Gedanken zu den Tagesevangelien für die Woche vom 09. - 15. November 2025

Herbstblatt mit Herzausschnitt gegen die Sonne
Herbst
Sonntag – 09. November
Was ist mir heilig? Sind es ehrwürdige und doch tote Steine? Ist es die Tradition, das eigene Volk, der Kommerz oder der persönliche Erfolg? Vermarkte ich mein Humankapital hierfür oder erkenne ich in der Leibhaftigkeit Jesu, aber auch in meiner und der Anderen verletzlichen Leiblichkeit, den eigentlichen Ort, von dem mir Gott her entgegentritt? (Fest Weihetag der Lateranbasilika zu Rom - Joh 2, 13–22)
 
Montag - 10. November
Ich muss nicht alles auf mir sitzen lassen. Ich bin selbst ein verletzlicher Mensch. Es kommt schon auch auf die anderen an, ob sie es mit der Umkehr ernst meinen. Haltungs- und Verhaltensänderungen zum Guten hin brauchen manchmal viel Zeit und Geduld. Es kostet Kraft und ist immer auch mit der Einschätzung der eigenen Grenzen und Möglichkeiten verbunden. Hilfe kann dabei möglicherweise auch der Glaube an das Gute im Menschen sein. (Lk 17, 1-6)
 
Dienstag - 11. November
Lob ist ein Treibstoff im Leben. Von daher wirken die Sätze des heutigen Evangeliums verstörend. Als nutzlosen Sklaven würde sich heute vermutlich niemand gerne bezeichnen lassen. Vielleicht ist damit schlichtweg nur eine unaufgeregte Selbstverständlichkeit des Dienens gemeint. Eine solche Haltung kann durchaus auch befreien. Eben nicht von jedem Lob abhängig zu sein und sich nicht durch die Häufigkeit der „Likes“ und „Klickrate“ zu definieren. (Lk 17, 7-10)
 
Mittwoch - 12. November
Wir neigen zu tiefem Gebet, wenn es uns schlecht geht. Wir flehen Gott um Hilfe und Heilung an. Dabei vergessen wir manchmal, Gott zu ehren und zu danken, wenn es uns gut geht. Und vor allem vergessen wir bisweilen, aus all dem Guten auch eine Konsequenz zu ziehen. Konsequenz kommt vom lateinischen „consequi“, was „ich folge“ bedeutet. Warum folgen wir ihm nicht? (Lk 17, 11–19)
 
Donnerstag - 13. November
Wie soll ich in den Konflikten unserer Zeit das Reich Gottes erkennen? Wo soll zwischen Krieg und Krise dieses Himmelreich mitten unter uns sein? Und doch zeigt es sich immer wieder in den Menschen, die lieben und Hass überwinden, in den Menschen, die beten, dass Frieden herrschen möge, in den Menschen, die Gutes tun. Vielleicht kann ich einer mehr sein. (Lk 17, 20–25)
 
Freitag - 14. November
In Krisenzeiten neigen wir dazu, die guten alten Zeiten zu glorifizieren. Wenn ich jedoch zu sehr am Vergangenen hänge, begebe ich mich in die Gefahr zu erstarren. So verliere ich den Anschluss, übersehe die Zeichen im Leben, die mich betreffen. Leben geht weiter, aber nicht ziellos. Im Voranschreiten soll ich nicht krampfhaft zurückblicken, sondern darf hoffnungsvoll vorausblicken, im Vertrauen auf Gott, der mir entgegenkommt, ganz im Sinne des Apostels Paulus, der sagt: „Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist“. (Lk 17, 26-37)
 
Samstag - 15. November 
Das heutige Evangelium schließt mit einem sehr nachdenklichen Jesus-Wort ab. Es trifft mich persönlich, denn auch ich zweifele oft am Dasein Gottes. Dieser letzte Satz ist eine persönliche Anfrage Jesu an mich: Vertraust Du dieser frohen und befreienden Botschaft trotz der scheinbaren Abwesenheit Gottes in der Welt? Möglicherweise ist ein Quäntchen Vertrauen ein erster Schritt, das Dasein Gottes wahrzunehmen. (Lk 18, 1-8)

Pater Lukas Essendorfer
Text: Pater Lukas Essendorfer OSB, Pfarradministrator von St. Bonifaz in der Münchner Maxvorstadt
 

 


 
Einen ausführlichen Impuls zum jeweiligen Tagesevangelium hören Sie im Münchner Kirchenradio (MKR) montags bis freitags gegen 07:45 Uhr bzw. 21:45 Uhr sowie samstags und sonntags gegen 09:45 Uhr bzw. 23:45 in der Sendung „Innehalten“.

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