Mit dem Tod eines geliebten Angehörigen umzugehen, ist eine Herausforderung. Wie erleben Kinder diese Trauer? Und wie können Erwachsene in solch einer Zeit unterstützen? Ein Angebot der Erzdiözese München und Freising kann helfen – auch in besonders tragischen Fällen.
Wenn ein geliebter Mensch verstorben ist, reagieren Kinder unterschiedlich. Die einen spielen weiter, als sei nichts passiert. Andere ziehen sich zurück, und wieder andere schreien ihre Wut hinaus. Wie Kinder trauern, hängt von Alter und der Persönlichkeit ab.
Viele Eltern wollen Kinder beim Trauern liebevoll begleiten, wissen aber oft nicht wie. Sollen sie offen sprechen? Oder sollen sie den Nachwuchs vor allem trösten?
Martin Kienast, Fachreferent in der Ehe- und Familienpastoral für die Region Süd der Erzdiözese München und Freising, kennt die Sorgen und Nöte von Eltern. Vor fünf Jahren – Kienast war damals noch Pastoralreferent in Bischofswiesen bei Berchtesgaden – sprach ihn eine verunsicherte Mutter an: Ihre Kinder verhielten sich anders, seit die Oma gestorben war. Weil in solchen Situationen immer wieder um Rat und Buchtipps gebeten wurde, entwickelte Kienast mit Stefanie Witte, Religionslehrerin in Bischofswiesen, den Trostkoffer. Dabei handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot der Erzdiözese München und Freising, „mit dem Familien in Trauersituationen einfach und gut unterstützt werden können“, erklärt Kienast. Der Trostkoffer ist gedacht für Familien mit Kindern von drei bis zwölf Jahren und wird immer individuell gepackt. Folgende Fragen werden Familien dafür vor dem Verleih gestellt: Wer ist gestorben? Wie alt sind die Kinder? War es ein plötzlicher Tod?
Martin Kienast, Fachreferent in der Ehe- und Familienpastoral für die Region Süd der Erzdiözese München und Freising
Im Trostkoffer finden Familien ausgewählte Bücher. „Ein großer Schwerpunkt sind Bücher, die sich um Gefühle drehen, weil das Gefühlschaos und die Sprachlosigkeit in der Trauersituation damit gut aufgefangen werden können“, sagt Kienast. Eltern bekommen in einem Begleitheft eine Anleitung für den Koffer und erfahren beispielsweise, dass jedes Kind anders trauert und anders reagieren kann. In der Literatur finden sie Tipps, wie sie damit umgehen können: Etwa sollten sie Kindern nicht sagen, der Verstorbene schlafe. Sonst bekäme der Nachwuchs vielleicht Angst davor, zu schlafen.
Doch der Koffer tröstet nicht nur mit Büchern: Kinder finden darin auch ein Grablicht, das sie mit ihren Eltern gestalten. Außerdem erhalten sie eine Schatzkiste, in der sie Erinnerungen an den Verstorbenen aufbewahren können. Großen Anklang findet vor allem die Trostpuppe Charli, die Familien behalten dürfen. Zwei Jungen habe Charli geholfen, wieder besser zu schlafen, nachdem ihre Mutter verstorben war, erfuhr Kienast von der Tante der beiden.
Das Besondere an Charli ist, dass die Puppe mit viel Liebe selbst genäht wird. Kienast und Witte gewannen zunächst eine begeisterte Näherin, die ihn entwarf und gleich auch eine ausführliche Nähanleitung anfertigte. Mittlerweile entstehen immer mehr Charlis in sogenannten Nähcafés: Das sind Treffen fleißiger Näher und Näherinnen, die an verschiedenen Stationen gemeinsam die Puppen anfertigen – und ihrerseits Freude daran haben: Es tue den Teilnehmern gut, mit den Puppen Trost zu spenden, erzählt Kienast. Jeder Interessierte kann die Nähsets mit Stoffen und Mustern auch bei ihm bestellen.
Monika Halmbacher, Gemeindereferentin in der
Krankenhausseelsorge in Trostberg
Der Trostkoffer ist inzwischen vielfältig gefüllt und weitverbreitet: Im Pfarrverband Stiftsland, wo es das Angebot seit dem Jahr 2021 gibt, schöpfen Helfer beim Packen aus einem Fundus von rund 120 Büchern. Im Pfarrbüro Bischofswiesen stehen mittlerweile vier Koffer kostenlos zur Verfügung. Aber auch bei weiteren knapp 20 Stellen vom Münchner Osten bis zum Berchtesgadener Land sind sie zu haben: In Pfarrverbänden etwa in Miesbach, bei Ehrenamtlichen der Kolpingfamilien beispielsweise in Trostberg und Ebersberg sowie bei Gemeindebüchereien etwa in Ergolding. Anderen Ausleihstellen hat Kienast die Bücherliste zur Verfügung gestellt. Sie stellen sich selbst ihre Koffer zusammen.
Trostkoffer unterstützen Kinder nicht nur, wenn ein geliebter Angehöriger bereits verstorben ist. Auch wenn ein Abschied bevorsteht, können sie schon helfen. Eine solche Geschichte erlebte Monika Halmbacher. Die Gemeindereferentin in der Krankenhausseelsorge in Trostberg stellt der dortigen Kolpingfamilie als geistliche Leitung seit April des Jahres 2024 zwei Trostkoffer zur Verfügung. Eine Familie habe den Trostkoffer ausgeliehen, als die mittlerweile verstorbene Oma im Sterben lag.
Der Koffer fand auch schon in besonders tragischen Fällen den Weg in trauernde Familien. Davon erzählt die Mutter zweier Kinder, deren Vater plötzlich bei einem Unfall ums Leben gekommen war. „Der Koffer wird persönlich vorbeigebracht. Das war sehr liebevoll und herzlich“, erinnert sie sich. Ihre jetzt fünfjährige Tochter habe den Engel Charli gleich ins Herz geschlossen. Die kindgerechten und auf den Vater abgestimmten Bücher hätten der Familie sehr geholfen – bis heute. So habe sie in einem der Bücher gelernt, wie man Verstorbene in Feiertage einbinden kann: „Das fand ich sehr schön“, sagt sie.
Daniela Bode, freie Redakteurin, Mai 2025
Ehe- und Familienpastoral
Schrammerstr. 3
80333 München
eheundfamilie(at)eomuc.de
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Josiane Wies-Flaig, Dipl. Sozialpädagogin
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