Erkenntnis über Missbrauch hat Kirche tief erschüttert

Erzbischof Marx: Glaube an die Auferstehung zeigt Weg aus der Nacht zum Leben
München, 3. April 2010. Die bittere Erkenntnis über Missbrauch und Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen habe die Kirche tief erschüttert und aufgerüttelt, sagte der Erzbischof von München und Freising am Karsamstag, 3. April, in einem Beitrag für das Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks. „Mit dem Schmerz derjenigen, die missbraucht oder misshandelt wurden, ist das nicht zu vergleichen. Ihnen gilt deshalb unser besonderes Mitgefühl, auch wenn die Ereignisse oft viele Jahre zurückliegen.“

Für manche Gläubige sei in diesen Wochen das Vertrauen in die Gemeinschaft der Kirche in eine Krise geraten, so der Erzbischof. Manche zweifelten auch in ihrem Glauben an einen menschenfreundlichen Gott, der doch gerade in der Gemeinschaft der Kirche erfahrbar werden solle. Schließlich hingen doch christlicher Glaube und konkretes Handeln zusammen. „Mit all diesen Sorgen und Fragen sollen wir nun Ostern feiern?“ fragte Marx. Gerade an Ostern feierten Christen doch, dass Jesus nach seinem Leiden und Sterben die Sünde und den Tod ein für allemal besiegt habe.

„In der Feier der Karwoche sind wir eingeladen, auf dem Kreuzweg Jesu innerlich mitzugehen, und dann am Ostermorgen dem Auferstandenen zu begegnen“, sagte der Erzbischof. Gerade die liturgische Feier der Osternacht sei voller Bilder und Zeichen, die dieses Mitgehen mit Christus deutlich machten. Die Feier beginne in der Dunkelheit. Die Osterkerze, die Christus bezeichne, werde in die Dunkelheit hineingetragen und das kleine Licht der Kerze breite sich immer weiter aus. „Es ist der Weg aus der Nacht, aus der Enge, der Angst und Verzweiflung, aus dem Verkralltsein in die eigenen Triebe, in die Gier nach Macht und Besitz, hinein in das Leben, das von der Liebe geprägt ist, die uns von Gott in Christus geschenkt wird.“ Diese Erfahrung eröffne einen neuen Horizont.

Mit diesem österlichen Glauben würden die Menschen aber nicht einfach „besser“, sagte Marx. „Wir bleiben alle Sünder.“ Aber Gott eröffne mit Christus den Horizont des unzerstörbaren Lebens. Nicht mehr nur das Ich zähle, sondern in dieser von Gott her ermöglichten neuen Welt stehe im Zentrum die Liebe, die jeder Mensch durch ihn erfahre. Weil Gott mit dieser Liebe jeden Menschen beschenke, dürfe kein Mensch einem anderen Menschen etwas Böses tun. Deshalb dürfe niemand sich eines anderen Menschen bemächtigen und seine Würde verletzen. „Der österliche Glaube lenkt den Blick vom Ich zum Du, von der Sünde zur Vergebung, vom Tod zum Leben.“ Darin könnten die Menschen die Fülle des Lebens finden, ein Leben, das geheilt ist durch die Liebe, die nur Gott selbst geben könne. (ua)

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