28.8. Etappe Bologna - Magano di Sopra Sasso Marconi
Im Schutze der Dunkelheit waren sie ja in den letzten Wandertagen jede Nacht Näher gerobbt und nun liegen ihre Linien direkt vor der Stadt, die ersten Hügel der Apeninnen. Heute würde es also ernst werden mit dem ersten Berg seit der Pla di Boavi über den Lago di Serraia in Baselga.
Zunächst ziehen wir aber gemeinsam unter den morgendlich verschlafenen Arkaden Bolognas Richtung Zentrum.
Vor dem Zelt VaccInPiazza auf der Piazza Nettuno hat sich erst eine kleine Schar Impfwilliger gebildet. Wir alle wissen: der Pieks tut kaum weh und schützt, der Dreizack des Neptuns ein paar Schritte weiter wäre weit schmerzhafter.
Bald erreichen wir San Domenico und halten vor seinem Grab, der Arca, unser Morgengebet! Wie es der Zufall will, sein Todestag jährte sich zum 800. mal vor wenigen Tagen. Das Denkmal aus weißem Marmor wirkt wie eine fein geschnittene Kamee aus Elfenbein. Der Kerzen tragende Angelo rechts unten ist ein besonderer, ein Michelangelo. Kaum ist unser abschließendes „möge die Straße uns zusammenführen“ verklungen - wer singt denn da? Eine Vox Clara lässt Dupres Et narrabo Domini verbum in die Kuppel des rechten Querschiffs steigen, wie schön!
Dann brechen wir auf und nehmen die Herausforderung der 666 Arkaden an. Für italienische Verhältnisse ist es immer noch früh. Die roten Häuser (Bologna, la rosa ) schlummern noch vor sich hin, die Augenlider ihrer Fassaden bleiben geschlossen. Es geht hügelan, wir erreichen die Stelle, wo die uns begleitende Straße die Kurve der Waisen-Mädchen bildet, ein scharfes Zick Zack, eine Schlüsselstelle des jährlichen Giro d’Italia, mit erstem Weitblick über die Po-Ebene.
Bald sind wir auf dem Hügel Guardia di San Luca, mit einer roten Rotunde, darin dass Gnadenbild. Dies ist eine Ikone aus Byzanz, die damals den Wunsch geäußert hatte, hierher verbracht zu werden, was auch gelang - die Legende zu erzählen, ist hier nicht der Platz. Die Ikone selbst ist ein faszinierendes Bild, wie ein Andachts Bildchen zeigt, doch auf dem Hochaltar ausgestellt ist sie über und über mit Gold und Schmuck bedeckt nur für Maria und das Jesuskind wurden kleine Öffnungen zum Atmen gelassen.
Nach diesem Höhepunkt kann es nur noch abwärts gehen. Wir steigen nach Casalecchio ins Tal des Reno, dem wir einige Kilometer flussaufwärts entgegen gehen, der Weg ist trocken und gut zu gehen, eine Kolonnade aus Zypressen und unser Flixi wird uns in Il Ganzole erwarten.
Kurz zuvor erstarren wir betroffen vor einem Gedenkstein für 15 Opfer zweier deutsche Nazi-Offiziere, hier von diesen ermordet am 8.9.1944.
Johannes C.
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