Kardinal Marx: Fortschritt gestalten, um Kriege zu verhindern

Predigt des Münchner Erzbischofs in der Kathedrale von Quito in Ecuador
Quito, 3. September 2017. Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, die Globalisierung zu gestalten, um mögliche neue kriegerische Konflikte zu verhindern. „Wir müssen etwas tun, das den Menschen dient, besonders den Armen und Schwachen, die es nicht so leicht haben“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt in der Kathedrale der ecuadorianischen Hauptstadt Quito am Sonntag, 3. September (Ortszeit).
 
Globalisierung und Digitalisierung seien die neue Wirklichkeit, mit ihren wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten, die – wie das Smartphone – eine Entwicklung eingeleitet hätten, die der Mensch nie wieder zurückdrehen könne. „Linke wie rechte Parteien weltweit sehen die Globalisierung aber nur als große Bedrohung. Und der populistische Nationalismus in vielen Ländern schafft neuen Nährboden für Krieg.“
 
Um dem entgegenzusteuern, müsse der Fortschritt gestaltet werden, so der Erzbischof. „Wir haben gesehen, dass das nicht von selbst läuft. Wir müssen etwas tun, damit die Menschheitsfamilie sich ihre Zukunft in Solidarität baut.“ Dies sei auch das Anliegen der Sozialenzyklika „Laudato Si‘“, in der Papst Franziskus von einem Haus der Schöpfung spreche, das allen Menschen gehöre, auch den künftigen Generationen. „Als Kirche sind wir gerufen, gegen das Denken, das nur um eigene Vorteile kreist, vorzugehen – denn es nimmt zu.“
 
Die katholische Kirche als weltweite Institution dürfe ihre besondere Sendung nicht verraten. „Wir haben einen Auftrag nicht nur für uns, sondern für alle Menschen. Wir können den Verantwortlichen klarmachen: Die eine Menschheitsfamilie ist keine Phantasie, sondern sie kann Wirklichkeit werden“, betonte Kardinal Marx. Anders als populistische oder nationalistische Kräfte sei die katholische Kirche „keine Institution der Angst, sondern der Hoffnung. Wagen wir das neue Denken, bringen wir es in unsere Gesellschaft ein!“
 
Kardinal Marx bereist gemeinsam mit einer Delegation noch bis Freitag, 8. September, Ecuador, mit dem das Erzbistum München und Freising eine Partnerschaft pflegt. Thematisch stehen die Ausbeutung der Bodenschätze und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung im Mittelpunkt. Die Delegation besucht daher am Dienstag, 5. September, in Zamora eine Goldmine und tauscht sich mit Minenarbeitern über deren Situation aus. (kel)