Weihe der Chrisam-Öle: Zeichen des Heils Gottes und des Heiligen Geistes In der Chrisam-Messe werden alle Öle geweiht, die Pfarreien im Laufe des Kirchenjahres benötigen

Jedes Jahr kommen kurz vor Ostern Seelsorger aus allen Pfarreien im Münchner Liebfrauendom zusammen, um etwas Wertvolles mit nach Hause zu nehmen: Die heiligen Öle. Domzeremoniar Bernhard Stürber ist für die Mischung dieser Öle und die Vorbereitung verantwortlich.
 
Diakon Bernhard Stürber mit den Chrisamölen
Domzeremoniar Bernhard Stürber füllt die gemischten Öle ab
Diakon Bernhard Stürber begutachtet das Öl, das gerade in die Sakristei des Liebfrauendoms geliefert worden ist. „Das ist ein Olivenöl, das uns in bester Qualität von einem Münchner Großhändler geliefert wird!“ Supermarkt-Qualität reicht also bei weitem nicht aus, um dem Anspruch gerecht zu werden, den die Seelsorger bei den verschiedenen Salb-Handlungen an das geweihte Öl stellen.

„Chrisam“ heißt dieses Öl, nach dem griechischen Wort „chrio“ für „ich salbe“. Verwendet wird der edle Stoff zum Beispiel bei der Taufe: Hier wird der Täufling, egal ob Kleinkind oder Erwachsener, nach dem Übergießen mit Wasser anschließend mit Chrisam gesalbt. Aber auch bei Firmung und Priesterweihe spielt Chrisam eine Rolle, ebenso bei sogenannten „Sachweihen“ wie bei der Altarweihe.

Der Gesalbte empfängt die Kraft des Heiligen Geistes

Der Akt der Salbung hat mit vielen, teils historischen Zusammenhängen zu tun: Öl – und im Nahen Osten vor allem das Olivenöl – hat schon in der Antike in der Küche und auch bei der Kosmetik eine entscheidende Rolle gespielt. Die Wertschätzung dieses goldgelb schillernden Rohstoffs übertrug sich früh auf die Herausstellung einer Person: Könige wurden bei ihrer Krönung gesalbt, Christus ist „der Gesalbte“. Die Salbung mit Öl ist Sinnbild des Heiligen Geistes. Und so haben die Christen früh die heilende Kraft des Öls, innerlich wie äußerlich, wertgeschätzt, es wurde eines der wichtigsten Gegenstände im sakralen Bereich.
 
Diakon Bernhard Stürber mit den Chrisamölen
Kostbare Aromen geben den Ölen ihren Charakter
Veredelung des Öls durch kostbare Aromen

Nicht zuletzt deshalb verlangt die Verteilung der Öle in der Chrisam-Messe ausreichend Vorbereitung: Schon zu Beginn der Karwoche beginnt Domzeremoniar Stürber mit dem Mischen. Denn das Olivenöl wird nicht pur zur Salbung verwendet, sondern vor der traditionellen Chrisam-Messe am Mittwochabend veredelt: Der Diakon fügt dem Salböl dann noch Rosenöl und Balsam hinzu. „Dadurch kann man sie noch mehr sinnenhaft erfahren – und man kann die Öle für ihre Verwendungszwecke unterscheiden“, erklärt Stürber.

Er stellt neben dem Chrisam-Öl zwei weitere Mischungen her: Das Katechumenen-Öl, also das Öl für die Taufbewerber, bekommt ein frisch-zitroniges Aroma, das man symbolisch dem Thema Aufbruch – Neuanfang zuordnen könnte, das Öl für die Krankensalbung hat ein beruhigendes Zimtaroma, denn Zimt hat eine heilende und entspannende Wirkung. Beide Öle werden ebenfalls in der Chrisam-Messe geweiht.
 
Vom Liebfrauendom nehmen die geweihten Öle ihren Weg in die Pfarreien

Weil zu diesem Gottesdienst Seelsorger aus der ganzen Erzdiözese kommen, müssen entsprechende Mengen Öl vorbereitet werden. Etwa 120 Liter werden in große Zinnkannen gegeben, zehn Diakone füllen nach der Weihe daraus das Öl in kleinere Kannen. Und aus diesen wiederum werden die Gefäße für die Pfarreien befüllt: „Das sind oft Schraubgefäße, die noch aus der Barockzeit stammen, teilweise aus Glas, in die dann etwa ein halber Liter hineinpasst“, so Stürber.

Zum feierlichen Gottesdienst kommen nicht nur Seelsorger aus dem ganzen Erzbistum, sondern auch die sogenannten „Kapitelsboten“, die von den Dekanaten entsandt werden. Sie nehmen die speziellen Öle mit in die Dekanate, und dort wiederum holen die Pfarrer, normalerweise am Gründonnerstagvormittag, die wertvollen Flüssigkeiten ab. Seelsorger und Pfarreien sind dann für Tauffeiern an Ostern und alle anderen Salb-Handlungen ausgestattet. Bis ins nächste Jahr, wenn die neu gemischten Öle im Liebfrauendom wieder verteilt werden.
 
Text: Willi Witte, Radioredakteur beim Sankt Michaelsbund, April 2023

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