Die Elternbriefe der katholischen Kirche geben Tipps für den Familienalltag Das aktuelle Thema: Was tun, wenn mein Kind wütend ist?

Wütendes Kind zerknüllt bemaltes Papier auf Schreibtisch
Was passiert da gerade? Warum reagiert mein Kind so? Sich diese Fragen zu stellen, kann helfen, die Situation zu entschärfen.
Mein Sohn Valentin (3 Jahre) spielt begeistert mit seiner Holzeisenbahn. Doch sobald der Zug entgleist oder eine Brücke einstürzt, wird er wütend und wirft alles in die Ecke. Meistens schimpfe ich dann und drohe, ihm sein Spielzeug wegzunehmen. Allerdings wird seine Wut dadurch nur noch größer. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis heraus?
Ben, 27

Sich zu fragen, was passiert da gerade und warum hat mein Kind so reagiert, ist schon der erste Schritt, um die Situation zu entschärfen. Wenn Sie merken, dass es auch in Ihnen brodelt, sagen Sie sich selbst: „Halt, stopp! Erst mal innehalten und durchatmen.“ Denn genau darum geht es:  Nicht gleich lospoltern, sondern zunächst genau hinschauen, wahrnehmen und vor allem hinspüren.

Was hinter der Wut steckt

Valentin wurde von seinen Gefühlen übermannt. Ihm ist etwas misslungen. Er ist gekränkt und enttäuscht. Er erlebt sich in diesem Moment als unfähig. Und genau das macht ihn wütend. Im Affekt packt er das Spielzeug und wirft damit um sich. So lässt er seine Wut raus. Klar: Das ist keine geeignete Strategie, mit seinem Ärger umzugehen. Doch es bringt nichts, ihm dann sein Fehlverhalten vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil ...

Was wütende Kinder brauchen

Was Kinder in solchen Momenten brauchen, ist Verständnis und Unterstützung. Jetzt geht es darum herauszufinden, woher die Wut kommt. Es hilft dem Kind und auch uns Eltern, sich selbst und die Situation zu verstehen. Um die Wogen zu glätten, reicht es oft aus zu beschreiben, was ich als Mama oder Papa wahrnehme: „Oh je, da ist aber jemand richtig wütend und grantig!“ Dabei wende ich mich wertschätzend dem Kind zu. Gehe auf Augenhöhe und suche den Blickkontakt. Ich versuche zu erklären, weshalb es wütend geworden ist. Gleichzeitig mache ich deutlich, dass man in solch einer Situation genau so fühlen darf: „Das hat gerade nicht geklappt, wie du dir das vorgestellt hast. Du bist enttäuscht darüber. Es ist okay, deswegen sauer zu sein.“

Gefühle wahrnehmen und benennen

Dahinter steckt die Tatsache: Gefühle, die nicht sein dürfen, drängen sich immer wieder auf. Und Gefühle, die sein dürfen, gehen mit der Zeit. Das unterstützende Verhalten der Eltern hilft dem Kind. Es fühlt sich verstanden: Seine Gefühle und Gedanken werden wahr- und ernstgenommen. Es erlebt, dass nicht gegen sein inneres Empfinden gehandelt wird. Das Kind wird ermutigt, Gefühle zuzulassen: „So wie ich fühle, so darf ich fühlen!“ Außerdem lernt es dabei, Emotionen zu benennen. Die Fähigkeit über Gefühle zu reden, sie sprachlich auszudrücken, wird gestärkt. 

Wege aus der Wut

Doch wie gehen wir nun mit dem umherfliegenden Spielzeug um? - Natürlich braucht es da Handlungsalternativen. Wichtig zu wissen: Wut darf sein! Und sie muss irgendwie raus. Zunächst sorge ich als Mutter oder Vater dafür, dass mein Kind sich verstanden fühlt. Der zweite Schritt ist, mit dem Kind zu besprechen, wie es mit seiner Wut umgehen kann. Anstatt Spielzeug zu werfen, hilft es vielleicht, einmal laut zu schreien oder kräftig auf ein Kissen zu schlagen.


Text: Sebastian Wurmdobler, Gemeindereferent und "Kess erziehen"-Kursleiter

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

"Elternbriefe du + wir" ist eine Initiative der katholischen Kirche. Herausgeber ist die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e.V.

45 Briefe begleiten Eltern von der Geburt bis zum neunten Geburtstag ihrer Kinder. Zu Themen wie Schwangerschaft, Taufe, Kirchenjahr und Missbrauch stehen Sonderausgaben zur Verfügung. Ein Team von Fachleuten, bestehend aus Erziehungsberatern, Ärzten, Theologen und Journalisten, erarbeitet die Beiträge und aktualisiert sie regelmäßig.

Die Elternbriefe gibt es als App, auf der Homepage www.elternbriefe.de und als Newsletter per E-Mail. Alle Angebote sind kostenlos!

Ehe- und Familienpastoral
Schrammerstr. 3
80333 München
Telefon: 089 2137-1244
eheundfamilie(at)eomuc.de
http://www.ehe-und-familie.info

Fachbereichsleiterin:
Agnes Passauer, Pastoralreferentin, Eheberaterin

Fachreferent:
Johannes Sporrer, Pastoralreferent, FamilienTeamTrainer

Fachreferent:innen in den Regionen:
Region München: Cornelia Schmalzl-Saumweber
Region Süd: Peter Glaser, Ulrich Englmaier, Martin Kienast
Region Nord: Cornelia Schmalzl-Saumweber

Themen und Angebote:
- Begleitung von Haupt- u. Ehrenamtlichen in der Familienarbeit vor Ort
- Diözesane Aufgaben (z.B. Ehe-Jubiläen, Einkehrtage und Segensfeiern für Paare)
- Religiöse Begleitung von Familien, z.B. "FamilienHausKirche"
- Unterstützung von Eltern und Kindern in die Pubertät (MFM-Programm)
- Natürliche Familienplanung (NFP nach Sensiplan)
- Arbeitshilfen, Materialien für die Familienarbeit vor Ort (z.B. Rituale in der Familie, Segensgottesdienste, Impulskarten für Paare etc.)
- Kooperation mit Verbänden

Referentinnen für Wertorientierte Sexualpädagogik:
MFM-Programm
mfm(at)eomuc.de
Tel. 089 213-77188
Josiane Wies-Flaig, Dipl. Sozialpädagogin
Katja Haberl, Dipl. Sozialpädagogin

NFP/Sensiplan
nfp(at)eomuc.de
Claudia Wiesner, Ärztin
Tel.: 089 2137-2249