Pfarrverband Siegsdorf

Siegsdorf | Eisenärzt | Hammer
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Glockensegnung
Pfarrverband Siegsdorf feiert Hl. Hauptfest mit Prozession, Pfarrfest und Segnung der historischen Glocke von 1512
Siegsdorf: Mit einem festlichen Gottesdienst feierte der Pfarrverband Siegsdorf, Eisenärzt, Hammer traditionsgemäß am ersten Sonntag im August das Hl. Haupt-Fest in der Pfarrkirche Siegsdorf. Die Regenpause am Vormittag nutzen die Verantwortlichen spontan und begannen den Festtag mit einer Prozession um die Kirche. Angeführt von der Vereinsfahne des GTEV Heutau und der festlich geschmückten Nachbildung des Hl. Haupt, getragen von vier Männern der Hl. Haupt Bruderschaft, zog man singend und betend um Kirche und Friedhof, bevor Pfarrer Thomas von Rechberg die Gläubigen in der Pfarrkirche willkommen hieß. Der Kirchenchor Siegsdorf unter der Leitung von Patrik Pföß begleitete die festliche Messe mit der eigens für diesen Tag von Pföß komponierten „Missa Mixolydia“. Unterstützt wurden die gut 20 stimmstarken Chormitglieder dabei von Claudia German Bauer am Portativ, Verena Meurers-Zeiser an der Harfe und Ingo Nagel am Kontrabass. Mit Blick auf das Deckengemälde der Pfarrkirche, in dem die Gläubigen nach dem Traunsteiner Stadtbrand 1851 das unversehrte Bildnis nach Siegsdorf tragen, und damit das Vertrauen in Gottes Güte verdeutlichen, ermunterte Pfarrer Rechberg die Gottesdienstbesucher, ihr Leben in den Dienst Gottes zu stellen und sich als „Boten des Friedens und der Liebe“ in die Gesellschaft einzubringen. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Robert Lechner lud zum Abschluss des Gottesdienstes alle herzlich zum anschließenden Pfarrfest des gesamten Pfarrverbandes ein, das wetterbedingt leider im Pfarrsaal stattfinden musste. Die Geschwister Hundmayer sorgten dabei für die musikalische Unterhaltung im vollbesetzten Saal, und die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und des Frauenbundes Siegsdorf versorgten die Gäste mit Spezialitäten vom Grill, Getränken sowie Kaffee und Kuchen. 
Nach dem Gottesdienst waren Pfarrer Thomas von Rechberg und zwei Ministranten zusammen mit den Verantwortlichen aus der Kirchenverwaltung in die Glockenstube des Kirchturms gestiegen um die historische Glocke aus dem Jahr 1512, die nun wieder ins Geläut eingebunden werden konnte, zu segnen. Verwaltungsleiter Markus Hirtelreiter gab dabei einen Rückblick auf die Vorgeschichte dieses historischen Schatzes, die eine kurze Inschrift in gotischen Minuskeln und die Jahreszahl 1512 trägt. Die Glocke hing den Aufzeichnungen zufolge wohl eine Jahrhunderte im Turm der Siegsdorfer Pfarrkirche, bevor sie 1942 mit vier weiteren Schwestern von der Kriegsindustrie angefordert und abtransportiert wurde. 1946 erhielt das Pfarramt die erfreuliche Nachricht, dass die große Glocke 1, die „Pfarrer Lechner Glocke“ aus dem Jahr 1829 sowie die gotische Glocke von 1512 noch in Hamburg lagern und zurückgeführt werden können. Vermutlich war zu dieser Zeit bereits der Riss in der kleinen Glocke aus 1512 vorhanden, da sie auch 1951, bei der Weihe der drei neuen Glocken nicht ins das Geläut eingebunden worden war. Seit dieser Zeit stand die Glocke stumm in einem Abstellraum des Turmes und fand erst wieder bei der Turm-Renovierung im Jahr 2023 neue Aufmerksamkeit. Das Schweisswerk Lachenmeyer in Nördlingen ist der einzige Betrieb in Deutschland der im Rahmen eines Heißschweiß-Verfahrens in der Lage ist, beschädigte Glocken wieder in den Originalzustand im Klang zu bringen. Die Verantwortlichen entschlossen sich daher schnell zu handeln und Markus Hirtelreiter brachte die etwa 60 kg schwere Glocke nach Nördlingen. Nach einem Jahr konnte sie nun wieder in neuem Glanz abgeholt und mit einem zusätzlichen kleinen Glockenstuhl im Bereich des ostseitigen Schalladens der Glockenstube ins nun wieder fünfstimmige Geläut mit ihren vier Schwestern eingebunden werden. Mit der Segnung der historischen Glocke schloss die Pfarrei Siegsdorf nun, die bereits 2021 mit einem Schutzgerüst begonnene, Baumaßnahme zur Instandsetzung des Turmes, der südlichen Dachflächen von Langhaus und Chor sowie des Sakristei-Daches ab. Rund 1.250.000 Euro, vorwiegend aus Mitteln der Kirchensteuern wurden dabei vom Ordinariat und der Kirchengemeinde (ca. 10%) aufgebracht. Dabei konnten neben den von Aussen sichtbaren Arbeiten auch im Inneren des Gotteshauses viele Verbesserungen zur Erschließung der Dächer durchgeführt, sowie die Elektroinstallation auf den neuesten Stand gebracht werden. 
Die notwendigen Renovierungsarbeiten in der Glockenstube des Turmes (rund 14.000 Euro) übernahm dankenswerter Weise die Gemeinde Siegsdorf. Hier wurden, neben einer gründlichen Überprüfung Bauwerkes, bei den vier Glocken neue Klöppel eingesetzt, die Aufhängung der großen „Pfarrer Lechner Glocke“ ausgetauscht und alle Antriebe erneuert. Nun können sich die Siegsdorfer an den Festtagen wieder über ein harmonisches, fünfstimmiges Geläut freuen. Viele der Besucher nutzten dann das Angebot der Pfarrei und stiegen mit Verwaltungsleiter Markus Hirtelreiter in die Glockenstube des Turmes. Hier konnte man sich in ca. 20m Höhe von den abgeschlossenen Arbeiten überzeugen und einmal neben und unter den Glocken, die täglich das Leben des Dorfes begleiten, stehen und ihre beeindruckenden Dimensionen erfassen. Franz Krammer

Die Geschichte der "Wallfahrt zum Heiligen Haupt"

Heilig Haupt Foto
Das ausdrucksstarke Antlitz ist das Haupt eines Kruzifixes, das außen an der Kirche St. Oswald in Traunstein unter einem Schwingboden angebracht war. Während des spanischen Erbfolgekrieges wurde die Stadt am 23. August 1704 von plündernden Panduren niedergebrannt. Beim großen Stadtbrand, dem auch die Kirche St. Oswald zum Opfer fiel, verbrannte das ganze Kreuz mit Ausnahme des ungeschwärzten Hauptes. Dies wurde als göttliche Fügung angesehen. Bei Aufräumarbeiten kam es in den Besitz eines Bauern aus Daxenbach, der es in den Herrgottswinkel stellte und verehrte. Ein Nachfahre - so wird berichtet - hat es später an einem Baum im Garten aufgehängt, worauf es von der Rinde des Baumes umwachsen und geschützt wurde.

Es fand daraufhin zunehmende Verehrung, wurde in die Kirche St. Petri gebracht und dort am 2. Juni 1712 an einem Pfeiler bei der Epistelseite aufgestellt. Die steigende Zahl von Wallfahrten, besonders bei Kopfleiden, der Votivtafeln, Wachs- und anderer Opfer veranlasste die "Kreuztracht", eine lokale Bruderschaft, einen eigenen Altar zu stiften (vgl. deren Bericht v. 1875). Das Salzburger Ordinariat erteilte am 15 Januar 1715 hierzu die Genehmigung. Pfarrer Dr. Johann Schübin zu Vachendorf legte diese so aus, dass der Altar in der Marienkirche zu errichten sei, weil dort die Gottesdienste gefeiert wurden.

Am 11. August 1715 wurde in einer großen, zahlreich besuchten Prozession unter dem Archidiakon Patrizius von Baumburg das "Heilige Haupt" dorthin, in die Vorgängerkirche der jetzigen Pfarrkirche, übertragen. Um 1725 verfasste Pfarrer Schübin eine Beschreibung der Geschichte des hl. Hauptes, die den Zustrom der Pilger noch mehr förderte, so dass um 1730 alljährlich bis zu 19.000 Wallfahrer gezählt wurden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist die Wallfahrt durch verfügte Erschwernisse und unter dem Einfluss des aufklärerischen Zeitgeistes abgeflaut. 1920 wurde die "Bruderschaft vom hl. Haupte unseres Herrn" gegründet.

Das hl. Haupt ist jetzt in einem Glasschrein über dem Tabernakel des Hochaltars angebracht und wird heute noch verehrt. Die Gemeinde feierte bis 2007 alljährlich am Sonntag nach dem Gedenktag des Hl. Laurentius (10. August) ihr "Heilig-Haupt-Fest." Seither wird an diesem Termin nicht mehr festgehalten.

Die Heilig Haupt Bruderschaft

1920 wurde die „Bruderschaft vom Heiligen Haupte unseres Herrn“ gegründet. Sie zählt bis heute gut 100 Mitglieder. Die Gemeinde feiert das Heilig-Haupt-Fest einmal im Jahr am ersten Sonntag im August vor dem Gedenktag des Heiligen Laurentius. Anlässlich der 300 Jahr Feier im Jahr 2015 führte die Pfarrei Siegsdorf mit den Siegsdorfer Theatervereinen ein Mysterienspiel auf. Das Dorf spielte mit vielen Laienschauspielern seine eigene Geschichte vom Heiligen Haupt.