Logo_PV_farbig 50px

WILLKOMMEN IM PFARRVERBAND WAAKIRCHEN-SCHAFTLACH

Pfarrbüro Waakirchen: Lindenschmitweg 1, 83666 Waakirchen, Tel: 08021-246, email: st-martin.waakirchen@ebmuc.de
Pfarrbüro Schaftlach: Pfarrweg 4, 83666 Schaftlach, Telefon: 08021-304, email: hl-kreuz.schaftlach@ebmuc.de

DAS SCHAFTLACHER KRUZIFIX

Kreuz-Kopf
Einen neuen Aufschwung und eine neue Dimension der Kreuzverehrung erlebt in diesen Jahren die Kirche von Schaftlach als Heimstatt des als ottonisch erkannten Kruzifixes.

Seit der C-14 Analyse und der Computertomographie 2001/2004 wissen wir, dass der in einem Stück gearbeitete, 193 cm hohe Korpus aus gehöhltem Lindenholz (Fälldatum wahrscheinlich um 970) und auch die angesetzten Arme und Seitenfalten des Lendentuchs nicht, wie bisher angenommen, in romanischer, sondern schon in ottonischer Zeit entstanden sein dürften - also etwa gleichzeitig mit dem berühmten Gerokreuz im Kölner Dom (vor 976) und dem Kruzifix in der Aschaffenburger Stiftskirche (um 978).

Erst seit circa 1900 in Schaftlach sicher nachweisbar, kam das Kruzifix, wie andere Kultgegenstände der Kirche auch, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kloster Tegernsee hierher. Dazu passt die Legende, Kaiser Heinrich II. habe in Erfüllung eines Gelübdes das nach dem verheerenden Brand von 970/975 wiederhergestellte Benediktinerkloster besucht und dabei "vor einem uralten Kruzifix" - dem daraufhin so bezeichneten "Heinrichskreuz" - eine Vision gehabt.
041-Schaftlach_Kruzifix
Bei der Untersuchung der Farbfassung des Schaftlacher Kruzifixes stellte sich heraus, dass die kräftige, stilisierende Fassung der Entstehungszeit so gut und ausreichend in allen relevanten Bereichen nachgewiesen werden kann wie bei keinem anderen vergleichbaren Kruzifix des Mittelalters. Man fand in der Urfassung ein helles Inkarnat, einen weitgehend unversehrten Körper, halboffene Augen und ein außen taubenblaues, innen rotes Lendentuch mit grünem Gürtel und rotem Ziersaum.

Die geglückte Restaurierung 2005/2006 deutet diese Erkenntnisse der Originalfassung klar an, ohne die Spuren, welche die 1000-jährige Geschichte an diesem Werk hinterlassen hat, wegzuwischen.

So erscheint der gut lebensgroße Christus nicht als Geschundener und am Kreuz Gestorbener, sondern - wie zur Entstehungszeit - als der auferstandene Erlöser der Menschheit und Sieger über Tod und Leid. Er blickt hoheitsvoll-gelassen, ohne Ausdruck von Schmerz den Kirchenbesucher an, empfängt ihn mit ausgebreiteten, "offenen" Armen und bietet ihm Zuflucht in allen Nöten an.

Kreuzrückführung 2006 Ein Bericht über die Rückführung des Kreuzes nach Schaftlach nach der Restaurierung

24. September 2006 – Herr Weihbischof Dr. Franz Dietl segnet das Schaftlacher Kreuz in der Pfarrkirche Hl. Kreuz zu Schaftlach.
Dieser Tag geht ein in die Geschichte unserer Wallfahrtskirche und des Ortes Schaftlach. Deshalb haben wir allen Grund zu feiern.

Fast sieben Jahre mussten die Schaftlacher auf „ihr“ Kreuz nun warten, das über eintausend Jahre alt ist und zu den ältesten Monumentalkruzifixen der Welt zählt. Diese Zeit war notwendig, um eine verantwortungsvolle Entscheidung bezüglich der Restaurierung des Schaftlacher Kreuzes zu treffen. Viele unterschiedliche Untersuchungen wurden durchgeführt. Die jetzige Erscheinung wurde der ursprünglichen Aussage des Kreuzes angenähert.

Dank der Initiative unseres Herrn Erzbischofs Friedrich Kardinal Wetter verweilte es anlässlich seines Pontifikalgottesdienstes mit Altarweihe am 13. Oktober 2002 für einen Monat in unserer Kirche.
Das Schaftlacher Kreuz strahlt eine eindringliche, tiefe innere Ruhe aus. Die Augen des Gekreuzigten sind wieder geöffnet und sein Blick lädt uns mit einer großen Güte zur Besinnung und zum Gebet ein.
Im Großen Glaubensbekenntnis beten wir „wahrer Gott vom wahren Gott ... Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen ... und ist Mensch geworden“. Der Inhalt dieses Credo kommt mir beim Anblick unseres Kreuzes in den Sinn. Ich persönlich empfinde es als ein Geschenk des Himmels, dass in der Schaftlacher Kirche solch ein Kreuz verehrt werden darf.
Zum Gelingen dieses großen Projekts haben viele Menschen beigetragen. Deshalb möchte ich allen Beteiligten von Herzen danken: mein besonderer Dank gilt unserem Kunstreferenten Herrn Dr. Norbert Jocher und seinen Mitarbeitern/innen im Erzbischöflichen Kunstreferat für die äußerst konstruktive, zielgerichtete und wertschätzende Zusammenarbeit. Weiter Herrn Dr. Peter Steiner für die hervorragende Präsentation bei der Ausstellung „Kreuz und Kruzifix“ und die wohlwollende und visionäre Begleitung. Das jetzige Aussehen verdankt unser Schaftlacher Kreuz unter anderem der Replik von Herrn Reiner Neubauer und seinen Mitarbeitern/innen in seinen Werkstätten in Mauerkirchen sowie Frau Kroiß in der Werkstätte des Diözesanmuseums in Freising. Vergelt´s Gott dafür! Dank gebührt dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München, federführend Herrn Hauptkonservator Dr. Michael Schmidt.
Ich danke unserer Kirchenverwaltung mit dem Kirchenpfleger Herrn Johann Heiß, unserem Pfarrgemeinderat mit dem Vorsitzenden Herrn Adolf Dorffmeister und ganz besonders allen Spenderinnen und Spendern.
Unser Schaftlacher Kreuz – ein Zeichen für die Großartigkeit unseres Glaubens – erinnert uns an die Größe des Sohnes Gottes Jesus Christus, der Tod und Leid überwunden hat und überwindet. Wenden wir uns in unserem Menschsein in Freud und Leid an IHN.
    
Schaftlach, im August 2006
Alois Winderl
Pastoralreferent