Marx verurteilt Krieg: „Erschrocken, dass das möglich ist“

Erzbischof feiert „Aschermittwoch der Künstler“ im Münchner Liebfrauendom
München, 2. März 2022. Kardinal Reinhard Marx hat beim „Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler“ die heilende Kraft der Unterbrechung verdeutlicht, die Religion und Kunst verbinde. Beide könnten den unaufhaltsam scheinenden Prozess, „dass dem Augenschein nach alles auf das Nichts zuläuft“, durchbrechen, der „in manchen Momenten noch krasser deutlich“ werde, „wie in der Situation des Krieges“, der derzeit auch in der Ukraine herrscht. Die großen Sorgen würden in diesen Tagen „noch unterstrichen durch den Gedanken der Sinnlosigkeit, der unschuldigen Opfer“. Es sei undenkbar, sich vorzustellen, dass Städte wie Kiew zerstört würden: „Da ist man erschrocken, dass das möglich ist“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Mittwochabend, 2. März, bei seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom.
 
In den vergangenen zwei Jahren habe bereits die Pandemie „die Zerbrechlichkeit des Lebens“ verdeutlicht, so Marx. Und auch die Kirche sei scheinbar in einem „sehr zerbrechlichen Zustand“. Angesichts dessen gelte es zu fragen, was angesichts dieser „Bewegung hin auf das Nichts, auf die Zerstörung“ gegengehalten werden könne, die „auch durch den Teufel und das Böse mit angetrieben wird, aber von uns letztlich verantwortet wird“. Orientierung gebe die Öffnung für das Geheimnis Gottes, so Marx. „Und dazu gehört auch viel Schweigen, Hinhören – und nicht schon wieder anzufangen, alles zu wissen und Ihm vorzuschreiben, was er zu tun hat“. All das finde sich im Gebet. In diesem Sinne sei Kirche da für die „die Raumöffnung für den Horizont des Geheimnisses und der Hoffnung, auch angesichts von schrecklichen Ereignissen“ wie Krieg und Finsternis, so Marx.
 
In seiner Predigt verwies der Kardinal auf das zur Zeit der Säkularisation entstandene Gemälde „Abtei im Eichwald“ des Malers Caspar David Friedrich (1774-1840). Das Bild, das eine Klosterruine zeigt, stamme, so Marx, „aus einer Zeit, in der die Kirche zusammenbricht“ und aus einer „Zeit der Revolutionen, der Kriege, der Neuordnung und völligen Desorientierung“. Mönche ziehen darauf in einer Prozession in die Ruine, in der ein Altar aufgebaut ist. Das Werk verdeutliche, so Marx: „Durch die Ruine hindurch, durch die Nacht hindurch, gehen wir auf das Licht zu – und wenn dieses Licht noch so klein ist“. Es sei Auftrag der Kunst, aber vor allem auch Auftrag der Kirche „dieses Zeichen der Hoffnung zu setzen“.
 
Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten. Der „Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler“ wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. (hs)