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Wenn nicht anders vermerkt, ist Pfarrer Franz von Lüninck der Prediger.
	
	 
		
	
	
	
	Ist Gott ohnmächtig? Wo ist Gott?  Schaut Gott nur zu? 
(Gedanken anlässlich des Volkstrauertags im  November) 
Liebe Schwestern und Brüder, Volkstrauertag – und wir hören am Ende  des Kirchenjahres ein solches Evangelium vom Ende (Mk 13,24 - 32), ein  Evangelium vom Ende der Zeit.  Es sind aufrüttelnde, ja auch beunruhigende Gedanken, die uns da  von Jesu zu Gehör gebracht werden.  Und vielleicht geht es Ihnen ähnlich  wie mir, dass man sich dabei frägt:  „O Jesus, was sagst du da? Bist du  jetzt ein anderer, so kenn‘ ich Dich  doch gar nicht.“ Und doch glaube ich, dass es gut ist,  sich das ein wenig zuzumuten, zu  hören was Jesus da sagt.  Bei der Auflistung der Drangsale  sind wir mitten im Thema des Volkstrauertages, bei der Not der Menschen. Durch Kriege und anderes.  Wir hören davon täglich in den Nachrichten. Wir hören von Not in unserer Umgebung und weltweit. Dabei  taucht immer wieder die Frage auf:  Warum denn nur? Wo ist den Gott?  Diese An-Frage an Gott: Wo bist Du?  Warum lässt Du das Leid zu?  Mit diesem Beitrag möchte ich versuchen, eine Richtung aufzuzeigen,  in der wir denken können, um mit  dieser Frage besser umzugehen und  vielleicht auch eine Antwort zu finden. Da gibt es Menschen unter uns, die  denken: „Gott ist gar nicht da. Er ist  wie ein Uhrmacher, der uns geschaffen hat wie eine Uhr. Und jetzt müssen wir allein dahin ticken. Durch  die Zeit. Er ist nicht mehr dabei. Vielleicht auch nicht mehr an uns interessiert.“ Eine andere mögliche Antwort wäre  aber auch: Gott ist da, aber er ist  ohnmächtig. Er ist nicht der Allmächtige. Er ist zwar da und kann an dem  allen nichts ändern.  Mir hat vor gut einem Jahr eine ältere Frau in Bezug auf die Corona-Situation gesagt: „Ach wissen Sie Herr  Pfarrer, ich glaube der liebe Gott,  könnte das hier alles beenden. Aber  warum tut er es nicht?“ Sie hat eine  Antwort für sich gefunden: „Vielleicht sollen wir ja noch etwas lernen.“ Keine schlechte Antwort, wie  ich finde. Es gilt in alledem zu lernen. Damit sind vielleicht nicht alle  Fragen beantwortet. Aber es stimmt  sicher, dass es zu lernen gilt durch  das, was auf uns zukommt.  Die aktuelle Corona-Pandemie ist  sicherlich eine besondere Herausforderung für uns Menschen – in vielerlei Hinsicht. Mir geht es so – und sie werden das  vielleicht ebenso an sich beobachten – dass die Nerven dünner werden.  Immer öfter bricht Streit aus, der in  „normalen“ Zeiten gar nicht so eskaliert wäre. Noch schneller werden  gleich „große Geschütze“ aufgefahren, sodass nicht selten auch Beziehungen zerbrechen zwischen Freunden und in Familien. Unsere Nerven  werde immer „dünner“, aber wir  brauchen wieder mehr Begegnung  und ein mehr „Miteinander-gehen“. So manch andere Länder scheinen  schon fast durch die Pandemie „hindurch“ zu sein. Dort wird die Lage  langsam weniger bedrohlich. Wir  hier bei uns, aber auch viele andere Länder stehen noch mittendrin –  nicht wenige noch weit dramatischer  in allen Facetten.  Die Not ist da in dieser Welt, durch  die Corona-Pandemie, aber auch  durch Kriege, durch Flüchten-müssen, durch Terrorlager und andere  Katastrophen. Wo ist Gott? Schaut er nur zu? Eine weitere Antwort ist sicherlich:  er schaut zu, nicht wie ein außenstehender Zuschauer, sondern wie einer, der sich einlässt. Der Blick aufs  Kreuz lehrt uns das. Da thront er  als der, der alles an sich zieht; auch  die Not dieser Welt. Er möchte sie  mittragen. Es ist keine Last für ihn,  wenn wir ihm unsere Not bringen.  Im Gegenteil, er möchte sie tragen.  Er möchte das Schicksal wenden –  das jedes einzelnen und das Schicksal der ganzen Welt. Wir erleben in  dieser Zeit, dass wir weltweit zusammengehören, dass unser Schicksal  nur zusammen zu tragen ist. Das  Schicksal der ganzen Welt möchte Er  mittragen. Gott reagiert auf die Not  der Menschen mit Solidarität. Wir  verhalten uns oft ganz anders.  Wir sind oft rücksichtslos. Und wenn  wir verletzt werden schlagen wir zurück. Wenn jemand uns gegenüber  lieblos ist, sind wir es auch. Dann  aber hat dieser Ungeist gewonnen.  Verloren hat dieser Ungeist aber,  wenn wir in der Kraft Jesu anfangen,  zu verzeihen. Wenn wir unbedingt  die Option ergreifen: „Herrgott, ich  will mit Dir sein. Ich will mit Dir das  Gute wirken.“ Selbst dort, wo uns  Menschen nicht gut sind.  Und so kommt Jesus und zeigt uns  den ganz anderen Weg, den wir allein aus menschlicher Kraft nur  schwer gehen können. Manchmal  muss er uns wie durch ein Wunder  in unserer Seele helfen, damit wir  einander gut sein können. Auch dort  wo Lieblosigkeit, Hass, Verachtung,  Terror sich breit machen.  Und so ist Gott der erste, der das  Unrecht auf sich nimmt. Er lässt es  an sich geschehen. Er geht mit uns  und lässt an sich geschehen, dass  wir so lieblos sind. Das ist das Kreuz  Jesu. Der tiefe Schmerz kam von  unserem Nicht-lieben-wollen, Nicht-hören-wollen, Sich-nicht-verändern-wollen. Unsere innere Verschließung erträgt Jesus dort am Kreuz.  Und er hofft, dass wir doch noch  umkehren, dass wir uns aufmachen  zu ihm, dass wir uns aufmachen zu dieser Grundentscheidung „Ich will  gut sein. Dem anderen will ich gut  sein.“ Vor einigen Tagen haben wir St. Martin gefeiert. Mit unseren Ministranten haben wir uns darüber ausgetauscht, wer und wie denn dieser  Martin eigentlich war. Die erste Antwort war „das war ein guter Mensch“.  Wie haben dann überlegt, wie schön  es doch wäre, wenn man auch von  uns nach 1.500 Jahren noch sagen  würde, dass wir gute Menschen  waren. Letztlich ist es nicht wichtig,  wie lange man sich an uns erinnern wird. Gott erinnert sich an uns.  Aber wichtig ist es doch, dass wir  gute Menschen werden. So banal  das klingt: wenn die Liebe in unserem Leben wächst, dann wird dieser  Kampf, von dem wir im Evangelium  hören, ein gutes Ende nehmen. Dieser Kampf, in den Gott eingetreten  ist für uns und mit uns zu kämpfen,  in dem manches durchkämpft, auch  ausgehalten sein muss, damit die  Liebe nicht untergeht. In diesem  Kampf geht es darum, dass wir gut  werden.  Und die Welt, in der dieser Kampf  stattfindet, ist gut. Gott hat uns  nicht in die Welt gesetzt, damit wir  es hier eine gewisse Zeit aushalten  und dann wird es im Himmel vielleicht besser. Gott der Schöpfer ist  selbst in die Welt eingetreten. Er ist  Mensch geworden, auch um uns zu  sagen „Es ist gut, dass Du hier bist.  Es ist wichtig, dass Du hier bist. Flieh  nicht aus der Welt, sondern nimm  dein Leben hier und tue das Gute.  Kämpfe für das Gute.“ So können wer den Herrn angesichts  dieses großen Rätsels von Not und  Leid, darum bitten, dass wir an seiner Seite bleiben. Das heißt, dieser  Kampf, in dem wir stehen und der  oft so dramatisch ist, ist ein Kampf,  der nicht ins Verderben führen soll  und auch nicht in die Flucht aus dieser Welt heraus, sondern einer, der  zu neuem Leben führen soll in der  Gnade und Liebe Gottes.  Die Welt muss sich verwandeln! Gott  hilft! Er holt uns nicht heraus, sondern er bittet uns zu kämpfen. Als erstes in uns selbst: dass wir das Gute  wählen. Und dann, dass wir das  Gute tun. Zu finden, was das Rechte ist, muss oft errungen sein, auch  manchmal in schwierigen Diskussionen, manchmal auch im Aushalten  und Respektieren, dass andere anderes für richtig halten. Das gehört  dazu. So möchte ich uns alle einladen,  immer wieder und immer tiefer die  Wahl des Guten zu treffen. Wie der  heilige Martin: das Gute zu wählen  und den Guten zu wählen. Was für  ein Geschenk ist es, dass wir IHN gefunden haben; jeder auf seinem Weg  und jeder anders. Wir haben den gefunden, der die Liebe ist. Seine Liebe  soll uns leiten. 
 Es grüßt Sie herzlich  Ihr Pfarrer Franz von Lüninck
	
	 
		
	
	
	
	Leider können wir derzeit keine neueren Predigten hier anbieten.
	
	 
		
	
	
	
	Beitrag von Dekan Franz von Lüninck im Osterpfarrbrief 2017:
   
Liebe Gemeinde, 
ist glauben möglich?
   
  Ja! Ich bin überzeugt, glauben ist möglich!
  Aber, ich weiß, dass viele Menschen sehr darum ringen. Und manche haben die Hoffnung auch aufgegeben. In diesen Zeilen möchte ich versuchen ein paar Hilfen zu geben.
  Wenn wir uns wünschen glauben zu können, dann meinen wir damit mehr, als einfach nur eine Tatsache für wahr halten zu können. Glauben ist mehr als die Existenz Gottes für gegeben zu halten. Was wir mit „glauben“ meinen, beschreibt doch vor allem eine Beziehung zwischen diesem Gott und mir. Glaube heißt eine Beziehung zu Gott finden.
Vielleicht wenden Sie jetzt ein: Das mag ja alles so sein, aber zu jeder geglückten Beziehung gehören immer zwei.
  Stimmt. Wir können diese Glaubensbeziehung nicht „machen“. Wir können uns nur auf den Weg machen Gott zu suchen. Vielleicht kennen Sie den Satz
  „Wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Lk11,10) Ich habe selbst in meinem Leben erfahren, wie wahr dieser Satz ist. Meinen Glauben kann ich nicht „machen“, aber ich kann Gott suchen. Und Er macht, dass ich Ihn finden kann.
Es klingt vielleicht etwas banal, wenn ich auf die Frage, wie man glauben kann, antworte, man soll Gott suchen. Aber ich bin überzeugt, Gott will sich finden lassen. Mehr noch, er sucht jeden von uns. Im Bild des guten Hirten, der jedem, der sich verloren hat, nachläuft, wird dies besonders schön ausgedrückt. Jesus ist dieser „Gute Hirte“ . Er sucht uns. Er tut alles um jeden einzelnen zu finden und von allen möglichen Abwegen zurückzuführen.
Es geht also beim „glauben können“ eigentlich um die Frage, wie wir Gott suchen können.  Der erste wichtige Schritt besteht, wie ich meine, darin, an dem festzuhalten, was wir schon als wahr erkannt haben. Wenn mir etwas von Gott aufgegangen ist oder wenn mir ein Anruf meines Gewissens klar geworden ist, dann gilt es diese Erkenntnis in meinem Leben zu ergreifen. Dass kann z. B. heißen, dass ich erkenne, dass meine Aufgabe ist, jemandem zu helfen und ich es dann auch tue.
Ein zweiter Schritt könnte sein, Gott zu bitten, „Komm in mein Leben“; vielleicht mit dem Zusatz „wenn es Dich gibt.“ Oft scheint es mir, als warte Gott auf unsere Einladung. Er zwingt sich nie auf.
  Der weitere Schritt ist die Zuwendung zu unserem „Nächsten“. Mutter Theresa hat die meiste Zeit ihres Lebens Gott vor allem in den armen und kranken Menschen erfahren. Denn wenn du liebst, bist du „nicht fern vom Reich Gottes“. (vgl. Mk 11,10).
  Ein wesentliches Mittel um Glauben zu lernen ist das Gebet. Egal wie stark mein Glaube schon ist. Das kann ein fest formuliertes Gebet sein, eine Zeit der Stille vor Gott, die Betrachtung einer Ikone oder eines Kreuzes, das aufmerksame Lesen in der Bibel. Schließlich ist auch die Messe am Sonntag oder auch unter der Woche eine ganz besondere Hilfe gemeinsam zu beten und das Beten zu lernen.
  Weiter möchte ich Ihnen raten, auf Ihre Vernunft zu vertrauen. Glaube und Vernunft sind keine Gegensätze, sondern sollen einander erhellen. Suchen Sie – freilich mit kluger Unterscheidung – gute Lektüre, interessante Vorträge und Gespräche.
  Ein Mittel auf der Suche nach Gott möchte ich Ihnen ganz besonderes anempfehlen. Auch wenn es Sie vielleicht erstaunt: Die persönliche Beichte. Sehr oft habe ich schon erlebt, wie in diesem Sakrament endlich die langersehnte Freiheit von alten Lasten geschenkt wurde. Und wie dadurch ein neues Leben mit Gott beginnen konnte.
  Als letzten Rat auf dieser Suche: Bleiben Sie nicht allein, sondern halten Sie nach anderen Ausschau, nach Menschen, mit denen man unterwegs sein könnte. Das kann die sonntägliche Messfeier sein. Darüber hinaus aber sicher auch Freunde oder Gruppen, mit denen man über den Glauben reden kann.
  Unser neues Angebot „Gott und die Welt beim Wirt“ ist nur eins von vielen
  Beispielen, mit denen wir als Pfarrgemeinde die Hand dazu reichen.
  Ich wünsche uns allen, dass wir zeitlebens „Suchende“ bleiben. Und unserer ganzen Pfarrei wünsche ich, dass wir eine Gemeinschaft sind, in der wir gemeinsam Gott suchen und finden.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Franz v. Lüninck