Geschwister: Weshalb manche Kinder immer streiten Die Elternbriefe der katholischen Kirche geben Tipps für den Familienalltag

Zoff zwischen Geschwistern gehören zum Alltag. Diese Reibereien sind ein guter Anlass, auf das „Wie“ des Miteinanders zu achten. Damit das gelingt, braucht es Unterstützung und Begleitung vonseiten der Eltern: Regeln, Werte und Strategien, um mit Wut und Enttäuschungen konstruktiv umzugehen – und auch Verständnis für die Gründe, weshalb Geschwister miteinander streiten. Die sogenannten sozialen Grundbedürfnisse dabei in den Blick zu nehmen, ist eine erste Spur.
 
Junge und Mädchen schauen sich feindselig an
"Meine zwei Söhne (vier und sechs Jahre) sind wie „Hund und Katz“. Dass sie so viel streiten und sich gegenseitig kränken, belastet mich sehr. Es tut weh zu sehen, wie sie miteinander umgehen. Natürlich gibt es auch Momente, in denen sie gut miteinander auskommen. Trotzdem treibt mich die Frage um, was ich als Elternteil falsch gemacht habe." (Corina, 38 Jahre)

Ich kann Ihre Sorge gut verstehen – doch es ist wichtig zu wissen: Die Beziehung zwischen Geschwistern können Eltern nicht „machen“. Streitereien in der Familie und Zoff zwischen Geschwistern gehören zum Alltag. Diese Reibereien sind ein guter Anlass, auf das „Wie“ des Miteinanders zu achten. Also zu lernen, Konflikte fair auszutragen.

Damit das gelingt, braucht es Unterstützung und Begleitung vonseiten der Eltern: Regeln, Werte und Strategien, um mit Wut und Enttäuschungen konstruktiv umzugehen – und auch Verständnis für die Gründe, weshalb Geschwister miteinander streiten. Die sogenannten sozialen Grundbedürfnisse dabei in den Blick zu nehmen, ist eine erste Spur.

Kinder wollen sich geliebt und dazugehörig fühlen. Von Anfang an strebt das Kind danach, ein anerkanntes und wichtiges Familienmitglied zu sein. Doch dabei kann es immer wieder vorkommen, dass eines Ihrer Kinder eine Situation im Familienalltag so interpretiert, dass es zu dem Schluss kommt: „Mama / Papa hat mich nicht so lieb wie meinen Bruder!“ Und das kann passieren, obwohl Sie als Eltern das überhaupt nie beabsichtigen. So zu fühlen, tut weh. Diese Verletztheit bekommt dann womöglich das Geschwisterkind ab. Gegen das Gefühl des Kindes anzukämpfen und es wegzureden, bringt nichts.

Was es jetzt braucht, sind Verständnis, Wertschätzung und Zugehörigkeit: Verbringen Sie gelegentlich mit jedem Kind einzeln Zeit. Also eine „Special Time“, währenddessen es die Mama / den Papa nicht mit dem Geschwisterkind teilen muss. Halten Sie in Ihrem Alltag ganz bewusst Ausschau nach solchen Gelegenheiten. Zum Beispiel: Wenn das eine Kind beim Sporttraining ist, können Sie mit dem anderen Kind etwas unternehmen. Miteinander spielen, basteln, kuscheln oder was auch immer Ihnen beiden Freude macht.

Sich fähig zu fühlen, ist ein weiteres soziales Grundbedürfnis. Es frustriert Kinder, wenn sie etwas nicht können oder schaffen. Und wenn sie sich dabei noch mit dem Bruder oder der Schwester vergleichen, geht die Kränkung möglicherweise noch tiefer. Auch darin kann eine Ursache für Geschwisterstreit liegen. Halten Eltern das eine Geschwisterkind dem anderen als Vorbild oder gutes Beispiel vor, vertieft das die Konkurrenz.

Hilfreich ist es, die Geschwister nicht miteinander zu vergleichen und situationsorientiert auf Probleme einzugehen:

  • Wann immer Sie das Verhalten eines Ihrer Kindes stört, bleiben Sie bei sich und gönnen sich einen kurzen Stopp-Moment, anstatt sofort aus dem Bauch heraus zu reagieren.
  • Überlegen Sie, warum Sie sich beispielsweise genervt fühlen oder ungeduldig reagieren.
  • Positionieren Sie sich dem Kind gegenüber mit Ihrem Anliegen, ohne das Geschwisterkind mit hineinzuziehen.
Das Thema Gleichbehandlung legt eine weitere Spur, wenn es darum geht, Gründe für Geschwisterstreitigkeiten zu finden. Gleich behandelt zu werden, wird zwar oft von den Kindern selbst eingefordert. Besonders dann, wenn es um materielle Dinge geht. Doch bei genauer Betrachtung ist die vermeintliche Gleichbehandlung oftmals ungerecht. Denn: Sie nimmt keine Rücksicht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, die Geschwisterkinder haben. Jedes Kind mit seinen Bedürfnissen wahr- und ernst zu nehmen, ist gerecht und stärkt die Beziehungen in der Familie.
 
Text: Sebastian Wurmdobler, Gemeindereferent und Kess-erziehen-Kursleiter

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