"Das Glas ist drei Viertel voll" Münstermusikdirektor Stefan Metz prägt die Kirchenmusik in Sankt Kastulus in Moosburg

Kirche ohne Musik? Unvorstellbar. Und unvorstellbar wäre die Kirchenmusik ohne die vielen engagierten Dirigent:innen, Musiker:innen und Sänger:innen im Erzbistum, die ihre Kunst mit Engagement und Leidenschaft leben und die Freude an der Musik weitergeben. Stellvertretend für die vielen stellen wir hier Stefan Metz, Münstermusikdirektor der „Moosburger Münstermusik“, vor.
 
Stefan Metz dirigiert den Kinderchor in Sankt Kastulus
Stefan Metz dirigiert den Kinderchor
Wenn man behauptet, dass die Kirchenmusik Stefan Metz sein ganzes Leben begleitet, ist das keine Untertreibung. Der gebürtige Vilsbiburger wurde schon als Vierjähriger von seiner Mutter in deren Kirchenchor mitgenommen und sang dann im Vorschulalter selbst im Bambini-Chor. Im Jugendalter fesselte Stefan das Orgelspiel, bevor dann, als er ab 14 Jahren die D- und C-Ausbildung in der Kirchenmusik in Regensburg absolvierte, der Chor „wieder gleichzog“.
 
Kirchenmusiker Stefan Metz an der Orgel
Stefan Metz
Doch zentral war für ihn bereits in der Ausbildung die „Arbeit mit den Menschen“, die heute in seiner Eigenschaft als Münstermusikdirektor der Moosburger Münstermusik weiterhin absolut prägend ist und ihm so viel Freude bereitet.

Es folgten das Studium der Kirchenmusik in Regensburg und München, das er mit 22 Jahren 2010 mit dem A-Diplom abschloss. Sein Wissensdurst war da noch lange nicht gestillt: Stefan Metz studierte noch zusätzlich Dirigieren und Chorleitung sowie Liturgie- und Musikwissenschaften an der LMU. Es war auch eine Zeit des Ausprobierens: „Für drei Jahre arbeitete ich am Theater“, erinnert er sich an einen Ausflug von der Kirchenmusik.

Das änderte sich 2013. „Ich war schon immer intensiv in der Gregorianik unterwegs“, berichtet Stefan Metz. Das ließ seinen Weg mit Prof. Stephan Zippe, den heutigen Diözesanmusikdirektor der Erzdiözese München und Freising, kreuzen, der seit 2006 Professor für Gregorianik und deutschen Liturgiegesang ist. Stefan Metz erinnert sich: „Stephan Zippe hat mich sehr gefördert und bot mir an, bei seinen beiden ‚Graduale Novum‘-Büchern mitzuarbeiten, und ich wurde auch Mitglied in der Restitutionsgruppe, in der ich nach wie vor bin“. Diese Gruppe stellt mit wissenschaftlichen Methoden anhand alter Handschriften die rund 1.300 Jahre alten Melodien der Gesänge der Gregorianik wieder her. „Die Gregorianik ist eine Leidenschaft, weniger etwas zum Geldverdienen“, so Stefan Metz.
 
Kirchenmusiker Stefan Metz dirigiert den Kammerchor in St. Kastulus in Moosburg
Stefan Metz dirigiert den Kammerchor in Sankt Kastulus
Und als 2013 Stephan Zippe aus Moosburg wegging, folgte ihm Stefan Metz in der Gemeinde St. Kastulus dort als hauptamtlicher Kirchenmusiker nach und fand eine vom Vorgänger fest etablierte Chorlandschaft vor. „Was Stephan Zippe schon immer hervorragend konnte, ist Nachwuchsarbeit leisten“, so Stefan Metz. „Er hat stets viel Wert darauf gelegt, den Kindern und Jugendlichen das Singen beizubringen – in alle Richtungen, von Barbershop bis Gregorianik.“

Schon lange gibt es in Moosburg zwei Gregorianik-Scholae, eine Frauen-Schola und eine Schola junger Männerstimmen, bei denen keiner der Sänger älter als 25 Jahre ist. Dazu proben und singen die Kastulusspatzen für Vorschulkinder und Erstklässler, die Kinderkantorei für Kinder ab der 1. Klasse, die Jugendkantorei B für Kinder ab der 4. Klasse, die Jugendkantorei A für Jugendliche ab der 6. Klasse, die jungen Männerstimmen für Jungen während des Stimmbruchs, der gemischte Münsterchor und der gemischte Kammerchor sowie ein neu etablierter Gospel-Chor. Dazu kommt die Chorakademie –  ein Projektchor, der gezielt auf Konzerte hin probt.

So viele Chöre bringen natürlich für Stefan Metz auch eine Menge Arbeit in einer „Sechs- bis Sieben-Tage-Woche“, wie er es ausdrückt. „Unter der Woche ist vormittags, wenn keine Beerdigungen oder Schulgottesdienste stattfinden, Büroarbeit angesagt – der Verwaltungsaufwand hat sich in den letzten Jahren sehr gesteigert.“ Mittwochs und donnerstags finden am Nachmittag und Abend im Pfarrheim insgesamt neun Proben mit den Chören statt, von denen sieben Stefan Metz und zwei seine Kollegin Sonja Kafko leiten. Der Sonntag beginnt mit dem Morgengottesdienst und kann sich mit weiteren Auftritten und Konzerten bis in den Abend ziehen.

Daneben akquiriert der Kirchenmusiker seit sechs Jahren noch Geld für die Sanierung der Orgel, die einer Rundumerneuerung bedarf. Neben Schimmelbefall machen viele technische Defizite ein hochwertiges Orgelspiel in St. Kastulus kaum mehr möglich. „Die Spielmechanik ist kaputt“, beklagt der Kirchenmusiker. Man sei aber guter Dinge, im Herbst 2026 die Sanierung in Angriff nehmen zu können, bei der man mit Kosten von 650.000 Euro kalkuliert.
 
Münsterschola in Sankt Kastulus
Die Münsterschola in Sankt Kastulus
Publikumswirksam hat Stefan Metz die „Matinée zur Marktzeit“ etabliert: Am 1. Samstag im Monat und an jedem Adventssamstag singen unterschiedliche Chöre, es gibt Orgelspiel und viel Kammermusik – und es kommen bis zu 300 Zuhörer:innen. „Es macht Spaß, solche neuen Formate zu entwickeln, neue Konzepte auszuprobieren und Kreativität auszuleben“, freut sich der Künstler. „Ich habe vieles schon ausprobieren können, wofür ich sehr dankbar bin.“
 
Jugendkantorei in Sankt Kastulus
Jugendkantorei in Sankt Kastulus
Sehr gut ist auch die Resonanz auf die Musikalische Früherziehung: Für die Kastulusspatzen muss nicht geworben werden, die ist laut dem Musikdirektor „mit Mundpropaganda ein Selbstläufer“. Geht es dann ins Schulalter „muss man dann schon mehr Gas geben und schauen, dass man sich positioniert“. Mindestens einmal im Jahr zieht Stefan Metz deshalb durch die Klassen, um Werbung für seine Chöre zu machen, dazu kommen Aufrufe in den Gottesdiensten, via Social Media und Presse. „Es wird zunehmend mühsamer, die Kinder und Jugendlichen an uns zu binden“, gibt der Kirchenmusiker ehrlich zu. Umgekehrt freue es ihn besonders, wenn Sängerinnen und Sänger, die in der Pubertät das Interesse am Singen verloren hatten, nach Jahren zurückkehren und wieder in den Kammerchor einsteigen.

Sein Jugendchor trat am 18. Juli 2025 auf dem Pueri Cantores-Festival beim Begegnungskonzert in Sankt Michael in München auf. Stefan Metz organisierte darüber hinaus Workshops mit bayerischem Volksmusikeinschlag: Jodeln mit Traudi Siferlinger und Bavarian Line Dance mit Magnus Kaindl. Diese Workshops waren ein voller Erfolg: Knapp 1.000 Anmeldungen gingen dafür ein – von Chören aus aller Welt.

Die vielfältigen Projekte und der teilweise enorme Zuschauerzuspruch wie bei den 17 Orgelkonzerten im Landkreis Freising zum 275. Todestag von Johann Sebastian Bach lassen Stefan Metz positiv in die Zukunft der Kirchenmusik blicken. „Das Glas ist drei Viertel voll“, zeigt er sich optimistisch. „Die Kirchenmusik ist eine wichtige Institution, mit der man alle Altersgruppen begeistern kann. Und die Musik senkt die Hemmschwelle für ansonsten der Kirche fernstehende Menschen, auch mal einen Gottesdienst zu besuchen und in die Kirche zu kommen. Da kann man vieles erreichen.“

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund stellte für Stefan Metz auch Pueri Cantores eine große Chance dar, „Flagge zu zeigen“: „Hier sind wir; wir haben viel zu bieten.“
 
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