An Schulen gegen sexuellen Missbrauch

Erzbistum richtet Projektstelle zur Prävention ein
München/Traunstein, 13. September 2010. Das Erzbistum München und Freising hat eine Projektstelle „Prävention gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ eingerichtet. Sie ist am Schulpastoralen Zentrum Traunstein angesiedelt und wird von der Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin Birgit Berwanger bekleidet. Mit der Projektstelle, die Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer informiert und berät, möchte das Erzbistum dazu beitragen, sexuellen Missbrauch zu verhindern.

„Die Stelle soll helfen, Kinder und Jugendliche stark zu machen und sie zu wappnen gegen sexuelle Übergriffe“, erklärt Gabriele Rüttiger, Leiterin des Fachbereichs Schulpastoral und Ganztagsschule im Erzbischöflichen Ordinariat. Es geht vor allem um Information und Austausch. Die Angebote sollen eine Plattform für Eltern und Lehrer bilden und ihnen Antworten auf grundsätzliche Fragen vermitteln, beispielsweise: Was ist sexueller Missbrauch? Wer kommt als Täter infrage? Was können wir tun, um unsere Kinder und Jugendlichen zu schützen? Schüler sollen Grundwissen zum Thema erhalten und in ihrem Recht auf körperliche Selbstbestimmung gestärkt werden. Die Stelle ist auf ein Jahr befristet; bis dahin wird die von Erzbischof Reinhard Marx eingesetzte Kommission „Prävention“ ein Gesamtkonzept für die Erzdiözese erarbeitet haben.

Berwanger hat mehrjährige Erfahrung in der Arbeit mit Opfern sexueller Gewalt und in der Präventionsarbeit. Die Diplom-Psychologin promoviert derzeit auch zum Thema. Aus ihren Gesprächen mit Frauen, die missbraucht wurden, weiß sie, dass die Opfer zunächst oft nicht benennen können, was mit ihnen passiert, weil sie als Kinder noch keine Worte für das Geschehen kennen. „Kinder und Jugendliche müssen über sexuelle Gewalt Bescheid wissen, nur dann können Sie sich erfolgreich wehren“, so Berwanger.

Sie bietet ein Modul für 4. und 5. Klassen an, das aus vier Schulstunden, Elternabend und Vor- und Nachgespräch mit dem Klassenleiter besteht, sowie ein Modul für 9. Klassen mit zwei Schulstunden und einem Lehrervorgespräch. Dazu kommt sie mit einem Kollegen oder einer Kollegin in die Klassen, um mit Mädchen und Jungen getrennt arbeiten zu können. Unabhängig von dieser Arbeit mit Schülern kann auch eine Lehrerfortbildung oder ein Elternabend gebucht werden. Auch bei der Dienstkonferenz für Religionslehrer im Kirchendienst mit schulpastoralen Deputatsstunden am 28. September wird Berwanger über das Thema referieren.

Berwanger rechnet für das kommende Schuljahr mit einer großen Nachfrage, vor allem durch die Schulen im Landkreis Traunstein. Es werde sich zeigen, so vermutet sie, dass ein großer Bedarf an Präventionsarbeit bestehe. „Sexuelle Gewalt ist immer noch ein Tabu“, sagt sie. „Wir müssen das Thema aus dem Dunkel des Schweigens holen und offensiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen.“ (gob)

Hinweis: Birgit Berwanger ist unter birgitberwanger@schulpastorales-zentrum-traunstein.de oder unter 08051/970954 zu erreichen.