Dritter Adventssonntag – 14. Dezember
Gottes Weg in unsere Welt beginnt damit, dass etwas losgebunden wird. Wo wir bereit sind, kleine Fesseln zu lösen – bei uns selbst oder bei anderen –, dort kann Christus aufbrechen. Das Reich Gottes kommt nicht mit Donner und Macht, sondern mit einem leisen Knoten, der sich löst. (Mk 11, 2-11)
Montag – 15. Dezember
Der Text ist für mich eine Einladung, meine eigene „Vollmacht“ neu zu verstehen: Nicht als Macht über andere, sondern als Freiheit, das zu tun und zu sagen, was Gott mir mitgegeben hat. Sie entsteht dort, wo ich ehrlich werde vor Gott und aus dieser Begegnung heraus spreche. Sie wächst, wenn ich es wage, authentisch zu sein, nicht perfekt, sondern wahrhaftig. Denn meine Glaubenserfahrungen sind Zeugnis dessen, was Gott in mir wirkt. (Mt 21, 23-27)
Dienstag – 16. Dezember
Ich finde auf meinem eigenen Lebens- und Glaubensweg immer wieder Momente, in denen meine Worte nicht mit meinem Tun übereinstimmen. Die Geschichte fordert mich heraus, tiefer zu sehen, und offen zu bleiben für die Kraft der Neuausrichtung. Nicht das Lippenbekenntnis zählt, sondern dass ich mein Herz ehrlich öffne und mich ändere. (Mt 21, 28-32)
Mittwoch – 17. Dezember
Der Stammbaum Jesu präsentiert Jesus nicht als einen von Anfang an makellosen Helden, sondern als den, der die Geschichte Gottes mit den Menschen auf eine neue Ebene bringt. Das bedeutet für mich: Wenn Gott in dieser Linie immer wieder neu eingreift, dann gilt das auch heute: Für mein Leben, meine Beziehung zu Gott, meine Herausforderungen. Ich bin überzeugt: Ich bin mehr als ein Name. Ich habe eine einzigartige Geschichte, die Gott interessiert. Doch gleichzeitig bin ich Teil eines größeren Ganzen, einer Kette von Menschen, die miteinander verbunden sind durch Gottes Wirken und die er in seine große Geschichte einwebt. (Mt 1, 1-17)
Donnerstag – 18. Dezember
Was mich besonders fasziniert, ist die Art, wie Gott oft ganz leise, unscheinbar und dennoch unwiderstehlich wirkt: Im Traum von Josef, in der Stille seines Herzens, in dem Mut, Maria anzunehmen, trotz aller gesellschaftlichen Erwartungen. Das ist auch eine Einladung für mich, achtsam zu werden für die sanften, manchmal unerwarteten Impulse des Heiligen Geistes in meinem Leben: im Gebet, im Gespräch oder in der Begegnung mit anderen Menschen. (Mt 1, 18-24)
Freitag – 19. Dezember
Bei Zacharias und Elisabeth ändert sich überraschend ihr Leben. Zacharias wird von einem Engel ein Geschenk Gottes verheißen. Beide müssen die Schwangerschaft über warten. Aber sie vertrauen. Zacharias, weil ihm nichts anderes übrigbleibt, schließlich ist er für die Zeit stumm. Die hochbetagte Elisabeth wird staunend die Veränderungen ihres Körpers beobachten und warten, dass ihr Kind heranwächst. Sie zieht sich zurück und sagt: „Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut“. Sie kann die Wendung des Schicksals als Gnade Gottes deuten. Das Warten in den Fragen hat geholfen. (Lk 1, 5-25)
Samstag – 20. Dezember
Marias Antwort kommt ihr scheinbar sicher über die Lippen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Aber dieser Satz zeigt, dass sie ihre eigene Komfortzone verlässt und sich Gottes Plan anvertraut. Für Maria ist es eine risikoreiche Zusage. Sie weiß nicht, was mit ihr und ihrem Verlobten, mit ihrem Kind und in ihrer Umgebung daraus entstehen wird. Mich ermutigt diese Bibelstelle, das Gespräch mit Gott zu suchen, Nachfragen zu stellen, zuzuhören, was er von mir möchte und ihn in meinem Leben Raum zu geben. (Lk 1, 26-38)
Text: Pastoralreferentin Kristin Undisz, Fachreferentin für Medien und Digitalität im Erzbischöflichen Ordinariat