„Die aktuellen Missbrauchsfälle treffen uns im Innersten“

Albert Schmid: Unser ganzes Mitgefühl gilt den Opfern
Landeskomitee der Katholiken in Bayern diskutiert christliche Werte
Eichstätt, 5. März 2010. „Die aktuell bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche treffen die bayerischen Katholiken in ihrem Innersten.“ Das sagte Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, bei einem Pressegespräch auf der Frühjahrsvollversammlung des Laiengremiums, das am 5. und 6. März in Eichstätt tagt. Jetzt sei es wichtig, die Konsequenzen mit aller notwendigen Klarheit und Härte zu ziehen. Schnelligkeit bei der Aufarbeitung sei dabei oberstes Gebot der Stunde. Über die Ursachen sei allerdings eine breite fachliche Diskussion nötig, die ausführlich und sachorientiert geführt werden müsse.

Schmid warnte gleichzeitig davor, „wohlfeile Kausalitätszusammenhänge“ herzustellen. Die Diskussion, wie sie gerade in der Öffentlichkeit geschehe, sei teilweise wenig hilfreich. Die alleinige Sorge müsse nun den Opfern gelten. „Wenn die Opfer dieser schrecklichen Missbrauchsfälle jetzt dazu benutzt werden, um oberflächliche kirchenfeindliche Ressentiments zu schüren, handelt es sich um einen weiteren Missbrauch der Opfer“, so Schmid.

Gerade durch die aktuellen Missbrauchsfälle sei eine Wertediskussion wichtiger denn je. „Vor dem Hintergrund der Banken- und Finanzkrise wollten wir eine Diskussion über die christlichen Werte anstoßen, die nun eine traurige Aktualität erlangt hat“, sagte Schmid. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern wolle deshalb eine Diskussion mit allen gesellschaftlichen Gruppierungen führen. „Dabei geht es nicht darum, einen Wertekanon aufzustellen. Vielmehr müssen wir als Katholiken Zeugnis ablegen, über die von uns auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes vertretenen Werte.“ Der Schwerpunkt soll dabei auf der Wertekommunikation liegen, vor allem mit Vertretern aus dem Bildungssektor, aus den Medien und aus Bereichen, die hier bisher wenig in Erscheinung getreten sind. In einem Jahr werde man dann auf der Herbstvollversammlung die Ergebnisse zusammentragen und reflektieren.

Ein hoffnungsvolles Zeichen seien die Pfarrgemeinderatswahlen, die an diesem Wochenende in ganz Bayern stattfinden, so der Vorsitzende des Landeskomitees. Rund eine Million Katholiken werden sich an der Wahl beteiligen und rund 50.000 Menschen in die Pfarrgemeinderäte wählen. „Diese Menschen legen engagiert Zeugnis für ihren Glauben ab und bilden ein tragfähiges Netz des Laienapostolats“, sagte Schmid. „Gerade in der jetzigen Situation spüren sowohl Laien als auch Priester, dass nur mit wechselseitigem Vertrauen, völliger Transparenz und Offenheit der eigentliche Auftrag des Evangeliums erfüllt werden kann.“

Vom 2. Ökumenischen Kirchentag in München im Mai erhofft sich Schmid wichtige Impulse für die Wertediskussion. „Gerade dort können die christlichen Kirchen - bei aller Verschiedenheit - gemeinsam Zeugnis ablegen. Das ist in der säkularen Welt von heute wichtiger denn je.“ Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Ökumene einen großen Schritt nach vorne mache, allerdings nicht als „Rückkehr-Ökumenismus, sondern als Austausch von Gaben“ in einem respektvollen Miteinander. (tu)