2.9. Etappe Pietralunga - Casamorica
Heute haben wir einen ereignisreichen Tag vor uns: Nach sechs Tagen verlassen wir unsere Unterkunft in Sansepolcro und wechseln am Abend in das nächste Hotel in Gubbio. Dazwischen liegt eine rund 19 km lange anspruchsvolle Tagesetappe mit drei zum Teil fiesen Anstiegen und, was wir am Morgen noch nicht wahrhaben wollten, hochsommerlichen, schweißtreibenden Temperaturen.
Da heißt es am Morgen: Nicht nur die üblichen Pilger-Aktivitäten (Füße eincremen, Tape geschickt an den Füssen verteilen, auf den korrekten Sitz der möglichst schon eingelaufenen Wandersocken zu achten und um 7 Uhr den Kampf am Frühstücksbuffet aufzunehmen), sondern die gepackten Koffer möglichst rechtzeitig in den Bus zu bringen, die Hotel Rechnung für Getränke zu begleichen (was sich schon mal etwas komplizierter gestalten kann, wenn das Hotel-Personal lange davon ausgeht, dass es uns 50 Pilgern eine große Rechnung für alle stellt, die dann der Capo - also unser Pfarrer Michael Schlosser - begleichen soll) und die Zimmerkarten abzugeben.
Fast zur geplanten Abfahrtszeit ging es dann auf Serpentinen rauf nach Pietralunga, eine besondere Fahrerleistung mit vollbeladenem Reisebus, gewohnt souverän gemeistert von unserem Kurvenmeister Peter. Wir danken Dir herzlich dafür, lieber Peter!
In der Morgenandacht hörten wir, wie sich der später heilige Franziskus von seinem reichen Elternhaus losgesagt hat, um sich künftig als Armer um Arme zu kümmern und „die Kirche“ aufzubauen. Eine radikale Loslösung von seiner wohlhabenden Herkunft.
Dem Hl. Franziskus und unserem erklärenden und verkündenden Pfarrer wurde aber heute die Show gestohlen, als sich ein zufällig während unserer Andacht anwesender Tenor aus Assisi mit unserem Mitpilger und Orgelvirtuosen Toni verbündete und beide die Kirche zu einem wahren Gänsehaut-Moment beschallten. Wieder ein besonderes Pilger-Highlight!
Unsere Bus-Pilgerinnen und Pilger bescherten uns später noch so einen Moment, als wir erfuhren, dass diejenigen, die sich heute eigentlich schonen wollten und deswegen nicht die Wanderschuhe schnürten, mit Peters Hilfe für uns anderen schon mal alle 50 Koffer ausgeladen und ins Hotel verbracht haben. Merci vielmals!
Ach ja, und per pedes waren wir auch noch unterwegs: in toller, hügeliger, überraschend üppig grüner Landschaft auf zum Teil harten Asphaltstraße,n oft ohne Schatten von umbrischer Sonne beschienen. Es war: warm, sehr warm, zu warm!
Aber am Ende ist alles gut (und wenn es noch nicht gut ist, ist ja bekanntlich noch nicht das Ende)! Am Ziel in Casamorcia stand, direkt gegenüber einer Bar, die wahrscheinlich schon lange nicht mehr solch regen Zuspruch erfahren hat, unser Pilgerbus mit gekühltem Ziel-Belohnungs-Bier, Lemon Soda und mehr als einem freundlichen Willkommens-Lächeln und Abklatschen.
Nach kurzer Fahrt zum Hotel, dem dort üblichen wuseligen Einchecken von 50 schwitzenden Pilgerinnen und Pilgern, die bis zur Andacht nur wenig Zeit zum „Auffrischen und Hübsch-Machen“ haben, ging es als Fuß-Kolonne zu einer prächtig ausgeschmückten Kirche, an deren großer Orgel sich Toni nochmals austoben durfte. Wir hörten weiter von Franziskus, der immer mehr zu sich selbst fand (Armen helfen, Kirche aufbauen, einfach leben und auf Gott hören) und dafür auch Mitstreiter und -Brüder fand (Denn: „Wer glaubt, ist nie allein.“)
In einem schicken italienischen Lokal gab es ein langes, überreichliches mehrgängiges Abendessen!
Und morgen? Freuen wir uns über einen RUHETAG in Gubbio!
Christiane R
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