31.8. Samstag, Etappe Arrone - Piediluco
Heute ist wieder Hotel Wechsel. Das heißt, dass wir unseren ganzen Kladderadatsch wieder in den Koffer hinein bringen müssen. Ich habe am Vorabend schon möglichst viel vorbereitet, denn vor dem Frühstück um 7:00 Uhr ist die Zeit recht eng bemessen für diese Extra Aufgaben. So sind die letzten Dinge schnell verstaut.
An das italienische Frühstück muss man sich gewöhnen. Es ist zwar vielfältig, aber doch sehr anders als in Deutschland, insbesondere gibt es ausschließlich Weißbrot. Aber wer das nicht mag, kann Müsli essen, Rührei, Schinken und vieles anderes mehr. Auch geschnittenes Obst ist immer in großem Angebot vorhanden.
Danach bringen alle ihre Koffer zum Bus, und starke Männer helfen dabei ungefragt einigen von uns. Da wir eine disziplinierte Gruppe sind, können wir überpünktlich abfahren.
Die Morgenandacht wird heute im Bus abgehalten.
Pfarrer Schlosser führt das Thema der Sakramente fort: Es geht heute um die Firmung. Firmung bedeutet, eine Aufgabe zu übernehmen. Diese Beauftragung erfolgt durch die Salbung. Die Firmung wird bewußt im Alter der Pubertät durchgeführt, weil die jungen Menschen durch dieses Sakrament Stärkung erhalten sollen. In anderen Ländern wird die Firmung jedoch erst ab 18 Jahren vorgenommen, da die jungen Menschen dann reifer sind. Auch die Paten sind wichtig, und werden heute zum Teil von den Firmlingen selbst ausgesucht. Leider sind jedoch nur wenige Firmlinge auch weiterhin der Kirche zugewandt.
Nach der Andacht fährt der Bus noch eine Weile dahin durch die kleinen Bergstraßen. Es ist ruhig im Bus, viele sind mit dem Handy beschäftigt (Blog lesen z.B.) oder bereiten sich mental auf die kommende Wanderung vor. Jeder Tag ist anders. Mal geht es gut, ein andermal fühlt man sich dem kommenden nicht so richtig gewachsen, oder man hat körperliche Beschwerden. Da ist es natürlich gut, den Bus zu haben, mit dessen Hilfe man sich dann mal einen halben oder ganzen Tag eine Auszeit gönnen kann. Endlich in Arrone angekommen, „spuckt“ der Bus uns aus, und jeder organisiert sich für den bevorstehenden Weg: Sonnencreme auftragen, Wasserflasche griffbereit herrichten, braucht man die Stöcke? Mit Gummifüßchen oder ohne? Wo ist meine Gruppe?
Und los gehts! Beschaulich durch das Örtchen durch und dann hinaus in die Felder. Die Sonne begrüßt uns, wir würden uns aber eher über Bäume freuen. Bereits am Vormittag ist es so heiß, dass der Schweiß einfach nur so runterläuft. Doch wir laufen wieder entlang der Nera, und da gibt es auch immer wieder dichten Baumbestand, der uns Schatten spendet.
Unsere Wanderstrecke ist heute nicht so lang, sie führt von Arrone nach Piediluco in 13 Kilometern. Es gibt heute jedoch einen Höhepunkt, den Besuch des ältesten so hoch gelegenen künstlichen Wasserfalls der Welt. Bereits die Römer haben 3 Jahrhunderte vor Christus den Fluß Bellino umgeleitet in die Umbra, um ein sumpfiges Gebiet zu entwässern. Auf diese Weise entstand dieser mächtige Wasserfall. Die Gewalt dieses Wasserfalls war dann jedoch so mächtig, dass es immer wieder zu Überschwemmungen kam. Erst im 18. Jahrhundert durch Errichtung von Schleusen und Wasserkraftwerken konnte die Kraft gebremst werden. Heute wird der Wasserfall quasi nach Bedarf an- oder abgeschaltet, also die Schleusen geschlossen oder geöffnet.
Gegen 10:30 Uhr, nach 6,5 Kilometern, erreichen wir den Fuß des Wasserfalls. Hier wartet der Bus bereits mit den Busreisenden und für spätere Rückkehrer. Das ganze Gebiet ist ein riesiges touristisches Areal. Die Parkplätze sind bereits voll von Autos und die Warteschlange an der Kasse ist lang.
Während die Gruppenleiter Gruppen Tickets organisieren, dürfen die anderen im angrenzenden Café einen Espresso genießen.
Nach circa einer halben Stunde machen wir uns auf den Weg in Richtung Wasserfall. Es ist wirklich sehr beeindruckend, wie diese unglaublichen Wassermassen unermüdlich mit viel Getöse und Gischt den Berg hinab stürzen. Die Wege entlang des Wassers sind touristisch sehr gut aufbereitet und man hat verschiedene Hotspots, von denen man aus alles gut betrachten kann sowie etliche Bereiche, in denen man sich aufhalten kann. Bei der momentanen Hitze ist die Nieselbewässerung durch die Gischt des Wassers angenehm und unglaublich erfrischend!
Jeder geht hier allein den Weg hoch und genießt die verschiedenen Ausblicke auf das Wasser-Naturschauspiel. Schlussendlich geht es dann ganz nach oben, wo unser Treffpunkt vereinbart ist, und unser Weg weitergeht.
Unsere Gruppe versucht, zusammenzufinden, da wir zwar die Treffzeit, aber nicht den genauen Ort definiert hatten. Dank Handy und WhatsApp gelingt es nach einer Weile, und wir machen in einem kleinen Park gemütlich Brotzeit.
Da wir nur noch etwa eine Stunde zu gehen haben, und es erst 13.30 Uhr ist, eilt es uns nicht. Als wir jedoch beim Weitergehen überwiegend in der Hitze laufen, ziehen wir tempomäßig etwas an. Der Weg entlang des breiten Flusses Velino ist heiß aber schön. Wunderschöne Ausblicke auf den See Piediluco belohnen später unsere Anstrengungen. Trotz der heute relativ wenigen Kilometer kommen wir doch relativ erschöpft an.
Bis zur Abendandacht haben wir noch über 2 Stunden Zeit, die zum Baden in See, zum Entspannen, Ratschen, Räumen etc. genutzt werden.
Die Andacht findet auf dem Dach des Hauses statt und vertieft noch einmal das Thema Firmung, und wie wichtig und schwierig es ist, in den Jugendlichen das Bewusstsein zu wecken, mit diesem Sakrament einen Lebensauftrag zu erhalten.
Das anschließende Abednessen findet ebenso auf dem Hausdach statt, im Freien, jedoch überdacht. Man hat von dort einen wunderbaren Blick auf die Umgebung und das kleine Dorf Piedeluca, wo wir morgen unseren Pausentag verbringen dürfen.
Die Sonne beleuchtet aus dem Erdschatten heraus die Wolken und lässt sie zartrosa erstrahlen. Im entfernten Ort Piedeluca gehen die Lichter an, der See liegt ruhig und tiefblau vor uns.
Stimmungsvoll geht dieser schöne Tag zu Ende.
Cordelia B.
In welche Wunderwelt treten wir nach diesem Tor ein?
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