Beer: „Klostergebäude sind mehr als nur Mauern“

Generalvikar kündigt neuen Umgang der Erzdiözese mit Klostergebäuden an
Bericht bei der Frühjahrsvollversammlung der Laienvertretung in Holzkirchen
München/Holzkirchen, 14. März 2015. Der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, hat einen neuen Umgang der Erzdiözese mit Klostergebäuden, die von den Orden nicht mehr genutzt werden, angekündigt. Bisher habe man Klostergebäude nicht übernommen, nun habe man „in einem intensiven Gesprächsprozess diese Politik geändert“, so Beer bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Erzdiözese in Holzkirchen, Landkreis Miesbach. Gerade in der Erzdiözese München und Freising stellten Klostergebäude „wichtige Landmarken“ dar: „Wir haben eine große Verantwortung gegenüber der Geschichte“, betonte Beer: „Klostergebäude sind mehr als nur Mauern. Sie zeigen, woher wir kommen, sie zeigen, wer wir sind.“ Er wolle nicht plötzlich in so einem Gebäude „eine Seifenfabrik oder auch Luxuswohnungen“ vorfinden, „die dem widersprechen, was wir als Kirche sind und wollen“. Das Kloster Beuerberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, in dem unter anderem Flüchtlingen unterkommen werden, sei ein Beispiel dafür, dass in der Politik der Erzdiözese gegenüber Klostergebäuden „etwas in Bewegung gekommen ist“.

Die Erzdiözese müsse grundsätzlich überlegen, wie sie mit kirchlichen Gebäuden umgehe, „die mancherorts in großer Zahl vorkommen, wo ein Gebäude für die Zahl der Gläubigen reichen würde“, betonte der Generalvikar: „Hier geht es nicht nur um Gebäude. Hier geht es um Orte des Glaubens, um Orte der Identität.“ Beer zeigte sich überzeugt, dass man aufgrund demographischer Veränderungen und einer höheren Mobilität von Teilen der Bevölkerung zu neuen Lösungen kommen müssen: „Ich persönlich glaube nicht, dass wir einfach immer so weitermachen können wie bisher. Wir werden uns bewegen müssen.“ Beer deutete an, dass er dies im Dialog auch mit den katholischen Laien voranbringen wolle: „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch hier im guten Gespräch bleiben.“

Beer ging auch auf weitere Bauvorhaben der Erzdiözese ein: „Diese Bauten sind nicht nur Steine, es werden durch sie auch wichtige pastorale Ziele verwirklicht und Formen der Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat strukturell verankert.“ So sei es ihm wichtig gewesen, dass dessen Vorsitzender im Preisgericht des Architekturwettbewerbs für das Diözesanmuseum in Freising mitwirke. Ebenso wurde der oberste Vertreter der Laien in den Stiftungsrat für das diözesane Begegnungszentrum in Rom berufen. „Wir wollen damit sicherstellen, dass das Programm in dem Haus so durchgeführt wird, dass die Begegnung mit der Weltkirche gerade auch für unsere Räte möglich ist“, sagte Beer: „Das Haus ist ganz gewiss kein Refugium für die hauptamtlichen Mitarbeiter.“ Der Diözesanrat der Katholiken werde auch „seinen Platz im neuen Ordinariatsgebäude in der Kapellenstraße“ haben. Beer betonte, dass das Dienstgebäude ein „offenes Haus mit Begegnungsräumen“ werden solle. Das Haus wird derzeit immer noch umgebaut. Der Generalvikar räumte ein, dass es eine „große Herausforderung“ sei, den Umzug bis „Ende des Herbstes“ zu bewältigen. So gebe es etwa über die Frage der räumlichen Belegung „große Diskussionen“.

Der Generalvikar äußerte sich auch zu dem Beschluss der Ordinariatskonferenz, zunächst 67 neue Stellen für Verwaltungsleiterinnen und Verwaltungsleiter zu schaffen, welche die Priester, Diakone und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarreien entlasten sollen. „Unser pastorales Personal muss frei agieren können. Die pastoralen Mitarbeiter sind ja nicht die Manager einer Pfarrgemeinde, sondern die geistlichen Leiter und Begleiter“, erklärte Beer. Zugleich stellte er klar, dass das Ziel nicht eine „freundliche oder feindliche Übernahme der Kirchenstiftungen“ sei. Vielmehr stelle die rechtliche Ausgestaltung sicher, dass ein Verwaltungsleiter die gewählten Mitglieder der Kirchenverwaltung nicht etwa ersetze: „Die Verwaltungsleiter dienen der Umsetzung der Beschlüsse vor Ort.“

Die rund 180 Teilnehmer der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats befassten sich unter dem Titel „Im Sterben nicht allein gelassen“ mit der Sterbehilfe als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft. Hauptredner war Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und ehemaliger Präsident des bayerischen Landtags. Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ist die höchste Vertretung der Laien in der Erzdiözese und über die Pfarrgemeinde- und Dekanatsräte sowie die Verbände demokratisch gewählt. Die mehr als 200 Mitglieder des Diözesanrates treffen sich jeweils im Frühjahr an wechselnden Orten innerhalb der Erzdiözese, jeweils im Herbst auf dem Freisinger Domberg. (gob)