„Mutige und weitreichende Maßnahmen zur Lösung der Weltprobleme auf den Weg bringen“

Erklärung von Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm zum bevorstehenden G20-Gipfel
München, 4. Juli 2017. Vom bevorstehenden G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Hamburg erwarten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, dass die Orientierung am Wohl der einen Menschheitsfamilie in den Vordergrund gestellt wird. Sie fordern die Gipfelteilnehmer dazu auf, „mutige und weitreichende Maßnahmen zur Lösung der Weltprobleme auf den Weg zu bringen“. Kritiker der Veranstaltung seien aufgerufen, „den politischen und gesellschaftlichen Dialog ausschließlich auf gewaltfreiem Weg zu suchen und sich gemeinsam der Verantwortung für die Eine Welt zu stellen“.

In einer gemeinsamen Erklärung betonen Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm, dass die G20 ihrer Bedeutung und ihrem Anspruch dann gerecht werden, wenn sie dem gemeinsamen Leben und Überleben auf der Erde dienen und die Chancen der Armen auf eine menschenwürdige Existenz stärken. „Es bereitet uns Sorge, dass in vielen Teilen der Welt Bewegungen an Zuspruch gewinnen, die die Verantwortung ihrer Länder für die Weltgemeinschaft bestreiten.“ Angesichts der zurückgehenden Bereitschaft zu gegenseitiger Unterstützung müsse in Erinnerung gerufen werden, dass ohne internationale Zusammenarbeit und globale Solidarität die Herausforderungen der Gegenwart nicht bestanden werden können. Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm nennen als Beispiele die Klimaveränderungen, gewalttätige Großkonflikte sowie Armut und extreme Ungleichheit.

Mit Blick auf die Erderwärmung drängen Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm darauf, dass die Pariser Klimaschutzvereinbarung Grundlage der weiteren internationalen Verhandlungen bleiben müsse. „Der Rückzug von den in Paris übernommenen Verpflichtungen ist ebenso wenig verantwortliche Politik wie eine nur halbherzige Umsetzung … Vom G20-Gipfel sollte deshalb das Signal ausgehen, dass ‚Paris‘ der Ausgangspunkt aller weiteren Bemühungen um eine ambitionierte Klimapolitik bleibt.“

Die beiden Kirchen erinnern auch an die von den Vereinten Nationen 2015 beschlossene „Agenda 2030“ und die dort formulierten „nachhaltigen Entwicklungsziele“. Das weltweite Armutsniveau bezeichnen sie als „humanitäre Katastrophe, die sich tagtäglich ereignet“. Afrika müsse künftig im Zentrum der internationalen politischen Anstrengungen stehen. „Das ist nicht allein ein Gebot der Solidarität mit jenen, die heute am stärksten von Armut geschlagen sind. Es ist auch ein Gebot der Vernunft, denn gerade wir in Europa werden dauerhaft keine Stabilität erleben, wenn die Nachbarn ihre Verhältnisse nicht als menschenwürdig erleben“, so Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm.

Vor allem mit Blick auf die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten erhoffen sich die Kirchenvertreter vom Gipfel in Hamburg das „Signal für eine neue kooperative Sicherheits- und Friedenspolitik“. Die Staatenlenker müssten „jeder Aufrüstungsideologie widerstehen: Mehr Waffen sind keine Lösung“, heißt es in der Erklärung.