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Bei meinen beiden Israel-Besuchen hat mich die Kirche auf dem Berg der Seligpreisungen tief beeindruckt. Die Seligpreisungen sind in dieser lichtdurchfluteten Kirche einzeln an den Wänden gleichsam als Fenster dargestellt. Durch die einzelnen Seligpreisungen sollen Licht und Freude auf den Weg von uns Menschen fallen. Es ist wirklich eine beglückende Erfahrung, wenn Jesus uns in der Berg- predigt „glücklich“ nennt, weil wir seine Freunde sind. (Ev.: Mt 5,1–12a)
Der Besessene von Gerasa ist unheimlich. Man konnte ihn nicht bändigen. Wo erleben wir Besessenheit in unseren Tagen? Mancher Machthaber dieser Zeit erscheint wie besessen, ein Volk zu knechten und es eingliedern zu wollen in das von ihm angestrebte Großreich. Es gibt auch Menschen, die von einem Vorurteil über einen anderen besetzt sind. Bin ich vielleicht auch besetzt von etwas? Wo wünsche ich mir Heilung? (Ev.: Mk 5,1–20)
Kinder sind die besten Lehrmeister. Bei einer Taufe sagte ein Kind zu einem Täufling: „Ich wünsche dir, dass du gut balancieren kannst.“ Das können wir von den Kleinen lernen. Die Kinder laufen zunächst an der Hand der Eltern über einen Baumstamm, sie versuchen loszulassen, so oft, bis sie es allein schaffen. Die Kinder lehren uns, Vertrauen zu haben in die eigenen Fähigkeiten. Das ganze Leben und auch der Glaube sind ein Balanceakt. Auch hier kommt es darauf an, die Balance zu halten. (Ev.: Mt 18,1–5)
In einer Geschichte von Herrn Keuner heißt es: „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ,Sie haben sich gar nicht verändert.‘ ,Oh!‘, sagte Herr K. und erbleichte.“ Die kleine Episode ist eine Anfrage an uns: Trauen wir einander Veränderung, Weiterentwicklung im Leben und im Glauben zu? Trauen wir dies vor allem auch jungen Leuten zu, die wir meinen, bestens zu kennen? Geben wir einander die Chance zur Veränderung? (Ev.: Mk 6,1b–6)
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, meinte Martin Buber. Jedes Leben lebt von Begegnung. So war es auch bei der Begegnung der Familie Jesu mit Simeon und Hanna im Tempel. Es war für die alten Menschen eine große Freude, im Kind Jesus auf den zu treffen, auf den sie zeitlebens gehofft haben. Er kommt ihnen im Kleinen und Unscheinbaren entgegen. Auch wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott in jedem Kind die Augen aufschlägt und uns begegnen will. (Ev.: Lk 2,22–40)
Nach Auferstehung und Himmelfahrt Jesu beginnt die Zeit der Kirche. Es beginnt der synodale Weg der Kirche. Der Horizont weitet sich auf die ganze Welt. Die Apostel sollen die Hoffnungsbotschaft in die Welt tragen. Der derzeitige synodale Prozess, den Papst Franziskus angestoßen hat, soll auch Hoffnung auf die Zukunft der Kirche zu den Menschen bringen. Wir dürfen uns alle als Getaufte und Gefirmte, also als firme Menschen, an diesem Weg beteiligen, mit weitem Herzen. (Ev.: Mk 16,15–20)
Burnout – davor warnen die Medizinier. Es ist eine Volkskrankheit, in die man schleichend hineingerät. Jesus scheint darum zu wissen als umsichtiger Zeitgenosse. „Ruht ein wenig aus“, sagt er zu seinen Jüngern. Nehmt euch nicht zu viel vor im Haupt- und Ehrenamt. Nicht zu viele Termine, damit ihr nicht ausbrennt, höre ich ihn sagen. In Zeiten, in denen auch die Ressourcen in den Seelsorgeteams knapp werden: Passt auf euch auf, sorgt füreinander!(Ev.: Mk 6,30–34)
Text: Andreas Krehbiel Pfarrvikar im Pfarrverband Moosach-Olympiadorf, entnommen aus Münchner Kirchenzeitung vom 28. Januar 2023, Nr. 5