4.9. Etappe Valdichiasco (Mengara) - Valfabbrica
Priml! Jacke und Hemd hängen im Hotel und hier oben in Mengara pfeift ein kalter Wind um unsere Ohren. Die Andacht thematisiert die Anfänge der franziskanischen Organisation und Franz hatte andere Stärken; hier verstehe ich ihn gut, formuliere im Geist für unsere Pilgertruppe meine regula non bullata "mir hoitn zsamm". Dann geht es los, die Straße führt zunächst immer nur bergab, wie wir es gerade gesungen haben. Es wird auch warm, wenige weiße Wölkchen grasen auf blauer Himmelswiese, irgendwo sitzen bestimmt Raffaels Dresdner Engelchen drauf und beschützen uns. Es kommt uns eine junge Polin entgegen, sie geht den Cammino di Francesco - allein - von Perugia nach La Verna. Kurz darauf eine nette Weihnachtskrippe am Wegrand, von Kinderhänden auf Dachziegel gemalt. Ansonsten durchwandern wir die große umbrische Leere, ein Feld, auf dem trocknendes Heu spiralförmig angeordnet liegt, passt da gut dazu. Zen-Gärten in Tokio können sich eine Scheibe davon abschneiden. Aber auch ohne Bar und Ortschaft sind wir wie die Vögel des Waldes gut versorgt: Spendable Feigenbäume (die wenigsten sind schon abgepilgert), eine Box mit uova cotti (gegen was man gerne gibt) und schließlich der Eremo San Pietro in Vigneto, wo uns ein Bruder Tee und Kaffee anbietet. Das Kirchlein besitzt ein wunderschönes Marienfresko, wir nehmen uns Zeit für einen Engel des Herrn. An einer Weggabelung gehen wir - im Grunde planmäßig - links, doch nur, um unsere Beratungsresistenz mal wieder unter Beweis zu stellen: Pericolo d'alluvione lässt sich kurz auflösen zu: Weg = See, der Stausee ist mittlerweile größer als auf der Karte eingezeichnet, sodass wir uns den Hang hinauf zu einer anderen Wegvariante durchschlagen müssen. Nach dem späten Mittagspiquenique geht es dann schnell. Schon aus dem Wald hören wir die schwungvollen Töne von Trommeln. Es sind drei Ragazzi, 10-11 Jahre alt, die wohl für einen Umzug trainieren. Wir fühlen uns geehrt und unter ihrem tramm tatamta tramm tatamta tata laufen wir in Valfabbrica ein.
Johannes R.
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