Gedenkgottesdienst für Franz Wipplinger

Priesteramtskandidat wurde vor 65 Jahren von den Nazis hingerichtet
München, 19. Oktober 2009. Vor 65 Jahren wurde der Münchener Franz Wipplinger, der damals zum Freisinger Priesterseminar gehörte, von den Nazis hingerichtet. Der 29-Jährige, der in geistiger Nähe zur Weißen Rose stand, wurde wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ verurteilt. An seinem 65. Todestag, dem kommenden Samstag, 24. Oktober, findet um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Anton in der Kapuzinerstraße ein Gedenkgottesdienst statt.

Am 24. Oktober 1944 wurde Franz Wipplinger in Berlin-Spandau hingerichtet. Er war Theologiestudent und Priesterseminarist in Freising, bevor er im August 1939 einberufen wurde. In der Wehrmacht stieg er rasch auf, im Dezember 1941 wurde er zum Unteroffizier befördert. Im Mai 1942 wurde er verwundet und war ab Dezember 1942 als Schreiber in München tätig. Im Dezember 1943 wurde er schließlich verhaftet; die Untersuchungen zogen sich bis in den August 1944 hin, bevor das Todesurteil fiel.

Ein Tagebuch, das bis in die 1930er Jahre zurückreichte, wurde Franz Wipplinger zum Verhängnis. Darin schreibt er unter anderem „Hätten wir nicht unseren Gottesglauben, wir müssten seelisch und geistig erfrieren“ (März 1942) und „Hitler wird […] nicht mehr verhindern können, daß trotz aller Stumpfheit, Massenpsychose und Furchtsamkeit der Deutschen das geknechtete Gewissen sich rührt und Sorge, Vernunft und radikale Ablehnung lauter und lauter werden“ (August 1943). Negativ wird in der Urteilsbegründung vermerkt, dass Franz Wipplinger weder der Hitlerjugend noch der NSDAP angehörte, aber Mitglied einer katholischen Jugendgruppe war.

Außerdem finden sich in den Vernehmungsakten die Hinweise, dass Franz Wipplinger wiederholt „Nachrichten von Feindsendern“ abgehört hatte und dass bei ihm „feindliche Flugblätter mit staatsgefährlichem und zersetzendem Inhalt“ gefunden wurden. Näheres zu diesen Flugblättern ist nicht bekannt; aus Tagebuchaufzeichnungen lässt sich aber schließen, dass der Priesteramtskandidat die Flugblätter der Weißen Rose kannte und mit ihren Aussagen übereinstimmte.

Heute erinnert im Priesterseminar der Erzdiözese München und Freising ein Franz-Wipplinger-Zimmer an den jugendlichen Blutzeugen, dessen letzte Worte „Christus, mein König!“ gewesen sein sollen. Der Arbeitskreis Märtyrer des Diözesanrates der Katholiken bemüht sich um sein Andenken und lädt gemeinsam mit der Pfarrei St. Anton, aus deren Gebiet Franz Wipplinger stammt, und dem Priesterseminar zum Gedenkgottesdienst ein. Franz Joseph Baur, Regens des Priesterseminares, wird ihn gemeinsam mit Seminaristen gestalten. (gob)

Nähere Informationen: Diözesanrat der Katholiken in der Erzdiözese, 089/2137-1261