgkirche ihren Segen und wurden am Donnerstag darauf wieder in die Glockenstube der Burgkirche aufgezogen. Pater Johannes führte die Segnung der Glocken durch. Bürgermeister Schupfner erläuterte u. A. in seiner Ansprache die Geschichte der Glocken. Schupfner dankte vor allem Albert Zeltsperger, der die Planung und Durchführung der Glockensanierung organisiert hat, und den Mitarbeitern vom Bauhof, die tatkräftig mithalfen beim Abbau und auch beim Aufziehen der Glocken. Pater Johannes Bozic dankte Bürgermeister Schupfner und der Stadt für die Sanierung der Glocken. Burgkirche und Inventar, also auch die Glocken, sind Eigentum der Stadt. Die kleinere der beiden Glocken ist aus dem Jahr 1693 und hat ein Gewicht von 55 kg. Sie wurde von Benedikt Eisenberger in Salzburg gegossen. Auf der Glocke ist das Wappen des Erzbischofs Johann Ernst Graf von Thun mit Prälatenhut, Kreuz und den vierstufigen Zotteln zu beiden Seiten zu sehen. Ursprünglich stammten beide Glocken der Burgkirche aus dem Jahr 1693. Eine mit 55 kg, heute die kleinere Glocke, und eine mit 40 kg. Die damals kleinere Glocken wurde 1779 vom Turm herab genommen und umgegossen. Warum das damals passierte, ist nicht bekannt. Entweder war sie beschädigt oder man wollte eine andere, passendere Tonart der Glocke erreichen. Die größere Glocke wurde dann 1779 von Johann Oberascher in Salzburg gegossen. Sie hat ein Gewicht von 63 kg und zeigt ein Relief vom Kirchenpatron, dem Heiligen Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen . Auf der Rückseite findet sich eine Kreuzigungsszene. Die große Glocke trägt bis heute eine Kennzeichnung, ein großes B mit Nummer. Dieses B erinnert an die wechselhafte Geschichte der Kirchenglocken. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden Kirchenglocken wegen ihrer Bronze als kriegswichtiges Material angesehen und zwangsweise eingezogen, um eingeschmolzen zu werden. Von den Sammelplätzen aus gelangten die Glocken zur industriellen Weiterverarbeitung. Sie waren Teil der sogenannten Metallspende des deutschen Volkes. Im Zweiten Weltkrieg klassifizierte die NS-Administration die Glocken in die Typen A, B, C und D. Die Typen C und D repräsentierten historisch wertvolle Glocken, während die Typen A und B sofort hergegeben werden mussten. Die Typen C und D standen in „Warteposition“, und waren geschützt. Für den „Endsieg“ ließ manch ein Bürgermeister auch die historisch wertvolle Glocke (Typ D) vom Turm nehmen. Pro Kirche wurde nur eine Läuteglocke zugestanden, meistens die leichteste. Glocken aus dem 16. und 17. Jahrhundert und aus dem Mittelalter wurden nicht grundsätzlich verschont. So wurde die größere der beiden Glocken der Burgkirche abgenommen und mit einem B gekennzeichnet. So wie sie erlitten fast alle Glocken der Tittmoninger Kirchen dasselbe Schicksal. Nach ihrer Abnahme von den Türmen wurden die Glocken gesammelt und durch die Kreishandwerkerschaften in Schiffsladungen und Güterzügen den Hüttenwerken zugeführt. Wegen der günstigen und damals noch ungestörten Verkehrsverbindungen erhielten die beiden Hüttenwerke in Hamburg den weitaus größten Teil aller Glocken. Die nach Kriegsende in den Glockenfriedhöfen verbliebenen (noch nicht eingeschmolzenen) Glocken wurden nach Möglichkeit zurückgestellt, was aber mangels Zuordbarkeit nicht immer möglich war. Schätzungen gehen davon aus, dass im Zweiten Weltkrieg rund 45.000 Glocken in Deutschland, überdies noch weitere 35.000 in den besetzten Gebieten, eingeschmolzen wurden. Alleine auf dem Glockenfriedhof in Hamburg-Veddel warteten bei Kriegsende noch weit über 10.000 Glocken auf den Schmelzofen.Die Michaelsglocke der Burgkirche kam als einzige von den Tittmoninger Glocken von Hamburg zurück. Alle anderen gingen durch den Krieg verloren und mussten mit großen Opfern der Bevölkerung neu angeschafft werden. Heute präsentiert die Burgkirche eines der letzten barocken Geläute. Nur die Ponlachkirche verfügt ebenfalls noch über ein Original-Geläute aus der Barockzeit.

Text: Mesner Rainer Zimmermann