„Bayerns Bischöfe sind beschämt und betroffen“

Erzbischof Reinhard Marx ruft zu Aufarbeitung der Missbrauchsfälle auf

Gebet für alle, die im Raum der Kirche Gewalt und Unrecht erlitten haben
Vierzehnheiligen, 17. März 2010. Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, hat bei einem Gottesdienst während der Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe im oberfränkischen Vierzehnheiligen zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche und zum Gebet für Opfer und Täter aufgerufen.

„Die Folgen der Sünde, des abgrundtief Bösen in der Welt und in der Kirche haben wir alle mit aufzuarbeiten. Aufarbeiten, Mithineingehen in das Sühneleiden Christi, mit ihm leiden für das, was andere getan haben inmitten der Kirche“, sagte Marx bei seiner Predigt in der voll besetzten Basilika. Die bayerischen Bischöfe seien „beschämt und betroffen“. Marx rief die Gläubigen im Namen der Bischofskonferenz auf, „für alle zu beten, die als Kinder und Jugendliche Gewalt erlitten haben, Unrecht erlitten haben, misshandelt und missbraucht wurden, besonders für die, die im Raum der Kirche, von Mitarbeitern der Kirche, von Priestern und von Ordensleuten so etwas erdulden mussten“. Er lud auch zum Gebet für die Täter ein; auch was sie getan hätten, müsse geheilt werden: „Wir wissen, auch Opfer können vergeben, Menschen können einander vergeben. Aber die Heilung kommt von Gott.“

Marx forderte die Kirche zu Umkehr und geistlicher Erneuerung auf. „Das Erbarmen Gottes erfordert, dass wir uns von seiner Liebe verwandeln lassen, uns neu auf den Weg bringen lassen – nicht, dass wir schnell darüber hinweggehen, sondern die Wahrheit, und das, was geschehen ist, aussprechen“, so der Münchner Erzbischof. Es gehe um die „Reinigung unseres Gedächtnisses“.

Der Vorsitzende der bayerischen Bischöfe unterstrich, dass er dankbar sei für alle Mitarbeiter der Kirche, für alle Priester und Ordensleute, die ihren Dienst für das Evangelium in Treue verrichteten. „Wir bitten den Herrn, dass er uns hilft, dieses Zeugnis voranzubringen, es auch kraftvoll in die Zukunft zu tragen.“ (kel)

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