Seitdem Liam, unser Jüngster (2) auf der Welt ist, streiten mein Mann und ich uns viel mehr. Auch nach Milas Geburt vor fünf Jahren war es schwierig. Doch nun habe ich das Gefühl, es gibt von beiden Seiten nur noch Vorwürfe und mein Mann versteht gar nicht, was ich ihm sagen will. Und das neben der ganzen Arbeit im Job und für die Familie. Wir lieben uns und unsere Kinder, aber wir streiten viel zu viel. (Sarah, 35)
Die Geburt eines Kindes ist für die meisten Paare eine große Freude. Doch das Zusammenleben ändert sich, oft ganz grundlegend. Die neuen Rollen und Aufgaben können die Beziehung belasten. Wie Sie als Paar miteinander kommunizieren, ist in dieser Situation ein wichtiger Punkt. Was Sie jetzt anders machen können, damit es nicht dauernd wieder kracht:
- Als Paar gemeinsam gegen die Probleme angehen, statt den/die andere als Problem zu betrachten. Klar, das ist nicht einfach. Vor allem dann, wenn einer von Ihnen beiden sich nicht gut unterstützt fühlt, zum Beispiel bei der täglichen Care-Arbeit. Oder wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Partner hört nicht aufmerksam zu. Dann kommt Frust auf: Man fühlt sich alleingelassen, unverstanden und überfordert.
- Es stärkt sie beide als Paar, zu überlegen, wie viel Sie schon gemeinsam geschafft haben. Was Sie aneinander schätzen. Und wie sehr Sie einander und Ihre Kinder lieben. Also zu realisieren: Nicht der andere ist das Problem, sondern die Herausforderungen, mit denen wir beide konfrontiert sind.
Wie Sie als Paar Probleme gemeinsam lösen
Um als Team den anstrengenden Familienalltag zusammen zu meistern, hilft es:
- Bei sich selbst zu bleiben, statt den/die andere:n mit vorwurfsvollen Du-Botschaften zu konfrontieren.
- Die eigene Sichtweise sowie Bedürfnisse und Wünsche in Form von Ich-Botschaften zu beschreiben.
Vorwürfe vermeiden – einander besser verstehen
Konkret: Schildern Sie einander am Beispiel einer bestimmten Situation, wie Sie sie erlebt haben, wie Sie sich dabei gefühlt haben, welche Bedeutung sie für Sie hatte und was Sie sich gewünscht hätten. Es geht bei diesen Gesprächen nicht darum, dem/der andere:n jeden Wunsch zu erfüllen. Sondern: Sich gegenseitig Raum zu geben und einander besser zu verstehen. So kommen Sie Problemlösungen besser auf die Spur und der Stresspegel sinkt.
Beobachtungen schildern – Gefühle & Wünsche äußernUm Verallgemeinerungen wie: "Nie machst du …" oder "Immer muss ich …" zu vermeiden, eignen sich stattdessen zum Beispiel folgende Satzanfänge:
- "Als ich habe, dass … (hier schildern Sie Ihre Beobachtungen in einer bestimmten Situation), dachte ich …"
- "Ich fühlte mich dabei …" / "Mir ging es damit …"
- "Daher wäre mir wichtig, …" / "Ich wünsche mir …"
Das Problem hinter dem Problem klärenDas mag Ihnen auf den ersten Blick vielleicht umständlich und zeitaufwändig erscheinen. Doch das Spannende an dieser anderen Haltung ist: Wenn Sie bei sich bleiben und von sich sprechen, wird sichtbar, was hinter dem Streit steht, um welche Werte Sie eigentlich kämpfen. So geht es Ihnen ja vielleicht gar nicht darum, dass Ihr Partner beispielsweise den Müll nicht runter gebracht hat. Sondern darum, dass Aufgaben in Ihrer Familie generell fair verteilt sind und alle etwas zum Familienleben beitragen. Also um Solidarität und Gerechtigkeit.
Mehr Wertschätzung – weniger StressVielleicht entdecken Sie beide in diesem Prozess, dass Wertschätzung und Anerkennung im turbulenten Alltag zu kurz kommen? Auch daran ändern Sie etwas mit der anderen Gesprächshaltung:
- Wenn Sie und Ihr Partner in dem, was sie jeweils zum gemeinsamen Leben beitragen, einander sehen
- und Sie beide jeweils ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können,
- schaffen Sie eine gute Basis für mehr gegenseitiges Verständnis und Entlastung.
So gehen Sie als starkes Team gemeinsam gegen die große Aufgabenflut, die langen To-do-Listen und den Alltagsstress an.