Grüß Gott im Pfarrverband Taufkirchen bei München

St. Johannes der Täufer und St. Georg, 82024 Taufkirchen

Kleine Chronik des Kirchenchores St. Johannes d. T.

Männerchor von Empore Johannes
Einhundert Jahre, je nach Betrachtungsweise eine lange oder eine kurze Zeit. Als wir begonnen hatten, uns mit der Geschichte des Kirchenchores in unserer Pfarrei zu beschäftigen, wurde der zu betrachtende Zeitraum immer größer. Zeitzeugen aus den Anfängen der Pfarrei, die über den Kirchenchor etwas wissen, gibt es nicht mehr. Wir können aber davon ausgehen, dass es schon vor der Erhebung zur selbständigen Pfarrei einen Chor gab. Im Pfarrarchiv wird erstmals der Lehrer Anton Strauß als Organist von 1911 – 1922 erwähnt, gefolgt von einem Herrn Schreiber bis 1930. Ab diesem Jahr bis 1950 hat der Lehrer Anton Schwarz das Amt übernommen. Sepp Maisch hat erzählt, dass seine Großeltern 1925 nach Taufkirchen gekommen sind. Sein Großvater, sein Vater, er und seine Brüder haben regelmäßig im Chor gesungen, Chorleiter war der Organist und Lehrer des Orts.
 
Parallel dazu gab es einen Gesangsverein, dessen Mitglieder zum größten Teil auch Mitglieder des Kirchenchores waren. In der Zeit vor 1960 muss es dann wohl einen Niedergang gegeben haben, denn man spricht davon, dass die damals 16 oder 17 Jahre alte Organistin Aniela Romanyschin (verh. Schlögel) wieder mit einem Chor angefangen hat. Ihr Wirken dauerte nur etwa vier Jahre, dann gab es eine Lücke bis Pfarrer Georg Meier, aus Baierbach kommend, im Februar 1967 die Pfarrei übernahm und seinen Chorleiter Rolf Kraus mitbrachte, der bis 1968 den Chor leitete. Ihm folgten von 1968 bis 1969 Herr Stockert (nur wenige Monate) und bis 1970 Siegfried Frischmut.
 
Am 1.9.1971 übernahm der junge Johannes Lang den Chor und konnte in langjähriger Tätigkeit einen hervorragenden Chor formen, der mit zahlreichen hochqualitativen Aufführungen die Gottesdienste bereicherte. Gleich zu Beginn seines Wirkens bereicherte ein neues Orgelwerk der Firma Eisenbarth, Passau, die Pfarrkirche. Die noch von dem früheren Organisten Rolf Kraus entworfene Disposition umfasste 16 klingende Register, verteilt auf zwei Manuale und das Pedal. Es konnten dann in der Folgezeit eine Reihe sehr erfolgreicher Orgelkonzerte veranstaltet werden.
 
Gekennzeichnet war diese Zeit auch durch eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der evangelischen Kantorei unter der Leitung von Jürgen Sieversen mit regelmäßigen Kirchenkonzerten. Nach einem kurzen Zwischenspiel in den Jahren 1983 bis 1985 von Gudrun Schmieder, nahm Herr Lang seine erfolgreiche Tätigkeit im Januar 1985 wieder auf bis zum 30. September 1990. Danach verpflichtete die Kirchenstiftung den Studenten Stefan Steiner mit einem kleinen Stundendeputat bis März 1995. Zuvor hatte Pfarrer Stefan Schmittner, der Nachfolger von Pfarrer Georg Maier, 1991 zu-sätzlich Prof. Anton Zeman als Chorleiter gewonnen. Dieser vermochte an die erfolgreiche Tätigkeit von Johannes Lang anzuknüpfen. Prof. Zeman beendete seine Arbeit aus schwer-wiegenden gesundheitlichen Gründen leider schon 1995. Bis zur Wiederbesetzung übernahm erneut Johannes Lang die Leitung. Für die lange, erfolgreiche Zeit seiner Chorleitung, seiner Beratertätigkeit während des Orgelumbaus und darüber hinaus für seine beherzten Einsätze bei Personalnot, kommt ihm in der Geschichte des Chores ein vornehmer Platz zu.
Unvergesslich bleibt dem Chor der Heilige Abend 1994, an dem Solisten, großer Chor und Orchester zur Mitternachtsmette versammelt waren und Herr Prof. Zeman zehn Minuten vor Beginn noch nicht anwesend war. Den Ausweg bot Johannes Lang, der im Kirchenschiff in der Bankreihe saß. Auf die zweifelnde Frage einer Solistin, ob Herr Lang denn die schwierige Messe dirigieren könne, antwortete der Kirchenchor mit einem klaren „Ja“. Und so geschah es. Zum Credo kam dann Herr Prof. Zeman, völlig außer Atem, herbeigeeilt. Durch einen technischen Defekt in seiner Tiefgarage war er eingeschlossen gewesen. Als sei es die größte Selbstverständlichkeit, übergab Herr Lang den Dirigentenstab an Herrn Zeman und nahm wieder Platz in der Kirchenbank. Wer hätte das so einfach getan?
Mit der Anstellung der jungen B-Kirchenmusikerin Helga Trager im Oktober 1995 konnte ein größeres Stundendeputat verwirklicht werden. Hier zeigte der Chor auf bewundernswerte Weise seine Fähigkeiten zur Integration: Die traumatische Erblindung der Chorleiterin erforderte vielseitige Unterstützung. Hervorzuheben ist vor allem der unermüdliche Einsatz der Chorsprecherin Irmtraud Eckl, die sämtliche Chorpartituren und auch das Münchner Kantorale, Abschnitt um Abschnitt, Stimmlagen und Note für Note, diktierte, damit diese in die Brailleschrift übersetzt werden konnten. Frau Trager hat mit enormen Fleiß und gehöriger Anstrengung dies alles auswendig gelernt und denkerisch wieder zu einem Ganzen zusammengefügt. Nicht minder bedeutsam das Bemühen des Ehepaares Hans und Rosa Obermeier um die persönlichen Belange der Chorleiterin. Deren Schwerpunkt lag auf einer würdevollen Gestaltung der Liturgie, wodurch sie eine Reihe neuer Akzente setzte. Im September 2003 wechselte sie die Stellung auf eigenem Wunsch.
Darauf folgte für wenige Monate Vladimir Spicka, währenddessen Claus Blank im Januar 2003 schon die Leitung des Kirchenchores übernommen hatte. Auf Vorschlag des Kirchenchores verhandelte Pfarrer Helmut Fried mit Herrn Blank einen Honorarvertrag aus, durch den ihm auch die Gesamtleitung übertragen wurde.
 
Herrn Blank gelang es in kurzer Zeit, den personell nicht mehr gut aufgestellten Chor durch unermüdliche Werbung so aufzubauen, dass bald wieder an den Hochfesten die bekannten Orchestermessen von Mozart, Schubert, Kempter usw. in hoher Qualität erklangen. Die Gewinnung von neuen Mitgliedern war aber auch deshalb so erfolgreich, weil das Repertoire des Chores mit Gospelmusik, lateinamerikanischen Werken und nicht zuletzt auch alpenländischer Volksmusik enorm erweitert wurde. Es darf in diesem Zusammenhang an die erfolgreichen Aufführungen der "Missa criolla", mehrerer Gospelmessen, der "Waldlermesse" oder der "Deutschen Bauernmesse" sowie unserem Weihnachtskonzert mit spanischen Liedern erinnert werden.
Chor auf Empore
Es war aber nicht nur die Ausweitung des Repertoires, es war auch die Tatsache, dass der Chor den schützenden Raum der Kirche verließ und durch äußerst erfolgreiche Konzerte im Pfarrsaal oder im Ritter-Hilprand-Hof sein Können unter Beweis stellte. Diese Öffnung des Chores nach außen wird teilweise bedauert, ist aber nach Ansicht der Chor- wie Pfarreileitung durchaus auch eine Chance der Glaubensverkündung. Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, sich scheuen, eine Kirche zu betreten, erleben im Konzertsaal einen "Kirchen"-Chor, der in seinen Darbietungen religiöse Inhalte vermittelt.
 
Unsere umfangreichen Aktivitäten haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass es nun einen eigenen Gospelchor (angeboten von der Musikschule Taufkirchen) und für die Volksmusik den "Dreigesang Sankt Johannes" sowie die Taufkirchner Sängerinnen (Frauen-Dreigesang) gibt. Ein nicht zu unterschätzender Effekt dieser Öffnung besteht auch darin, dass sich die Anziehungskraft des Chores beträchtlich verstärkt hat und nicht nur Mitglieder aus Taufkirchen mitsingen. Es ist eine gute Chorgemeinschaft entstanden, deren Zusammenhalt auch von der Bereitschaft aller getragen wird, durch die Übernahme großer und kleiner Aufgaben für die Organisation und die Gestaltung unserer Aufführungen die Chorleitung zu entlasten.
 
Eugen Friedl (mit kleinen Ergänzungen von Pfarrer H. Fried sowie Aktualisierungen von Dr. Beate Sauer)