Die Elternbriefe der katholischen Kirche geben Tipps für den Familienalltag Das aktuelle Thema: Mein Kind ist schüchtern – was tun?

Kind schaut schüchtern nach unten
Um schüchterne Kinder unterstützen zu können, ist es wichtig, zunächst den Ursachen auf die Spur zu kommen.
Unser Sohn Felix (8 Jahre) geht in die 2. Klasse. Ich merke, dass er sich in größeren Gruppen – sei es in der Schule oder im Verein – unwohl fühlt und schüchtern ist. Manchmal sagt er, alles sei ihm zu laut oder zu viel. Er ist nicht hochsensibel. Das haben wir schon ausgeschlossen. Wie können wir ihn unterstützen?

Felix’ Verhalten kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Manchen Kindern fällt es schwerer als anderen, sich auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler einzulassen. Und gerade nach den sozialen Einschränkungen der Coronazeit ist es für viele Kinder problematisch, sich wieder unbefangen in einer größeren Gruppe zu bewegen. 

Gründe und Ursachen finden

Um Ihren Sohn unterstützen zu können, ist es wichtig, ihm zunächst einmal „auf die Spur zu kommen“. Das geht am besten in einem Gespräch unter vier Augen:  Spontan auf einer Autofahrt. Oder gemütlich daheim auf dem Sofa. Nach den Hausaufgaben. Oder während eines gemeinsamen Spaziergangs. Achten Sie darauf, den passenden Zeitpunkt und die geeignete Umgebung zu wählen, damit Ihr Sohn sich behütet öffnen kann.

Offen nachfragen und gut zuhören

Als Einstieg kann es hilfreich sein, von sich selbst zu erzählen: Von Situationen, in denen Sie als Schülerin unsicher oder schüchtern waren. Oder wie es Ihnen ergangen ist, wenn Sie als Kind neu in eine Gruppe gekommen sind. So signalisieren Sie Ihrem Sohn, dass es völlig okay ist, in Gruppensituationen scheuer und zurückhaltender zu sein als andere Kinder. Eine positive Wirkung kann es auch haben, Felix im Gespräch viel Raum für seine eigenen Gedanken zu geben:
  • Indem Sie offen nachfragen: Zum Beispiel, wie er sich in der Klasse fühlt, wenn es ihm dort „zu viel“ oder „zu laut“ wird.
  • Und indem Sie aufmerksam zuhören, was er Ihnen erzählt.
Was braucht mein Kind?

So können Sie nach und nach herausfinden, was genau Ihren Sohn beschäftigt. Geht es ihm „nur“ um den Lärm und das Gewusel in der Klasse? Oder stecken hinter seinem Unbehagen und seinem Rückzug auch noch andere Bedürfnisse oder Befürchtungen:
  • Sorgt er sich um seine Rolle in der Gruppe?
  • Fühlt er sich unsicher in einer Gemeinschaft von Gleichaltrigen, weil er denkt, Erwartungen nicht erfüllen zu können?
Was sonst noch hilft

Auch ein Gespräch mit der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer kann hilfreich sein:
  • Wie hat sich die Coronazeit allgemein auf das Sozialverhalten der Schulkinder ausgewirkt?
  • Welche Unterstützung erhalten scheue, schüchterne und zurückhaltende Schülerinnen und Schüler?
  • Wie schätzt das Lehrpersonal Felix’ Verhalten ein – und was könnte ihm aus ihrer Sicht helfen?
Manche Schulen bieten z.B. für die Pausen einen Ruheraum an, in den Kinder sich zurückziehen können, um dem lebhaften Trubel auf dem Pausenhof zu entgehen.

Geborgenheit geben

Unterstützen können Sie Ihren Sohn auch, indem Sie ihm zuhause Treffen mit anderen Kindern ermöglichen. Denn: Die vertraute Umgebung vermittelt Sicherheit. Überlegen Sie gemeinsam, wen er einladen will, wie er das Kind ansprechen kann und was die Kinder miteinander machen möchten. Anfangs kann es hilfreich sein, darauf zu achten, dass es eine positive Erfahrung für Felix und das Gastkind wird. Ihre Begleitung ist jedoch eher als eine Art Brückenschlag gedacht, um Ihrem Sohn das Zugehen auf andere Menschen zu erleichtern. Nach und nach können Sie sich immer mehr zurückziehen. So lernt Felix, solche Situationen zu meistern und aktiv zu gestalten. 

Text: Sabine Maria Schäfer, Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen"-Kurs-Referentin

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