Kardinal Marx: „Licht muss hinein in die Dunkelheit“

Erzbischof betont unbedingte Wichtigkeit von Aufklärung geschehenen Missbrauchs
München, 2. Februar 2022. Kardinal Reinhard Marx hat zum Fest Darstellung des Herrn, auch Mariä Lichtmess genannt, die unbedingte Wichtigkeit von Aufklärung geschehenen Missbrauchs in der Kirche betont: „Licht muss hinein in die Dunkelheit! Das Licht wärmt und klärt auf, baut auf, gibt Lebenskraft“, so Marx. Obwohl dieser Prozess „auch schmerzhaft sein“ könne, gelte es dankbar zu sein, „dass dieses Licht da ist und dass wir es befördern“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei seiner Predigt am Mittwoch, 2. Februar, im Münchner Liebfrauendom.
 
Marx wies auf die Notwendigkeit hin, dieses Licht hineinzutragen „in die Realitäten des Lebens und der Kirche“ sowie dahin zu schauen, „wo Dunkelheit und Finsternis ist und das auch zu benennen“. Diese Herausforderung wolle er persönlich annehmen. Es gelte angesichts der Erkenntnis, dass „Menschen in der Gemeinschaft der Kirche Unheil erfahren. Angst, Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt, Missbrauch an Körper und Seele“ deutlich dagegen anzugehen „auf allen Ebenen, nichts zu verschweigen“.
 
In diesen Tagen stelle sich die Frage, „wie soll man Bischof sein in dieser Zeit?“ Es könne jedoch keine Lösung sein, vor den Herausforderungen zu fliehen. Stattdessen wolle er, so Marx, „ein synodaler Bischof sein“, das heiße, „noch gemeinschaftlicher im Miteinander der Kirche“ den bevorstehenden Weg zu gehen. Aus diesem Wunsch heraus bat Marx „alle, die darüber nachdenken, die Kirche zu verlassen“, dies nicht voreilig zu tun. „Wir brauchen auch die kritischen Geister, wir brauchen die Suchenden, die Fragenden, die Zweifelnden, die Verärgerten“ sowie die, „die nachdenken und beten können – beides“.   
 
  Das Fest Darstellung des Herrn erinnert an die Darbringung Jesu im Tempel: Der jüdischen Tradition folgend, bringen Maria und Josef ihren erstgeborenen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um ihn Gott zu weihen. Durch ein Geldopfer lösen sie ihn wieder aus. Der greise Simeon erkennt Jesus als Sohn Gottes und nennt ihn „Messias des Herrn“ und „ein Licht, das die Heiden erleuchtet“. Zu diesem Anlass entstand bereits im ersten Jahrtausend nach Christus die Tradition einer Lichterprozession, vermutlich auch in Anlehnung an Prozessionen in vorchristlicher Zeit. Aus der Lichtsymbolik erwuchs der Brauch, an diesem Tag die für das kommende Jahr benötigten Kerzen zu weihen.
 
Traditionell dauerte die liturgische Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmess, erst die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren verschob ihr Ende auf das Fest Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigstag. In manchen Kirchen und Familien wird der Weihnachtsschmuck dennoch erst an Mariä Lichtmess abgenommen. Das Fest war lange Zeit auch im bäuerlichen Kalender ein wichtiger Termin, an dem die winterliche Arbeitspause endete. Knechte und Mägde bekamen ihren Lohn und konnten den Arbeitgeber wechseln. (hs)

Predigt vom 02.02.2022